Pilgern in Niedersachsen: Sechs Experten verraten Geheimtipps
Pilgern ist in – und in Niedersachsen gibt es viele Angebote. Sechs Pilgerbegleiter verraten hier ihre Geheimtipps, inklusive Pilgern mit dem Fahrrad.
Pilgern ist beliebt und muss gar nicht weit weg führen. In Niedersachsen gibt es viele Wege, die zu ein- oder mehrtägigen Touren zu Fuß oder mit dem Fahrrad einladen. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Das zeigen auch die Pilgerbegleiterinnen und -begleiter, die vor Kurzem im Kloster Bursfelde eingesegnet worden sind. Hier verraten sie die schönsten Pilgerwege.
Ulrike Born: Auf dem Jacobusweg
Die ersten Pilgertouren führten Ulrike Born „nur um die Ecke“. „Unser Pastor hat dafür geworben“, so die Kirchenvorsteherin von St. Jakobi in Hannover-Kirchrode. Die 63-jährige Wanderbegeisterte fing Feuer und half mit, längere Touren in die Rhön und entlang des Rennsteigs zu organisieren. „Der Reiz ist das Wandern plus. Man ist in der Natur unterwegs und mit Menschen zusammen, die Interesse an Spiritualität haben“, erzählt die Ärztin. Es sei schwer zu beschreiben. „Man kommt zu sich und spürt, dass es etwas Größeres gibt.“ Seit Kurzem ist Ulrike Born ausgebildete Pilgerbegleiterin und will eigene Tagestouren anbieten. „Viele wollen auf ihrer Wanderung etwas Garnierung, eine Andacht und ein bisschen Input.“ Vielleicht trifft man sie bald auf dem Jacobusweg in der Lüneburger Heide. „Weil der gut zu erreichen ist.“
Heidi Weise: Von Passau nach Triest
Natur und Glauben bringt Heidi Weise schon lange zusammen. Zum Beispiel auf dem „Weg des Buches“, einem Pilgerweg von Passau nach Triest. „Hier schmuggelten evangelische Christen ihre Bibeln, als ihr Glaube verboten war“, sagt die 55-jährige Gärtnerin aus Sarstedt, die viele Wochen im Jahr pilgert. „Mich hat das sehr beeindruckt, was Menschen für ihren Glauben auf sich genommen haben.“ Als Pilgerbegleiterin will Weise solche Erlebnisse auch anderen interessierten Pilgernden zugänglich machen. Meist startet sie mit einem Gebet und gibt Impulse.
Andrea Vilaplana: Von Loccum nach Volkenroda
Andrea VilaplanaFür Andrea Vilaplana ist das Pilgern wie ein kleiner Gottesdienst. „Man kommt in Kontakt mit Gott“, ist die Hildesheimerin überzeugt. Das Pilgern setze einen inneren Dialog in Gang. „Mit meinem Geist, meinem Atem und meinem Körper kann ich meinen Glauben erfahren und an meine Quelle gelangen“, sagt die Yogalehrerin, die sich zur Pilgerbegleiterin ausbilden ließ. Das schönste Pilgererlebnis hatte sie bei einer Körperübung an einem See: „Ich habe mich zwischen Himmel und Erde getragen gefühlt“, schwärmt Vilaplana. Während ihrer Pilgertouren auf dem Weg zwischen Loccum und Volkenroda habe sie viele schöne Begegnungen erlebt. „Man wird so herzlich empfangen.“ Doch jetzt plant die 58-Jährige eine vier Wochen lange Pilgertour nach Santiago de Compostela. „Ich möchte den Segen Gottes auf meinem Lebensweg erfahren.“
Torben Meyer-Gattermann: Von Lüntorf nach Hämelschenburg
Aus dem Alltag rauskommen, das wünscht sich Torben Meyer-Gattermann, wenn er in der Natur unterwegs ist. „Ich gehe oft mit meinem Hund spazieren“, so der Schulassistent aus Hameln. Doch das Pilgern lasse ihn noch bewusster für das „Drumherum“ werden. „Man lässt sich mehr Zeit und entspannt“, so der 38-Jährige, der sich zum Pilgerbegleiter ausbilden ließ. „Man ist nicht allein. Man geht mit Gott.“ Seine nächste Tour soll ihn von Lüntorf nach Hämelschenburg führen.
Jürgen Möller: Mit dem Rad auf dem Jakobsweg
Mit dem Fahrrad war Jürgen Möller schon viel unterwegs. Aber pilgern? „Ich bin nicht sehr gläubig“, sagt der 63-jährige Bremer, der neuerdings nicht nur ADFC-Tourenbegleiter, sondern auch Pilgerbegleiter ist. Eine Radtour zum Kirchentag, bei dem er mit einem Projektchor auftrat, habe ihm in einer schwierigen Phase seines Lebens weitergeholfen. „Das war ein Weg, der mehr war als eine Fahrradtour“, so der ehemalige Pressesprecher. Seitdem habe er sich immer wieder auf die Suche gemacht und neue Wege ausprobiert. „Ich war mit ein paar Männern in den Raunächten wandern.“ Jetzt will er eine einwöchige Fahrrad-Pilgertour auf dem Jakobsweg von Loccum nach Volkenroda für Männer kurz vor der Rente anbieten. „Ich erwarte nur Neugierde und Offenheit für das, was passiert“, sagt Möller.
Gunda Martens: Mit dem Rad nach Volkenroda
Ein Pilgerweg in Schweden hat das Leben von Gunda Mertens verändert. „Mit einer Freundin kam ich zu einer Kirche, und fünf Minuten später begann ein Gottesdienst, von dem wir nichts wussten“, erzählt die Landwirtin aus Borwede bei Diepholz. Das sei ein besonderes Erlebnis gewesen. „Das war Fügung“, ist die 60-Jährige überzeugt. Damals habe sich ein innerer Weg für sie aufgetan. Doch auch die Naturverbundenheit ist Mertens beim Pilgern wichtig. „Es macht etwas mit einem, wenn man mit allen Sinnen unterwegs ist. Wenn man still wird und bewusst Pausen einlegt, dann werden kleine Dinge ganz groß.“ Als Pilgerbegleiterin will sie solche Erlebnisse jetzt auch anderen Menschen ermöglichen. „Die Natur schenkt eine Zufriedenheit, die einen erfüllt.“ Derzeit plant Mertens eine Radpilgertour zwischen Loccum und Volkenroda. Zwölf Kilometer sei eine Strecke lang und mit dem E-Bike gut zu bewältigen.