Wie der Hamburger Wärmewinter Menschen zusammenbringt

Eine Hamburger Kirchengemeinde startet mit einer besonderen Aktion in den „Wärmewinter“. Immer donnerstags sollen Menschen neben einem Bauwagen ins Gespräch kommen, Feuerschale inklusive.

Treffpunkt Feuerschale: Der Wärmewinter beginnt gemütlich in Hamburg-Altona
Treffpunkt Feuerschale: Der Wärmewinter beginnt gemütlich in Hamburg-AltonaMarieke Lohse

Es ist ein herbstlicher Nachmittag in Hamburg-Altona. „Schöner geht’s nicht“, sagt Pastorin Melanie Kirschstein von der Initiative „Zusammen Wir!“ im Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein. So hat sie sich die Eröffnung am Bauwagen vor der Trinitatis-Kirche vorgestellt: Goldenes Laub weht von den Bäumen, ein paar letzte Sonnenstrahlen zeigen sich zwischen den Ästen, es wird kälter. Zum Glück können sich die Gäste an Feuerschale und Suppe aufwärmen.

Die Feuerschale hat der Großvater von Pastor Torsten Morche gebaut. Die Suppe kommt von der Obdachlosentagesstätte „Mahlzeit“ in Altona. Gestiftet wurde beides eigens für das Projekt „Treffpunkt Feuerschale“, das am 2. November gestartet ist. Das Projekt ist Teil der Wärmewinter-Aktion der Diakonie und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). „Wärme für Leib und Seele, gute Nachbarschaft, tolle Musik – und Lagerfeuer ist ja wohl die älteste Kulturform, um zusammen zu kommen“, erklärt Kirschstein die Idee hinter dem Projekt, das den ganzen Winter laufen soll.

Wärmewinter: Christlicher Grundgedanke zählt

Jeden Donnerstag ab 16 Uhr werde es Musik, eine heiße Suppe, Gespräche und zusammen sein in der Nachbarschaft rund um die Feuerschale geben. „Wir brauchen mehr Miteinander und Füreinander hier rund um das neu entstehende Quartier“, sagt Morche. Begleitet wird die Aktion von einem Beratungs- und Seelsorge-Angebot, denn: „Wärme und Gemeinschaft gehören zusammen“, ergänzt Kirschstein. Das sei auch der christliche Grundgedanke: „Der Mensch lebt eben auch vom Miteinander, von der Liebe und Nächstenliebe.“

Das Ganze hat Pfadfinder-Atmosphäre: Am Feuer sitzen, Gitarrenmusik hören und miteinander singen. „Pfade finden“ passt gut, bestätigt Pastor Morche: „Weil die Kirchengemeinde sich in den letzten zwei bis drei Jahren auf den Weg in das Quartier und in die Nachbarschaft gemacht hat.“ In diesem Zusammenhang wurde auf dem Platz südlich der Kirche ein Bauwagen aufgestellt, unterstützt vom Bezirksamt und der Fernsehlotterie.

Diesen Impuls habe die Kirchengemeinde mit der Initiative „Zusammen Wir!“ aufgenommen und gesagt „wir wollen Pfade finden aus dem engen, begrenzten, sicheren Feld der Kirche heraus, um zu gucken, was Andere machen und brauchen“, sagt Morche.

Was der Bauwagen symbolisiert

Begegnung in der Nachbarschaft ermöglichen, das sei das Ziel des Projekts an diesem belebten Ort zwischen Kiez, Königstraße und Fischmarkt. Und es geht um noch mehr: „Der Bauwagen ist auch ein Symbol für den notwendigen Umbau von Kirche und Gesellschaft“, findet Pastorin Melanie Kirschstein. Es sollen mehr Orte entstehen, an denen auch eine neue Art von Gemeinschaft möglich ist. Zu den Gästen zählen Kinder und Familien, Obdachlose und Nachbarn, aber auch viele ältere alleinstehende Menschen, „die genau das suchen und sich freuen, dass es eine heiße Suppe gibt“.

Gemeinschaft bezieht sich bei der Aktion nicht nur auf das Zusammensein der Nachbarn, sondern auch auf die Einrichtungen, die hinter dem Projekt stehen: „Es ist ein Symbol dafür, dass Kirchengemeinden vor Ort und diakonisches Engagement wieder mehr zusammengehören“, meint Kirschstein. Und das sei ohnehin die Idee hinter dem entstehenden Trinitatis-Quartier. Auch Pastor Torsten Morche sieht darin eine wichtige Aufgabe der Kirche: Einsamkeit sei eines der wachsenden zentralen Themen und betreffe alle Altersgruppen und Schichten. „Das wollen wir aufnehmen und ich glaube, da tun wir eine echte Dienstleistung an der Gesellschaft.“