Russische Propaganda ruft Osteuropa-Historiker auf den Plan

Mit ihren Einlassungen zum Krieg in der Ukraine hat die Journalistin Gabriele Krone-Schmalz für Irritationen gesorgt. Sie ist damit nicht allein, so der Verband der Osteuropahistorikerinnen und -historiker.

In der Debatte über den Krieg in der Ukraine warnt der Verband der Osteuropahistorikerinnen und -historiker vor der Übernahme von russischen Propaganda-Erzählungen. „Zentral daran ist, die Schuld am Krieg nicht allein bei Russland zu sehen, sondern den Westen selbst zu einem Aggressor zu erklären“, sagte der Verbandsvorsitzende Martin Aust am Donnerstag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Bonn.

Auch bei der Suche nach einer Lösung werde das Geschehen mitunter auf einen Konflikt zwischen Russland und dem Westen reduziert. „Die Ukraine kommt gar nicht vor. Im Gegenteil: Man nimmt bewusst in Kauf, dass ein möglicher Ausgleich zu Lasten der Ukraine geht“, so Aust. Der Verband hatte sich unlängst mit einer Stellungnahme zu russischer Propaganda an die Öffentlichkeit gewandt. Darin erklären sich die Unterzeichner auch bereit, vor Ort als Experten für Gespräche zur Verfügung zu stehen.

Man habe es als positiv empfunden, „dass dort, wo Prominente wie Gabriele Krone-Schmalz russische Propaganda verbreiten, zivilgesellschaftliche Gruppen Kontakt zur Wissenschaft suchen, um die Debatte zu versachlichen“, sagte Aust. Diese Bestrebungen wollten er und seine Kolleginnen und Kollegen unterstützen.

Die Berichterstattung über den Krieg in den klassischen Medien lobte der Bonner Historiker als im allgemeinen ausgewogen. „Vereinzelt gab es – auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk – Formulierungen, an denen wir uns gestoßen haben. Also etwa, wenn in der besetzten Ukraine von russischen Behörden und nicht von der Besatzungsmacht gesprochen wird. Aber im Großen und Ganzen würde ich sagen: Die etablierten Medien berichten sehr viel, sehr differenziert und sehr gut.“