Die wichtigsten Beschlüsse der EKBO-Herbstsynode

Die Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg schlesische Oberlausitz (EKBO) beriet über den kommenden Doppelhaushalt und beschloss konkrete Schritte auf dem Weg zur rassismuskritischen Kirche.

Herbstsynode 2023 der EKBO
Herbstsynode 2023 der EKBOKauffmann

Ungefähr zur gleichen Zeit wie in diesem Jahr wird auch im nächsten die Herbstsynode der Evangelischen Kirche in Berlin, Brandenburg und der schlesischen Oberlausitz (EKBO) tagen. Dies wäre der Erwähnung nicht wert, wenn es mit der Herbstsynode 2024 nicht ­eine besondere Bewandtnis hätte. Sie wird nämlich an einem Tag als Jugend­synode gemeinsam mit evangelischen Jugendlichen aus der gesamten Landeskirche stattfinden.

Das Durchschnittsalter der Synodalen, zurzeit geschätzt zwischen 55 und 60, wird am 22. November 2024 erheblich niedriger sein als gewohnt. Über die Anzahl der Personen im Präsidium dieser Synode auf der geplanten gemein­samen Tagung von Landesjugendvertretung und Landessynode gab es ironischerweise einen kurzen Disput, der aber schnell gelöst ­wurde.

Stäblein: Müssen mit den Menschen ins Gespräch über unseren Glauben kommen

Mehrtägige Synoden brauchen eine intensive Vorbereitung. Vielleicht ist es auch so zu erklären, ­warum die Berliner, Brandenburger und Oberlausitzer Delegierten wenig über die aktuelle Situation der evangelischen Kirche nach dem Rücktritt ihrer EKD-Vorsitzenden Annette Kurschus debattierten.

Ein ähnlich brisantes Thema, der galoppierende Kirchenmitgliederschwund, überließen die Kirchenparlamentarier weitgehend ihren Repräsentanten und deren Grußworten. Weil die Bindung an die Kirche, aber auch die Bindung an Religion und Glauben insgesamt nachließen, so Bischof Christian Stäblein, „müssen wir wieder zurück an den Anfang und neu mit den Menschen ins Gespräch über unseren Glauben kommen“.

Neue Namen für Ämter und Landeskirche

Synodenpräses Harald Geywitz ergänzte: „Immer wird geredet von Schmerz und schmerzhaften Entwicklungen. Aber hilft das den ­jungen Familien? Wer besucht sie beispielsweise und bringt Botschaften und praktische Unterstützung mit? Wie kommen wir tatsächlich ins Handeln? Kommen unsere ­Hände beim Beten zur Ruhe und werden dann stark zur Tat?“

Immer mal wieder kam auch der Jargon der Evangelischen zur ­Sprache, etwa dann, wenn es um Traditionstitel geht. So ist die Landeskirche dabei, die Bezeichnung „Generalsuperintendent oder Generalsuperintendentin“ durch die etwas verständlicheren Titel „Regionalbischöfin“ oder „Regionalbischof“ zu ersetzen – ein überraschend langwieriger Prozess. Ein anderer Sprachwandel soll sich mit der ungeliebten Abkürzung „EKBO“ beschäftigen, für die nach einem weniger komplizierten, einpräg­samen Namen gesucht wird. Das ­Insiderkürzel hat ausgedient.

Viele Kirchenfusionen und Vereinigungen

Schneller als gedacht formieren sich kleine Kirchengemeinden zu neuen, größeren Einheiten, berichtete die Konsistorialpräsidentin Viola Vogel in einem Statement. „2022 waren es bereits 37 Prozesse und im Jahr 23 haben wir nach ­jetzigem Stand 83 Vereinigungsprozesse. Ich bin wöchentlich ­dabei, Kirchgemeinden urkundlich zu vereinigen und es ist wirklich ein Erfolg. Fast könnte man von Fließbandarbeit sprechen.“

 

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Als es am Freitagnachmittag ums Geld ging, also um die Beratung des Doppelhaushaltes 2024 und 2025, da war auch ein Dank an die mehr als 800.000 zahlenden Kirchenmitglieder in Berlin, Brandenburg und der schlesischen Oberlausitz fällig. ­Diesen Dank formulierte der Finanzchef der EKBO, Hartmut Fritz, in seiner Einbringung des Doppelhaushaltsentwurfes. „Ganz am ­Anfang möchte ich zunächst allen Gemeindegliedern herzlich danken, die durch regelmäßige Zahlung der Kirchensteuer erst das vielfältige Leben in unseren Gemeinden und die verschiedenen Aktivitäten der Landeskirche ermöglichen. Die Kirchensteuer ist und bleibt die Einnahmequelle, die es uns erst ermöglicht, Verantwortung zu übernehmen.“

Inflationsausgleich für Pfarrerinnen und Pfarrer vertagt

Für das Haushaltsjahr 2024 wurde eine Summe von gut 473 Millionen Euro und für das Haushaltsjahr 2025 eine Summe von fast 485 Millionen Euro einstimmig beschlossen. ­Davon werden unter anderem die Versorgungsbezüge (Pensionen) der Ruheständler bezahlt, aber auch die Besoldung der 862 aktiven Pfarrerinnen und Pfarrer. Über deren möglichen Inflationsausgleich soll nach Abschluss der ­Tarifverhandlungen während der nächsten Frühjahrestagung neu ­beraten werden.

Kurz kam eine Frage auf, wieso die Landeskirche rund zwei Millionen Euro Zuschuss an das Diakonische Werk überweise, das nichts dagegen tun konnte, dass zwei ihrer diakonischen Unternehmen eine Senioreneinrichtung schlossen und diese in eine Flüchtlingsunterkunft umwidmeten. „Ihre Worte treffen auf eine erschöpfte Direktorin“, sagte ­Ursula Schoen, Direktorin des Diakonischen ­Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (DWBO) vor den Synodalen.

Den Tränen nahe versicherte sie, das Diakonische Werk habe in diesem Fall alles getan. Außerdem erinnerte sie an die prinzipielle Eigenständigkeit diakonischer Träger. Sie betonte zudem, dass die Diakonie für die Kirchenkreise und für viele Gemeinden in der EKBO große Aufgaben erfülle. „Da geht es um die Freiwilligendienste, die Existenzsicherung, die Kältehilfe, es geht um die Themen Integration, Geflüchtetenunterkünfte.“ Der Anteil der EKBO an den Einnahmen des Diakonischen Werkes betrage zwischen acht und neun Prozent, so Direktorin Schoen.

Langer Weg zu einer rassismuskritischen Kirche

Diakonisch-praktischer Rat könnte auch in der nächsten Zeit gut gebraucht werden; vor dem Hintergrund informativer Referate und Workshops während der Synode will sich die Landeskirche „in den nächsten Jahren auf den Weg hin zu einer rassismuskritischen Kirche machen und konkrete Maßnahmen ergreifen, die wirklich weiterhelfen, das zu tun, was wir uns hier versprochen haben“, sagte Harald Geywitz zusammenfassend.

Nathalie Eleyth befasst sich mit dem Thema Rassismus in der Kirche
Nathalie Eleyth befasst sich mit dem Thema Rassismus in der KircheRuhr-Universität Bochum

Dass die Kirche hier noch einen weiten Weg vor sich hat, zeigte die die Beschäftigung mit dem Thema. Nathalie Eleyth, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Christliche Gesellschaftslehre an der Ruhr-Universität Bochum, hielt einen von zwei Vorträgen zu Rassismus. Anschließend stellte sie sich den Fragen der Synodalen. Auf eine Nachfrage, ob die ­Frage nach der Herkunft eines Menschen wirklich rassistisch sei oder nicht auch von Interesse zeugen könne, und ein Kompliment dafür, dass die Referentin gut Deutsch als Fremdsprache spreche – obwohl das ihre erste Sprache ist, wie sie sagte –,  hörte die Referentin Synodale Lachen.

Das und ­eine weitere Äußerung führten dazu, dass Nathalie Eleyth die Synode als „gewaltvollen Raum“ erlebte und dies auch äußerte – per Post auf Instagram. Kurz darauf folgte – ebenfalls auf Instagram – eine Bitte um Entschuldigung von „gemeinsam.ekbo“ an Nathalie Eleyth.

Hilfe für Palästina durch das Missionswerk

Mit grassierendem Antisemitismus in Deutschland und der Welt hatte sich die Synode schon zu Anfang ihrer Tagung intensiv beschäftigt. Und die Frage: Wie hältst du`s mit Israel?, stellt sich in der EKBO und dem ihr nahestehenden Missionswerk zurzeit ganz konkret. Sollte die evangelische Kirche nach den Hamas-Terrorakten ihre (materielle) Hilfe in Palästina einstellen? „Fast jeder Euro, den das Berliner Missionswerk nach Palästina überweist, fließt in das Schulzentrum Talitha Kumi in der Westbank nahe Jerusalem“, erläuterte Christof Theilemann vom Berliner Missionswerk vor den Synodalen.

„In Talitha Kumi machen wir Bildung für Toleranz, für Frieden. Es ist einer der wenigen Orte im Heiligen Land, wo sich überhaupt noch Israelis und palästinensische Menschen treffen können. Im Übrigen sind wir mit Talitha Kumi einer der größten ­Arbeitgeber in der Westbank. Wenn wir diese Förderung einstellen würden, hätten wir ein wirtschaftliches Vakuum in der Westbank.“

Gemeinsam gegen Antisemitismus

„Wir stehen gegen Antisemitismus. Aber auch Versöhnung sehen wir als unseren Auftrag an“, sagte Harald Geywitz in einem Resümee, nachdem am vergangenen Samstagnachmittag die siebte Tagung der Fünften Landessynode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) zu Ende gegangen war. Kurz zuvor hatte das Kirchenparlament eine „Ermutigung zum Einsatz gegen Antisemitismus angesichts des Angriffs der Hamas auf Israel und für ein friedliches Zusammenleben in unserem Land“ beschlossen.

Darin bekräftigen die Synodalen: „Wir beklagen das Schweigen weiter Teile der deutschen Zivilgesellschaft angesichts des Terrors gegen Israel. Als Christinnen und Christen wollen und dürfen wir es nicht hinnehmen, dass Jüdinnen und Juden sich in Deutschland alleingelassen und nicht mehr sicher fühlen können. Wir stehen als Evangelische Kirche unmissverständlich an ihrer Seite. Wir bitten alle evangelischen Christinnen und Christen, sich daran erkennbar zu beteiligen.“ Und mit Blick auf antimuslimische Tendenzen in der Gesellschaft: „Wir stehen gegen jeden Versuch, den gesell-schaftlichen Zusammenhalt zu ­stören. Wir verurteilen Muslim- und Islamfeindlichkeit.“

Nachwahlen und nächste Frühjahrssynode 2024

Neu in die Kirchenleitung gewählt wurde die Historikerin Sonja Hammer-Klonowski, Gemeinde­kirchenratsvorsitzende in der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde Berlin-Lankwitz. Durch das Ausscheiden von Altpräses Sigrun Neuwerth aus Synode und Kirchenleitung aufgrund ihres Umzugs wurde nachgewählt.  Die nächste Tagung der Landessynode vom 19. bis 20. April 2024 wird nicht wie gewohnt in Berlin, sondern in Görlitz in der schlesischen Oberlausitz stattfinden wird, um die Neubildung der EKBO vor 20 Jahren zu würdigen.