Die ganze Sache erinnert ein bisschen an einen alten Film, nämlich “Und täglich grüßt das Murmeltier”. In der Komödie aus den 90er-Jahren ist Bill Murray als Wetterfrosch in einer Zeitschleife gefangen und erlebt den gleichen Tag immer wieder.
So ähnlich verhält es sich mit der Frage, ob der Reformationstag ein arbeitsfreier Feiertag bleiben soll oder ob wir alle am 31. Oktober arbeiten, um die Wirtschaft anzukurbeln – eine Frage, die immerhin neun Bundesländer betrifft. Jedes Jahr Mitte Oktober macht irgendjemand mit Sicherheit dieses Fass auf – zu Unrecht, denn der Reformationstag hat richtigerweise seinen Platz im Feiertagskalender.
Reformationstag: Mehr als “nur ein freier Tag”
Dieses Jahr preschte die CDU-Politikerin Gitta Connemann vor. Als Bundesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion beschwerte sie sich in einem Podcast darüber, dass kirchliche Feiertage dafür herhalten müssten, “sich einen freien Tag zu machen”. Sie gehe am 31. Oktober manchmal in die Kirche und sei verwundert, wie schlecht der Gottesdienst besucht sei. Da hat sie allerdings Recht. An zu vielen Feiertagen (von Heiligabend mal abgesehen) bleibt so manche Kirchenbank leider leer. Das ist aber ein Problem der Kirchen, nicht der Politik.
Doch man muss ja nicht unbedingt in die Kirche gehen für eine innere Einkehr. Das funktioniert auch zuhause an einem Tag, an dem man nicht arbeiten muss. Und überhaupt liegt man an einem Feiertag ja nicht nur faul im Bett herum. Dann ist endlich mal Zeit, sich anderen wichtigen Dingen als dem Büro ausführlich zu widmen – etwa einen Angehörigen pflegen (was etwa sieben Millionen Deutsche machen) oder ehrenamtlich aktiv werden (was mehr als 15 Millionen Deutsche machen). Sie haben sich den freien Tag mehr als verdient.

Überhaupt ist es etwas leichtfertig, wenn die evangelische Politikerin Gitta Connemann den Verzicht auf den arbeitsfreien Reformationstag mal eben in einem Podcast fordert. Denn der Tag hat nun – weiß Gott – eine historische Dimension. Er erinnert an die Entstehung des Protestantismus und prägt die evangelische Identität bis heute. Das sollte uns schon einen Feiertag wert sein.
Von wegen “positiver Effekt auf die Wirtschaft”
Die EKD hat auf die Diskussion prompt reagiert und richtigerweise darauf hingewiesen, dass es keine empirischen Belege dafür gebe, dass die Streichung von Feiertagen einen positiven Effekt auf die Wirtschaft habe. Auch eine klare Reaktion der evangelischen Kirche gehört – Stichwort “Murmeltier” – zu dieser Debatte dazu. Im Film entkommt Bill Murray der Zeitschleife übrigens, indem er einen Tag lang nur Gutes tut. Schwer zu glauben, dass sich die Diskussion um den Reformationstag so abräumen lässt.
