UN-Wetterbehörde: Extreme Hitze führt in wenigen Jahren zu 1,5-Grad-Marke

Der Klimawandel ist da, das gewohnte Wetter kommt nicht mehr zurück. Die Weltwetterorganisation erwartet, dass die 1,5-Grad-Marke zeitweise überschritten wird – schon in den kommenden fünf Jahren.

Städte sollen mehr begrünt werden - das ist einer der Punkte für ein bundesweites Klimaanpassungsgesetz
Städte sollen mehr begrünt werden - das ist einer der Punkte für ein bundesweites KlimaanpassungsgesetzImago / Jochen Tack

Die Jahre bis 2027 werden nach Prognosen der Weltwetterorganisation WMO der wärmste je verzeichnete Fünfjahreszeitraum. Davon sei mit einer 98-prozentigen Wahrscheinlichkeit auszugehen, teilte die UN-Organisation mit. Ebenso wahrscheinlich sei es, dass die Durchschnittstemperatur eines dieser Jahre den bisherigen Rekord von 2016 übertreffe. In den kommenden Monaten erwarten die Wissenschaftler außerdem das Klimaphänomen El Nino, das die Temperaturen in „unbekannte Bereiche“ treiben könnte.

Die Chance, dass in den nächsten fünf Jahren wenigstens einmal das Jahresmittel der globalen Oberflächentemperatur die Schwelle von 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau überschreitet, geben die Wissenschaftler inzwischen mit 66 Prozent an. Bei ihrer letztjährigen Einschätzung berechneten sie diese Risiko noch mit 48 Prozent. 2015, als das Pariser Klimaabkommen geschlossen wurde, galt eine zeitnahe 1,5-Grad-Erwärmung als völlig außerhalb des Erwartbaren.

Der leitende Wissenschaftler des Berichts, Leon Hermanson vom britischen Wetterdienst Met, sagte: „Es ist zu erwarten, dass die globalen Durchschnittstemperaturen weiter steigen und wir uns immer weiter von dem Klima entfernen, wie wir es gewöhnt sind.“

Temperaturen in „unbekannten Bereichen“

WMO-Generalsekretär Petteri Taalas betonte, die aktuellen Daten bedeuteten nicht, dass die Marke von 1,5 Grad dauerhaft überschritten werde. „Dennoch schlägt die WMO Alarm, dass wir die 1,5-Grad-Grenze immer häufiger zeitweise überschreiten“, sagte Taalas. Nach dem Übereinkommen von Paris soll die Weltgemeinschaft Anstrengungen unternehmen, die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad über dem Mittelwert der Jahre 1850-1900 zu begrenzen. Bei einem höheren Anstieg befürchten Forscher zunehmend gravierende Folgen für die Lebensbedingungen.

Taalas sagte weiter, man rechne in den kommenden Monaten mit dem Entstehen eines El-Nino-Phänomens, bei dem sich Wind- und Strömungsverhältnisse im Pazifik ändern. In Verbindung mit dem vom Menschen verursachten Klimawandel werde dies die globalen Temperaturen „in unbekannte Bereiche treiben“, sagte der WMO-Chef. Er warnte vor „weitreichenden Auswirkungen auf Gesundheit, Ernährungssicherheit, Wasserwirtschaft und Umwelt“. Taalas ergänzte: „Wir müssen vorbereitet sein.“

Treibhausgase nehmen weiter zu

Die Nordpolregion erwärmt sich dem Bericht zufolge schneller als andere Weltgegenden. Die Temperaturabweichungen über die kommenden fünf Winter sollen dort demnach mehr als drei Mal so hoch ausfallen im globalen Mittel. Auch die Niederschlagsmuster dürften sich verändern und zu regenreicheren Sommern etwa in Nordeuropa und im Sahel, aber zu geringeren Niederschlagsmengen im Amazonasgebiet und in Teilen Australiens führen.

Vergangene Woche hatte WMO-Chef Taalas bei einer Tagung in Genf für ein weltweites Beobachtungsprogramm für Treibhausgase geworben. Wie vom Menschen verursachte Emissionen auf natürliche Gasströme einwirken, ist demnach noch immer nicht hinreichend bekannt. Auch lassen sich Schätzungen zur CO2-Vermeidung nicht ohne weiteres auf die Atmosphäre übertragen. Laut den Wissenschaftlern steigt die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre weiter an.