Zum Jahrestag des Ukraine-Kriegs: Staatsspitzen erinnern an Opfer

Am Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine sendet Deutschland ein Signal der Solidarität an das überfallene Land. Die Spitzen des Staates kommen dazu ins Berliner Schloss Bellevue.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier während seiner Ansprache am 24. Februar im Schloss Bellevue
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier während seiner Ansprache am 24. Februar im Schloss BellevueImago / Chris Emil Janßen

Worte der Solidarität, ukrainische Flaggen, eine Schweigeminute: Am ersten Jahrestag des Beginns des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine haben die Spitzen des Staates der Opfer des Kriegs gedacht. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, hatten zu einer zentralen Gedenkveranstaltung ins Schloss Bellevue in Berlin eingeladen. Steinmeier sagte, die Deutschen bewunderten den Mut, die Kraft und den Willen der Menschen in der Ukraine bei der Verteidigung ihres Landes.

Man stehe in Solidarität an ihrer Seite, sagte Steinmeier. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dankte per Videobotschaft für die deutsche Unterstützung, auch durch Waffen. Die Waffen würden helfen, den Frieden wiederherzustellen, sagte Selenskyj. Niemand werde mehr eine Aggression gegen eine andere Nation wagen, wenn er wisse, dass die freie Welt diese Nation verteidigen werde, sagte der ukrainische Präsident.

Botschafter dankt für Aufnahme von Millionen Flüchtlingen

Botschafter Makeiev dankte Deutschland in seiner Rede für die Aufnahme von mehr als einer Million Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine. Deutschland und die Ukraine hätten im vergangenen Jahr gelernt, sich besser zu verstehen. „Diese Betrachtungswende gehört auch zur Zeitenwende“, sagte Makeiev, der die Gäste unter anderem mit der Wendung „meine Freunde“ begrüßte.

Steinmeier betonte in seiner Rede: „Deutschland ist nicht im Krieg, aber dieser Krieg geht uns an.“ Der Bundespräsident wies zugleich darauf hin, dass sich viele Menschen in diesen Tagen nach Frieden sehnten. Doch ein „Scheinfriede“, der nur Wladimir Putins Landraub besiegele und die Menschen der Willkür der Besatzer überlasse, „so ein Friede wird kein Friede sein“, fügte er mit Blick auf Russlands Präsidenten hinzu. Nicht die Ukraine und ihre Verbündeten verweigerten sich dem Frieden, „es ist Russland“, sagte Steinmeier.

„Der Frieden fällt nicht vom Himmel“

Auch Makeiev sagte, es könne keinen Diktatfrieden, sondern nur einen gerechten und dauerhaften Frieden geben. „Der Frieden fällt nicht vom Himmel“, sagte er. Vom Himmel fielen in der Ukraine russische Marschflugkörper. Deswegen müsse der Frieden erkämpft werden.

Der Bundespräsident und der Botschafter hatten Vertreter und Vertreterinnen von Militär sowie aus dem Kultur- und Bildungsbereich der Ukraine zu der Veranstaltung eingeladen, darunter die Musikerin Kateryna Polischuk, die zusammen mit Kämpfern im Asow-Stahlwerk eingeschlossen war. Die ausgebildete Opernsängerin war als Freiwillige an die Front gegangen und hat dort nach eigenen Worten Verwundete versorgt. Sie wolle ihr Land verteidigen. Dies tue die Ukraine für die gesamte zivilisierte Welt, sagte sie. Sie wolle anderen Menschen den Anblick von Kindern in Leichensäcken ersparen, sagte Polischuk.

Ein „verschlingender Krieg“

Zu Gast war auch die nach Deutschland geflohene Verlegerin Kateryna Mishchenko, deren Mann in Kiew bleiben, bislang aber nicht an die Front musste. Sie sorge sich um ihn, sagte sie. Viele Menschen seien aus dem Krieg nicht zurückgekommen. Mishchenko sprach von einem „verschlingenden Krieg“.

An der Veranstaltung im Schloss Bellevue nahmen neben Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und Bundeskanzler Olaf Scholz (beide SPD) auch die Spitzen der anderen Verfassungsorgane sowie mehrere Bundesminister und Persönlichkeiten aus der Gesellschaft teil. Während seiner Rede bat Steinmeier um eine Schweigeminute für die Opfer des Kriegs in der Ukraine. Zudem war im und am Schloss Bellevue wie an vielen prominenten Stellen am Freitag die blau-gelbe Flagge der Ukraine zu sehen. Am frühen Freitagmorgen versammelten sich einige prominente Politikerinnen und Politiker zudem zu einem Friedensgebet, zu dem die evangelische, katholische und orthodoxe Kirche eingeladen hatten.