Weniger Gottesdienstbesucher an Weihnachten: Zeit für neue Formate

Die Zahl der Gottesdienstbesucher an Weihnachten schwindet laut einer Studie. Keine Riesen-Überraschung. Statt zu klagen, sollte man sich über neue Konzepte austauschen. Corona war ein guter Anfang.

Weihnachten in der Kirche: Das hat schon was! Aber neue Formate müssen her, schreibt Carina Dobra in ihrem Kommentar
Weihnachten in der Kirche: Das hat schon was! Aber neue Formate müssen her, schreibt Carina Dobra in ihrem Kommentarepd-bild/ Rolf Zöllner

Eigentlich dürften die Zahlen niemanden überraschen. Und trotzdem müssen jetzt einiger Pfarrerinnen und Pfarrer sicherlich schlucken, wenn sie lesen, dass nur noch 14 Prozent der Deutschen einen Gottesdienstbesuch zu Weihnachten planen. Das hat die jährliche Weihnachtsstudie der Universität der Bundeswehr in München ergeben. Der Trend zeichnete sich schon im vergangenen Jahr ab. Offenbar haben sich die Menschen durch Corona vom Weihnachtsgottesdienst entwöhnt.

Verrückt, gab es doch Zeiten, in denen die Gemeindemitglieder eine Stunde früher vor der Kirche frieren mussten, um einen Sitzplatz zu ergattern. Eine Essener Kirchengemeinde hatte 2018 sogar einmal Eintrittskarten vergeben. Die Zeiten sind vorbei. Jetzt braucht es (mehr) neue Ideen.

„Trecker-Weihnacht“: Formate aus Corona-Zeiten weiterentwickeln

Und das Beste ist: Während Corona sind einige Gute entstanden. Diese ließen sich weiterentwickeln, überall in Deutschland, Stadt und Land. Erinnern wir uns zum Beispiel an Robert Vetter aus Stuhr bei Bremen mit seiner „Trecker-Weihnacht“. Der Pastor ist an Heiligabend mit Trecker und Anhänger durch den Ort gefahren und hat den Gottesdienst vor die Haustüren gebracht. Das macht er übrigens auch in diesem Jahr wieder.

Während Corona predigte Pastor Vetter vom Trecker
Während Corona predigte Pastor Vetter vom TreckerKirchengemeinde Stuhr

Auch schön waren kurze Andachten via YouTube oder Instagram, in denen die Userinnen und User sich zum Teil mit Fragen, Gedanken und Wünschen einbringen konnten. Oder die Wohnzimmer-Gottesdienste: Kein Schick-machen, kein Fahrtweg und trotzdem ein bisschen Kirchen-Feeling.

Einige Gemeinden haben daraus gelernt und bieten „Heiligabend etwas anders“ an, wie zum Beispiel die Emmaus-Gemeinde in Soest (NRW). Bereits im dritten Jahr gibt es hier keine klassischen Weihnachtsgottesdienste, sondern verschiedene Angebote wie eine Outdoor-Krippe, eine Licht-Installation und Schafe zum Streicheln.

Weihnachtsfilme in der Kirche – mit Glühwein und Plätzchen

Jetzt sagt sich das immer so leicht: Lasst euch doch mal was einfallen. Zumal viele Pfarrerinnen und Pfarrer neue Formate ausprobieren. Es braucht eben mehr davon. Laut der Studie gehören für die meisten Deutschen Weihnachtsfilme zum Fest. Das ließe sich doch verbinden. So kann eine Kirchengemeinde doch „Kevin allein zu Haus“ oder den „Grinch“ in der Kirche zeigen. In Decken eingemummelt, mit heißem Glühwein, Plätzchen und einem kleinen Segen danach.

Redakteurin Carina Dobra wünscht sich kreative Formate für den Gottesdienst an Heiligabend
Redakteurin Carina Dobra wünscht sich kreative Formate für den Gottesdienst an HeiligabendChristoph Boeckheler

Oder ein Gottesdienst, in dem nur Weihnachtslieder gesunden werden. Mal ehrlich: Wie viele Gottesdienstbesucher warten nur darauf, bis endlich wieder ein Lied angestimmt wird? Ich jedenfalls gehöre dazu.

Die gute Nachricht: Menschen wollen die Feiertage entspannter angehen

Nach vorne schauen und Chancen sehen. Das wünsche ich mir von Kirche für die kommenden Weihnachtsfeste. Außerdem hält die Studie auch ein paar gute Nachrichten bereit: Knapp ein Drittel der Befragten (31 Prozent) planen, weniger Geld für Geschenke auszugeben (58 Prozent). Die Umfrage zeigt, dass sich rund die Hälfte der Menschen mehr Zeit für sich und ihre Liebsten nehmen und die Feiertage gelassener angehen möchten.