Nach Forum-Studie: Kopp nimmt Bedford-Strohm in Schutz

Missbrauchsbetroffene kritisieren den früheren EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm. Er habe zu wenig zur Aufklärung beigetragen. Der bayerische Landesbischof verteidigt ihn.

Heinrich Bedford-Strohm steht in der Kritik
Heinrich Bedford-Strohm steht in der KritikImago / epd-bild

Der bayerische Landesbischof Christian Kopp hat seinen Amtsvorgänger Heinrich Bedford-Strohm gegen Kritik von Missbrauchs-Betroffenen in Schutz genommen. Bedford-Strohm habe die Aufklärung und Aufarbeitung von sexueller Gewalt in der evangelischen Kirche „zu einem wichtigen Arbeitsthema“ seiner Amtszeit in Bayern und auf der Ebene der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gemacht, sagte Kopp in der Sendung „Stationen“ im BR-Fernsehen. Zwar hätten manche Dinge auch schneller gehen können, er sehe bei Bedford-Strohm aber „keinerlei Versäumnisse“.

Missbrauchs-Betroffene sehen das nicht ganz so. In dem Beitrag kommt auch der Betroffenenvertreter im Beteiligungsforum in der EKD, Detlev Zander, zu Wort. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (ELKB) sei bei Aufklärung und Aufarbeitung „ganz, ganz schwer hinterher“, sagte Zander. Er werfe Bedford-Strohm vor, dass dieser auf landeskirchlicher Ebene „einfach nichts gemacht“ habe, weil es ihm „nicht wichtig“ gewesen sei, erläuterte Zander: „Eigentlich müsste er in Sack und Asche gehen – und wenn es nötig ist, auch in seinen Ämtern zurücktreten. Fertig. Das geht nicht anders.“

Wazlawik kritisiert Vorgehen der Kirche

Der Leiter des unabhängigen Forschungsverbunds Forum, Martin Wazlawik, sagt in dem „Stationen“-Beitrag, auf EKD-Ebene habe erst im Jahr 2018 „im breiten Sinne“ eine Beschäftigung mit dem Thema sexualisierte Gewalt eingesetzt. Ohne Namen zu nennen, sagte Wazlawik auf die Frage, wie die Kirche nun Verantwortung übernehmen müsste: „Wenn man darauf wartet, dass einem juristisch sauber etwas nachgewiesen wird, ist das die eine Strategie des Umgangs. Man könnte aber auch die Frage stellen, ob man so etwas wie sein eigenes Gewissen befragt, wenn man viele Jahre auch noch mal in verantwortlicher Position war.“

Bereits bei der Vorstellung der Studienergebnisse hatte die Betroffene Katharina Kracht dem früheren EKD-Ratsvorsitzenden (2014-2021) und Landesbischof (2011-2023) Tatenlosigkeit vorgeworfen: Das Thema hätte seit 2010 bekannt sein können, sagte Kracht. Bedford-Strohm hatte zum Ende seiner EKD-Amtszeit gesagt, dass er sich gewünscht hätte, dass das Thema auf EKD-Ebene sichtbarer geworden wäre. „Für mich ist das ganz typisch: Da stellt sich jemand hin, der sieben Jahre lang in dieser Zeit nach 2010 Ratsvorsitzender war und sagt, ‚ich hätte mir das gewünscht’“, sagte Kracht.