Studie empfiehlt Sicherung von DDR-Archivgut

Zahlreiche Archive in Berlin mit Beständen aus der DDR sind bislang gar nicht oder nur unzureichend erschlossen. Dies geht aus einer am Donnerstag in Berlin vom Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Frank Ebert, vorgestellten Studie hervor.

Demnach lagern in Berlin in mehr als 80 Archiven schriftliche, fotografische und audiovisuelle Überlieferungen aus der Zeit der DDR und der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ). Davon seien 32 Archive bisher nicht oder nur unzureichend erschlossen, hieß es. Das betroffene Archivgut stehe damit nicht für Forschungszwecke oder zur Rehabilitierung von SED-Opfern zur Verfügung. Dringender Handlungsbedarf besteht demnach unter anderem bei der Digitalisierung von Archivgut, hieß es.

Die Studie zu „Archivierung und Dokumentation von Beständen mit SBZ/DDR-Provenienz in Berlin von 1990 bis 2022“ wurde den Angaben zufolge von dem Unternehmen „Facts & Files Historisches Forschungsinstitut Berlin“ im Auftrag des Landesbeauftragten erstellt. Das Institut empfiehlt unter anderem Förderprogramme des Landes für Erschließung, Digitalisierung und Erhalt von Archivgut mit dem Schwerpunkt auf SBZ/DDR-Bestände. Die empirische Studie ist Teil mehrerer Evaluationsstudien zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Berlin, die das Abgeordnetenhaus 2017 beschlossen hat.

Die Präsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses, Cornelia Seibeld (CDU), betonte bei Übergabe des Berichts, „die Aufarbeitung und Erforschung der DDR-Geschichte ist noch lange nicht abgeschlossen“. Daher sei es wichtig, „das große bürgerschaftliche und zum Teil ehrenamtliche Engagement der mehr als 80 Berliner Archive zu unterstützen“.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) betonte, 35 Jahre nach friedlicher Revolution und Mauerfall bleibe die Aufarbeitung der SED-Diktatur unverzichtbar: „Es darf keinen Schlussstrich geben.“ Er bedauere, dass so viele Unterlagen „immer noch nicht oder nur minimal erschlossen sind“.

Kultursenator Joe Chialo (CDU) verwies auf die große Bedeutung der Archive für die Aufarbeitung der SED-Diktatur: „Archive sind das Gedächtnis unserer Gesellschaft.“ Im Schulterschluss mit dem Bund fördere das Land Berlin deshalb Projekte, die historisches Schriftgut für die Zukunft langfristig sichern.

Der Berliner Aufarbeitungsbeauftragte Ebert warb dafür, die Archive gezielt etwa bei der Digitalisierung der Bestände zu unterstützen. Bei der überwiegenden Zahl der Archive fehlten dazu die technische Ausrüstung, personelle Kapazitäten oder finanzielle Mittel.