Von Abendmahl bis Zehn Gebote: Unser Kirchen-ABC

Jede Religion hat ihren Wortschatz, der Bezeichnungen für wichtige Glaubensgrundsätze, Rituale und Gebete beinhaltet. Hier ein kleines Lexikon für den christlichen Glauben.

Abendmahl, Jesus, Maria und Taufe: Wir klären die wichtigsten Worte im Christentum
Abendmahl, Jesus, Maria und Taufe: Wir klären die wichtigsten Worte im ChristentumCanva

A wie Abendmahl

Der Überlieferung nach feierte Jesus mit den zwölf Aposteln vor seinem Tod am Kreuz in Jerusalem das letzte Abendmahl. Als er seinen Jüngern dabei Brot und Wein reichte, sagte er: „Dies ist mein Leib“ und „Dies ist mein Blut“, so erzählen es die Evangelien. Auch über seinen Tod hinaus werde er mit seinen Jüngern in der Feier des Abendmahls verbunden bleiben, so lautete seine Botschaft, und er trug den Jüngern auf, das Abendmahl so weiter zu feiern.

In Erinnerung an diese letzte Mahlzeit entwickelte sich die christliche Handlung, die seit dem 2. Jahrhundert auch als Eucharistie­ bezeichnet wird. Der Begriff Abendmahl entstand durch Luther. Beim Abendmahl kommen Christinnen und Christen zusammen und teilen miteinander Brot und Wein. Sie feiern dabei, dass Jesus auferstanden und bei ihnen ist. Viele erleben es als Stärkung für den Glauben und das Leben. In der evangelischen Kirche ist das Abendmahl eines von zwei Sakramenten­, das andere ist die Taufe (siehe Buchstabe T).

B wie Bibel

Die Bibel oder auch die Heilige Schrift ist die wichtigste Textsammlung im Christentum. Sie ist die Grundlage des christlichen Glaubens und gilt Gläubigen als göttlich inspiriert. Die Bibel berichtet davon, wie Gott sich den Menschen gezeigt hat, wie er sich offenbart hat. Das Neue Testament nimmt dabei Bezug auf die jüdischen Schriften (Tanach). Die christliche Bibel besteht aus dem Alten Testament (AT) und dem Neuen Testament (NT). Während es im AT um den Bund Gottes mit dem Volk Israel geht, handelt das NT von dem neuen Bund, der durch Jesus begründet ist. Die christliche Bibel ist das am häufigsten gedruckte, publizierte und in die meisten Sprachen übersetzte schriftliche Werk der Welt.

Die Bibel gibt vielen Menschen Halt im Leben
Die Bibel gibt vielen Menschen Halt im LebenImago / Pond5Images

C wie Choral

Ein Choral ist ein üblicherweise von der Gemeinde gesungenes Kirchenlied. Seit dem 18. Jahrhundert wurde im Protestantismus das Gemeindelied mit Melodie­ und Text als Choral bezeichnet­, ebenso in Kantaten und Oratorien eingefügte Liedstrophen. Seit dem 19. und 20. Jahrhundert wird der Begriff auch in der weltlichen Musik für sakrale oder kirchenliedähnliche Stücke verwendet.

D wie Diakonie

Die Diakonie ist der Wohlfahrtsverband der Evangelischen Kirche in Deutschland. Das Wort stammt aus dem Griechischen von „diakonia“ ab und meint das Dienen oder Helfen. Sogenannte Diakone, die die Arbeit der Gemeinden unterstützen, gab es schon in den ersten christlichen Gemeinden. Als „diakonos“ bezeichnete Jesus sich selbst, er rief seine Jünger auf, ebenfalls zu dienen, statt sich über andere zu erheben. Die zentrale Botschaft ist, Menschen mit Liebe zu begegnen, auch wenn sie einem fremd sind.

E wie Engel

Engel sind die Boten Gottes. Die Religionswissenschaft bezeichnet Zwischenwesen zwischen Gott und Menschen als Engel. Es sind Geistwesen in Menschengestalt, die von Gott erschaffen und ihm untergeordnet sind. Sie kommen zu den Menschen, um Gottes Botschaften zu überbringen und schützen in Gefahren. Besonders im Alten Testament gibt es viele Geschichten über Engel.

Die Erzengel Michael (links), Raphael (Mitte)  und Gabriel (rechts) geleiten Tobias, Botticini, 1470
Die Erzengel Michael (links), Raphael (Mitte) und Gabriel (rechts) geleiten Tobias, Botticini, 1470wikimedia

F wie Fürbitte

Eine Fürbitte ist ein Gebet, in dem die Betenden Gott für jemand anderen um etwas bittet. Es können ganz unterschiedliche Bitten sein, die etwa in einer Taufe, bei Konfirmationen, Trauungen, Bestattungen oder in normalen Gottesdiensten gesprochen werden. Sie können sowohl innerhalb der Liturgie als auch im persönlichen Gebet gebetet werden.

G wie Gott

Christinnen und Christen glauben an Gott, der in Jesus auf die Welt gekommen ist. Er ist mit nichts gleichzustellen und mit nichts zu vergleichen. Gott ist unfassbar, unbegrenzt, er ist allmächtig und der Schöpfer aller Dinge. Er begegnet den Menschen als Schöpfer, der die Welt und die Menschen liebt, wie ein Vater seine Kinder. Als Sohn, der in Jesus Christus selbst Mensch geworden und als Heiliger Geist, der Menschen tröstet.

H wie Heiliger Geist

Die Bibel beschreibt den Heiligen Geist als Wesen in sichtbarer wie unsichtbarer Gestalt. Er wird sowohl im AT als auch im NT erwähnt. Das hebräische Wort für Geist ist ruach und meint „Wind“ oder „Hauch“. Der Heilige Geist ist eine der Erscheinungsweisen Gottes. Es ist die Kraft, die von Gott ausgeht. Für Luther ist es der Heilige Geist, der den Glauben schenkt, er wirkt durch das Wort Gottes.

I wie Ichthys

Der Fisch – griechisch „Ichthys“ – ist ein sehr frühes christliches Symbol und steht für die Kurzform des christlichen Glaubensbekenntnisses: „Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser“. Dabei stehen die Buchstaben für: I = Jesus, CH = Christus, TH = Gottes, Y = Sohn, S = Erlöser.

J wie Jesus

Jesus von Nazareth war ein jüdischer Wanderprediger. Nach der christlichen Lehre war er der von Gott zur Erlösung aller Menschen gesandte Messias und Sohn Gottes. Die Evangelien erzählen, dass eine Begegnung mit Jesus an niemandem vorüberging. Er konnte Menschen Hoffnung geben, Verletzungen heilen und Gottes Wirken im Alltag spürbar werden lassen.

K wie Kreuz

Es ist das wichtigste Symbol des Christentums: das Kreuz. Jesus starb den Foltertod am Kreuz. Es war eine der grausamsten Strafen im Römischen Reich. Aufständische ließ man langsam und qualvoll sterben. Obwohl nicht er sich schuldig gemacht hat, hat Jesus die Strafe auf sich genommen. Noch am Kreuz soll er der Überlieferung nach für seine Henker gebetet haben. Das Kreuz ist für Christen ein Symbol des Glaubens, man findet es überall dort, wo sich Menschen zu Jesus bekennen – in Kirchen, auf Friedhöfen, in Form von Kettenanhängern. Es bezeugt die Vergebung Gottes und den Sieg des Lebens über den Tod. Die konkrete Darstellung ist sehr unterschiedlich, es gibt leere Kreuze und solche, die den Gekreuzigten zeigen.

L wie Liturgie

Die Liturgie bestimmt, wie ein Gottesdienst gefeiert wird. Es gibt unterschiedliche Liturgien, einige Teile des Gottesdienstes haben selbst kleine Liturgien. Welcher Struktur man folgt und welche Elemente enthalten sind, ist in der Gottesdienstordnung festgelegt. In der Regel besteht die Liturgie eines Gottesdienstes aus vier Teilen: Eingangsteil, Lesungen und Predigt, Abendmahl und zum Schluss Fürbittengebet und Segen. Teile der Liturgie greifen auf jahrhundertealte Traditionen zurück. Zur Liturgie gehören nicht nur Gebete und Gesänge im Gottesdienst, auch die liturgische Kleidung und die liturgischen Farben gehören dazu. Wer durch den Gottesdienst führt, wird Liturg genannt.

M wie Maria

Maria ist die Mutter Jesu. Sie lebt mit ihrem Mann Josef in Nazareth in Galiläa. Im Christentum wird sie als Mutter Jesu Christi besonders verehrt,im Koran ist sie als jungfräuliche Mutter Jesu erwähnt. In der katholischen Kirche nimmt Maria unter den Heiligen eine besondere Stellung ein, die durch Mariendogmen verdeutlicht wird. Für Luther war Maria nur ein Mensch, so verschwand die Marienverehrung aus dem Glaubensalltag der evangelischen Kirche.

Gemälde "Die heilige Familie" von Tintoretto (Symbolbild)
Gemälde "Die heilige Familie" von Tintoretto (Symbolbild)akg-images / Erich Lessing

N wie Nächstenliebe

Als Nächstenliebe wird das helfende Handeln für andere Menschen bezeichnet. Innerhalb des christlichen Glaubens nimmt sie eine besondere Stellung ein. In Unterscheidung von der Selbstliebe und der Gottesliebe meint die Nächstenliebe eine Zugewandtheit zu anderen, bedürftigen Mitmenschen, die jedem Christen, jeder Christin aufgetragen ist. Im sogenannten Doppelgebot der Liebe des Matthäusevangeliums wird die Nächstenliebe zusammen mit der Gottesliebe als das höchste aller Gebote vorgestellt.

O wie Oblate

Das Wort Oblate kommt vom mittellateinisch oblata, oblatus und meint „dargebracht“. Es ist ein dünnes Gebäck aus Weizenmehl und Wasser. In der Kirche werden Oblaten beim Abendmahl verwendet. In der katholischen Kirche werden sie als Hostien geweiht, aber auch in der evangelischen Tradition können Oblaten verwendet werden. Sie stehen für das Brot, das Jesus beim letzten Abendmahl bricht und stehen für den Leib Christi. Abendmahlsoblaten werden in besonderen Bäckereien hergestellt.

P wie Paramente

Die im Kirchraum und in der Liturgie verwendeten Textilien werden Paramente genannt. Das Wort ist abgeleitet vom lateinischen „pare mensam“, wörtlich übersetzt: den Tisch bereiten. Sie sind meist künstlerisch gestaltet und werden in besonderen Werkstätten hergestellt. In der Farbgebung richten sie sich nach den liturgischen Farben des Kirchenjahres. Zu den Paramenten gehört das Antependium, ein farbiges Parament, das in der Regel einen Teil der Front des Altares bedeckt. Außerdem gibt es Paramente an der Kanzel, am Lesepult sowie Altardecken, Kelchtücher oder auch Taufsteindecken.

Q wie Quasimodogeniti

Der Sonntag Quasimodogeniti wird auch weißer Sonntag genannt. Er erinnert an die neue Geburt, die wir durch Wasser und Geist erfahren, also den Anfang eines neuen Lebens in Christus. Der Sonntag steht ganz im Zeichen des Osterfestes. „Quasi modo geniti infantes“ ist lateinisch und heißt übersetzt „Wie neugeborene Kinder“.

R wie Reformation

Die Reformation war eine religiöse Erneuerungsbewegung im 16. Jahrhundert, die sich in ganz Europa verbreitete. Martin Luther löste sie aus, indem er sich gegen missbräuchliche Praktiken der Kirche wandte. Sein Ziel war die Erneuerung der Kirche, nicht ihre Spaltung. Anstoß zur Reformation war unter anderem der Ablasshandel, in dem Luther einen Missbrauch sah. Mit seinen 95 Thesen widersprach er der Angst vor dem Fegefeuer, die von den Kirchenoberen geschürt wurde.

Der Ablass sei ein Geschäft für die Kirche ohne Wirkung für die Gläubigen. Luther vertrat die Ansicht, die Kirche könne den Menschen das Glauben nicht abnehmen, das müsse jeder und jede selbst tun. Daher hielt er es für unverzichtbar, dass die Menschen die Bibel selbst lesen können und übersetzte sie in ein verständliches Deutsch. Er führte den Gottesdienst in deutscher Sprache ein, schrieb deutsche Lieder und verfasste wichtige Lehrbücher auf Deutsch. Die Reformation hinterließ überall Spuren und war der Ursprung der verschiedenen Strömungen der evangelischen Kirche.

S wie Sündenfall

Unter dem Sündenfall versteht man den Verstoß der ersten Menschen – Adam und Eva – gegen das Verbot Gottes, vom Baum der Erkenntnis zu essen. Er zählt als Ursprung der Sünde. Adam und Eva lassen sich verführen, sie essen vom Baum der Erkenntnis in der Hoffnung, zu sein „wie Gott“. Dabei überschreiten sie die von ihm gesetzte Grenze und verlieren so das Paradies. Hier zeigt sich, was grundsätzlich mit dem Wort Sünde gemeint ist: der Zustand der Gottesferne. „Sünde“ ist mit dem deutschen Wort „sund“ verwandt, mit dem ein Abgrund oder Graben bezeichnet wird. Viel mehr als ein einzelnes Vergehen meint der Begriff der Sünde die Haltung, sich gegen Gott zu wenden oder über ihn erheben zu wollen.

T wie Taufe

Mit der Taufe wird man in die Gemeinschaft der Christinnen und Christen aufgenommen, gleichzeitig wird man auch Mitglied der Kirche. Allerdings ist die Taufe nicht an die Mitgliedschaft der Kirche gebunden – sie behält auch ihre Gültigkeit, wenn man aus der Kirche austritt. Derzeit wird in einzelnen Landeskirchen sogar die Idee diskutiert, ob man auch ohne Kirchenmitgliedschaft getauft werden könnte.

Eine Erwachsenentaufe in Hannover
Eine Erwachsenentaufe in Hannoverepd-Bild / Jens Schulze

Die Taufe zählt zu den Sakramenten der evangelischen Kirche und geht auf mehrere Erzählungen in der Bibel zurück. So tauft Johannes der Täufer Jesus. Johannes taufte die Menschen, um sie von ihren Sünden reinzuwaschen. Jesus ließ sich von ihm taufen und forderte seinerseits die Menschen zur Umkehr auf. Noch heute wird wie in der biblischen Geschichte mit Wasser getauft, der Kopf des Täuflings wird drei Mal mit Wasser benetzt. Für gewöhnlich geschieht das am Taufbecken. Es gibt aber auch Taufen unter freiem Himmel am Meer, Fluss oder See. Das Wasser steht für das neue Leben, das Gott dem Menschen in der Taufe schenkt.

U wie Umkehr

Umkehr ist ein Richtungswechsel. Im Christentum ist der Begriff eng mit dem der Buße verbunden. Denn das hebräische Wort für Buße bedeutet übersetzt eigentlich Umkehr. Es geht um eine Umkehr des Sünders wieder hin zu Gott. Der Buß- und Bettag ist der Tag, der zu Umkehr und Besinnung aufruft. Es soll dabei um Ehrlichkeit mit sich selbst, Einsicht, aber auch Nachdenken und Neuorientierung gehen.

V wie Vaterunser

Das Vaterunser ist das wichtigste Gebet des Christentums. Jesus selbst hat es seinen Jüngern beigebracht und heute beten es Christinnen und Christen in jedem Gottesdienst. Es verbindet Christen weltweit und ist in viele Sprachen übersetzt.

W wie Wallfahrt

Eine Wallfahrt oder Pilgerfahrt bezeichnet das Zurücklegen eines Pilgerweges. Es ist das Unterwegssein des Gläubigen auf dem Weg zu einem besonderen Zeugnisort des Glaubens. Der Mensch bricht auf, um neue Erfahrungen zu machen in der Anstrengung des Weges, der Stille, des Gebets und des Gesprächs mit anderen, die auf dem Weg sind.

Pilger auf dem Weg von Pamplona zum Alto del Perdón
Pilger auf dem Weg von Pamplona zum Alto del PerdónImago / blickwinkel

X wie Xp

XP ist das Christusmonogramm, es gilt als Symbol für Jesus Christus, das schon in den ersten Jahrhunderten des Christentums weit verbreitet war. X und P sind die beiden griechischen Buchstaben für Ch und R, damit zugleich die Anfangsbuchstaben des griechischen Wortes für Christus.

Y wie Ysop

Ysop ist ein einheimisches Gewächs im Vorderen Orient. Das Kraut, das als in Wänden wachsend beschrieben wird, wurde zur Reinigung verwendet und wird zwölf Mal in der Bibel erwähnt.

Z wie Zehn Gebote

Die Zehn Gebote haben sowohl im Judentum als auch im Christentum eine große Bedeutung. Sie sind Teil der Thora. Der biblischen Erzählung nach hat Gott Mose auf dem Berg Sinai die Gebote auf zwei steinernen Tafeln gegeben. Luther stellte sie an den Anfang seiner Katechismen, in denen er die Lehre des christlichen Glaubens zusammenfasste. Noch heute zählen sie zu den Hauptstücken des Glaubens.