NDR-Rundfunkrat gibt Beschwerden gegen Namibia-Doku statt

Im vergangenen September strahlte der NDR eine Doku über Namibia und den Völkermord. Die Sendung hat heftige Kritik ausgelöst. Jetzt reagiert der Rundfunkrat.

Der NDR hat die Doku „Deutsche Schuld – Namibia und der Völkermord“ aus dem Programm genommen
Der NDR hat die Doku „Deutsche Schuld – Namibia und der Völkermord“ aus dem Programm genommenImago / Bonn-Sequenz

Der NDR-Rundfunkrat hat mehreren Programmbeschwerden gegen die TV-Dokumentation „Deutsche Schuld – Namibia und der Völkermord“ stattgegeben. Der Rundfunkrat hat die Entscheidung mit knapper Mehrheit gefällt. Die Dokumentation, die im September im NDR ausgestrahlt wurde, thematisiert die von Deutschen zur Kolonialzeit verübten Verbrechen an den Volksgruppen der Herero und Nama. Außerdem geht es um wirtschaftliche Ungerechtigkeit in Namibia.

Das Gremium rügte mehrere Punkte, darunter „das Auslassen von wesentlichen Informationen zur Geschichte und Entwicklung Namibias nach dem Ende der Kolonialzeit bis heute“. Der Rundfunkrat folgte mit seiner Entscheidung einer Empfehlung seines Programmausschusses. Von den anwesenden 43 Ratsmitgliedern stimmten 22 dafür, den Beschwerden stattzugeben. 20 Mitglieder votieren dagegen, es gab eine Enthaltung.

NDR-Intendant Knuth: Sendung “missglückt”

NDR-Intendant Joachim Knuth wurde vom Rundfunkrat angewiesen, den festgestellten Verstoß gegen Vorgaben des NDR-Staatsvertrags „künftig zu unterlassen“. Das heißt, der NDR darf die Dokumentation nicht mehr ausstrahlen oder in der ARD-Mediathek zugänglich machen. Knuth bezeichnete die Sendung in der Sitzung als „missglückt“ und kündigte an, dass diese nicht erneut verbreitet werde.

Die Dokumentation sei als Presenter-Format angelegt gewesen, erklärte Knuth. Es müsse künftig geprüft werden, bei welchen Themen sich solche Formate eigneten. Presenterin in dem Film, den die Firma Eikon im Auftrag von NDR, MDR, RBB und SWR produziert hatte, ist die Moderatorin Aminata Belli.

Botschafter kritisiert Doku

Der Film hatte deutliche öffentliche Kritik ausgelöst. Anfang Dezember wurde er aus der ARD-Mediathek genommen. Die Kritiker, darunter auch zwei im Film interviewte Namibierinnen, verwiesen auf inhaltliche Fehler. Auch warfen sie den Machern Klischees und ideologische Voreingenommenheit vor, unter anderem beim komplexen Thema der „Landfrage“.

In einem Offenen Brief kritisierten rund 160 Unterzeichner den Film, darunter der frühere deutsche Botschafter in Namibia, Christian Schlaga. Dieser werde dem Anliegen, über die Geschichte und weitere Entwicklung Namibias auf der Basis von Fakten und ohne ideologische Scheuklappen zu berichten, in keiner Weise gerecht. Der Film erweise sich als „eine oberflächliche, in allen wichtigen Fragen völlig unreflektierte und bei vielen Sachdarstellungen faktisch falsche Präsentation“.