Umwelt-Bischöfin zur Klimakonferenz: „Ich sehe das Positive“

Die Richtung der Klimakonferenz lobt Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt. Im Interview sagt die EKD-Umweltbeauftrage außerdem, was Kirche fürs Klima machen kann.

Nordkirchen-Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt ist EKD-Beauftragte für Schöpfungsverantwortung
Nordkirchen-Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt ist EKD-Beauftragte für Schöpfungsverantwortungepd-bild / Thomas Lohnes

Einigung bei der Klimakonferenz in Dubai: Die Weltgemeinschaft strebt eine eine Abkehr von Öl, Gas und Kohle an. Ein Beschluss ruft die Staaten zu einem Übergang weg von fossilen Brennstoffen in Energiesystemen auf. Was sagt die Beauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für Schöpfungsverantwortung dazu? Ein Interview mit der Nordkirchen-Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt.

Die Klimakonferenz will zu einem „Übergang“ weg von fossilen Energien aufrufen. Wie bewerten Sie dieses Ergebnis, reicht das?
Kristina Kühnbaum-Schmidt: Ich habe noch nicht alle Ergebnisse im Detail lesen können, aber zunächst sehe ich das Positive: Die Weltklimakonferenz hat sich darauf einigen können, zur Abkehr von fossilen Energieträgern aufzurufen. Dazu soll die Kapazität der erneuerbaren Energien bis 2030 verdreifacht und die Energieeffizienz im gleichen Zeitraum verdoppelt werden. Allerdings muss man auch klar festhalten: Die jetzt formulierte Abkehr ist nicht der von vielen Staaten, und auch von mir im Vorfeld der Konferenz angemahnte beschlossene Ausstieg. Das zeigt deutlich: Nach COP28 ist vor COP29!

Jetzt gilt es, das bislang Unvollendete voranzutreiben, damit aus der Abkehr ein Ausstieg wird. Dabei müssen Deutschland und die anderen Industriestaaten eine Vorreiterrolle einnehmen.

Die Leitung der Klimakonferenz von Dubai beklatscht das Abschlussdokument
Die Leitung der Klimakonferenz von Dubai beklatscht das AbschlussdokumentImago / TT

Machen Sie sich nach dieser Klimakonferenz weniger Sorgen um das Klima?
Wir müssen uns bewusst sein: Wir haben nur diesen einen Planeten – mit seinen Schätzen und seinen Grenzen. Er ist die Grundlage unseres Lebens. Konsequenter Klimaschutz ist nichts Geringeres als konsequenter Einsatz für die Gegenwart und Zukunft des Lebens. Die Weltklimakonferenzen sind ein Ort, wo die Weltgemeinschaft zusammenkommt, und die Verhandlungen haben gezeigt, wie schwer es dabei ist, unterschiedliche Sichtweisen und Situationen zusammenzubringen und Kompromisse zu finden.

Aber in all dem dürfen wir das 1,5-Grad-Ziel nicht aus den Augen verlieren. Dazu müssen insbesondere die Staaten des globalen Südens in ihrem Kampf gegen die Folgen des Klimawandels massiv finanziell unterstützt und deren Umstieg auf erneuerbare Energien gefördert werden.

Was kann Kirche gegen die Klimakrise machen?
Es ist ein schnelles und konsequentes Handeln auf allen Ebenen gefragt. Dazu gehören erstens verbindliche rechtliche Regelungen und Vorgaben, die auf EKD- und landeskirchlicher Ebene mit Klimaschutzgesetzen und -richtlinien geschaffen wurden. Sie müssen jetzt umgesetzt werden. Gebäude, Beschaffung, Mobilität, Ernährung – all das sind Bereiche, in denen wir unser Handeln bewusst gestalten und verändern können. Mit den Dächern kirchlicher Gebäude gibt es z.B. ein bei weitem noch nicht ausgeschöpftes Potential, um den Ausbau von Photovoltaik voranzubringen. Als Kirche vertrauen wir auf die Zukunft eröffnende Liebe Gottes – wir müssen und können die Welt nicht allein, aus eigener Kraft, retten. Gottes schöpferische Liebe ist und bleibt am Werk. Das stärkt und unterstützt unser menschliches Engagement.

Und was können wir alle machen? Was machen Sie persönlich?
Entscheidend ist, wir müssen alles tun, um den Ausstoß von Emissionen zu verringern. Dabei spielt der Verkehr eine große Rolle. Ich bin auf ein rein elektrisches Dienstfahrzeug umgestiegen. Das geht wunderbar. Und ich nutze, wo immer es geht, die Bahn. Zuhause koche ich überwiegend und sehr gern mit regionalen und saisonalen Lebensmitteln. Das spart Transportkosten und Energie – und es macht Spaß, alte und neue Rezepte mit heimischen Zutaten zu entdecken.