Osnabrücker Christen feiern 375 Jahre Westfälischer Friede

Mit einem Gottesdienst im Osnabrücker Dom haben Christen des Westfälischen Friedensschlusses vor genau 375 Jahren gedacht. Am 25. Oktober 1648 war vor dem Rathaus der Stadt der tags zuvor in Münster unterschriebene Friedensvertrag verkündet worden, der den Dreißigjährigen Krieg beendete. „Es braucht den festen Glauben daran, Frieden erringen zu können“, sagte die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs in ihrer Predigt. Worte allein reichten nicht.

„Es braucht die Haltung der Einfühlsamkeit, um inmitten all der Weltverwundungen an Frieden zu glauben, für ihn zu beten“, so Fehrs in dem von ihr und Osnabrücks katholischem Altbischof Franz-Josef Bode geleiteten Gottesdienst. Diese Haltung hätten die Delegierten damals in den fast fünfjährigen Verhandlungen bewiesen. Inmitten komplexer und verfahrener Konflikte hätten sie jahrelang um Kompromisse gerungen.

Fehrs, die auch stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, erinnerte an aktuelle Konflikte und Kriege in der Ukraine, in Syrien, im Jemen, in Berg-Karabach und in Israel. Angesichts des Hasses dort stellte sie fest: „So viel Gewalt und sinnloser Tod zieht dieser Terror nach sich, so viele unschuldige Opfer auf allen Seiten.“ Für die Ukraine sei „wichtig, dass das Ende von Kampfhandlungen ernsthaft eine Möglichkeit bleibt. Es darf nicht die gesamte Ukraine zugrunde gehen.“

„Es ist ein starkes Zeichen, dass wir in solchen wirren Zeiten zum Gebet zusammenkommen“, sagte Bode in seiner Begrüßung im voll besetzten Dom. An dem Gottesdienst nahmen auch Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter und Geistliche mehrerer Kirchen teil. Während der Feier wurde der Ökumenepreis der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Osnabrück verliehen. Ausgezeichnet wurden zum einen zwei dörfliche Kirchengemeinden nahe Osnabrück sowie eine ökumenische Initiative für Menschen mit psychischer Erkrankung.

Eingangs hatte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, Norbert Kalinsky, Solidarität der Christen „mit den jüdischen Geschwistern“ sowie „den unschuldigen Opfern der Gewalt auf allen Seiten“ betont. Der Frieden, der für die Menschen 1648 in Erfüllung gegangen war, sei für Menschen heute wieder vielfach nur ein Traum. Dennoch dürfe man die Hoffnung auf Frieden zwischen Palästinensern und Israelis, in der Ukraine und andernorts nicht aufgeben.

Vor Beginn des Gottesdienstes hatten mehrere Chöre und rund 500 Menschen auf dem Marktplatz Friedenslieder gesungen, darunter den Choral „Nun lob‘ mein Seel‘ den Herren“. Dieses Lied hatten die Menschen am 25. Oktober 1648 angestimmt, nachdem der Westfälische Friede dort verkündet worden war.