Schleuser-Razzia: 1,2 Millionen Euro Bargeld beschlagnahmt

Polizei und Staatsanwaltschaft haben eine positive Bilanz der zweitägigen Razzia gegen eine mutmaßliche Schleuserbande gezogen. Neben den zehn Festnahmen am Mittwoch seien im Ermittlungsverfahren „Investor“ nun auch drei mutmaßlich geschleuste Personen in Gewahrsam genommen worden, wie die Staatsanwaltschaft Düsseldorf und die Bundespolizeidirektion Sankt Augustin am Donnerstagnachmittag erklärten. Zudem hätten weiteres Beweismaterial und 1,2 Millionen Euro Bargeld sichergestellt werden können.

Der Düsseldorfer Staatsanwalt Hendrik Timmer, der die Ermittlungen leitet, betonte, es sei „umfangreich vielversprechendes Beweismaterial“ sichergestellt worden, das nun gesichtet und ausgewertet werde. So seien über 300 Mobiltelefone, Laptops, Festplatten, Computer sowie andere Speichermedien und knapp 600 Aktenordner beschlagnahmt worden. Der Einsatzleiter der Bundespolizei, Olaf Sacherer, erklärte: „Wir werden den Druck gegen die skrupellose Schleuserkriminalität konsequent aufrechterhalten!“

Die mutmaßliche Schleuserbande soll den Angaben zufolge etwa 350 Menschen Aufenthaltserlaubnisse verschafft haben. Insgesamt richten sich die Ermittlungen den Behörden zufolge gegen 38 mutmaßliche Bandenmitglieder und 147 weitere Menschen, die von der Bande geschleust worden sein sollen. Zehn Beschuldigte seien bereits am Mittwoch festgenommen, worden, darunter zwei Hauptbeschuldigte, eine Rechtsanwältin und ein Rechtsanwalt aus dem Raum Köln. Sie sollen über ihre Kanzleien wohlhabende ausländische Staatsangehörige überwiegend aus China, aber beispielsweise auch dem Oman oder Südafrika angeworben haben. Neben Schleusung wird den Beschuldigten auch Bestechung und Geldwäsche vorgeworfen.

Mit der Aussicht auf eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis sollen die Geschleusten den Ermittlern zufolge Beträge zwischen 30.000 und 350.000 Euro an die Kanzleien gezahlt haben. Die mutmaßliche Bande habe dafür Sonderregelungen für ausländische Fachkräfte und Selbstständige ausgenutzt. Die Beschuldigten stünden im Verdacht, mit den Geldern unter anderem Scheinfirmen gegründet, angebliche Wohnsitze finanziert und vermeintliche Lohnzahlungen fingiert zu haben. Davon hätten vermutlich auch Immobilienfirmen und Privatleute profitiert.

Die Aufenthaltserlaubnisse seien bei den Ausländerämtern in Solingen und Kerpen, dem Rhein-Erft-Kreis und dem Kreis Düren erlangt worden. Unter den Festgenommenen sei auch ein Mitarbeiter des Kreises Düren. Er soll an den Schleusungen beteiligt gewesen sein und dafür Bestechungsgelder erhalten haben.

Bereits am Mittwoch hatten etwa 1.000 Beamtinnen und Beamte Razzien in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Hamburg, Berlin, Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern durchgeführt. Am Donnerstag wurden nach Polizeiangaben weitere 116 Wohnsitze durchsucht, die gegenüber den Behörden nur zum Schein angegeben worden sein sollen, um unerlaubt Aufenthaltserlaubnisse zu erlangen. Razzien fanden demnach unter anderem in Bonn, Düren, Düsseldorf, Frechen, Kerpen, Köln, Ratingen und Solingen statt.