Kirchengemeinde Sassnitz verschuldet sich mit neuem Gemeindehaus

2018 stand es nach einer Brandstiftung in Flammen: das Söderblomhaus der Kirchengemeinde Sassnitz. Anfang April wurde Richtfest am Neubau gefeiert. Der Wiederaufbau ist ein finanzieller Kraftakt.

Die Kirchengemeinde Sassnitz auf Rügen feierte Anfang April Richtfest am neuen Gemeindehaus.
Die Kirchengemeinde Sassnitz auf Rügen feierte Anfang April Richtfest am neuen Gemeindehaus.Ulrike Weber

Die Sassnitzer Kirchengemeinde stand unter Schock, als im Sommer 2018 ihr Gemeindehaus, das Söderblomhaus, abbrannte. Die Sanierungsarbeiten waren fast abgeschlossen, doch ein Brandstifter machte sich auf der Baustelle zu schaffen. „Bis heute konnte der Täter nicht gefasst werden“, sagt Pastorin Ulrike Weber, die im April 2023 ins Pfarramt Sassnitz auf Rügen kam.

Trotz des Schocks war allen klar: Das Haus muss wiederaufgebaut werden, für die Kindertagesstätte „8. März“, für die Kirchengemeinde selbst und auch für den Ort. „Gleich in der darauffolgenden Sitzung beschloss das der Kirchengemeinderat“, erzählt Ulrike Weber.

Finanzierung des Gemeindehauses zunächst unklar

Doch die Finanzierung war erstmal unklar: Von wem gibt es Fördergelder? Wer kann uns unterstützen? Die Kirchengemeinde konnte durch die Vermittlung des Bürgermeisters von Sassnitz am Bundesförderprogramm „Jülich“ teilnehmen, auch eine LEADER-Förderung gab es. Weitere Stiftungen beteiligten sich. Und es mussten Kredite aufgenommen werden, unter anderem ein Darlehen in Höhe von 981.000 Euro, was der Pommersche Evangelische Kirchenkreis genehmigte.

„Für die Gemeinde ist das eine riesige Aufgabe. Wir haben zum Beispiel die Auflage, dass wir kein Personal einstellen dürfen. Wir können sonst die Kredite nicht mehr zurückzahlen“, sagt Ulrike Weber. Einen eigenen Gemeindebrief gibt es auch nicht mehr. Die Kirchengemeinde darf aber regelmäßige Informationen über den „Sassnitzer Bloompott“ veröffentlichen.

Baukosten für das Gemeindehaus explodierten

Hoch verschuldet habe sie sich. Auf rund 2,4 Millionen Euro belaufen sich mittlerweile die Kosten für den Neubau des multifunktionalen Söderblomhauses, entworfen von der Architektin Petra Kottke aus Stralsund. Es hat eine Wärmepumpe und Photovoltaikanlage.

Die Architektin Petra Kottka aus Stralsund entwarf das neue Sassnitzer Gemeindehaus.
Die Architektin Petra Kottka aus Stralsund entwarf das neue Sassnitzer Gemeindehaus.Petra Kottkar

Die Baukosten in den letzten Jahren explodierten. „Aber wir brauchen das Haus“, betont die Pastorin. In diesem Winter zum Beispiel hat die Kirchengemeinde ihre St. Johanniskirche voll geheizt, weil es keine Winterkirche vor Ort gibt. Zudem ist die Stadt Sassnitz auf die Hortplätze der Kita angewiesen. „Diese werden in der Stadt dringend gebraucht.“

Kirchengemeinde gab Kita ab

Aus Kostengründen gab die Kirchengemeinde im letzten Jahr ihre integrative Kindertagesstätte „8. März“ in die Trägerschaft des Kreisdiakonischen Werkes Stralsund. Dieses mietete sich mit der Vorschulgruppe und dem Hort der Kindertagesstätte ins neue Gebäude mit ein. „Das Söderblomhaus bleibt aber im Besitz der Kirchengemeinde“, sagt Ulrike Weber.

Als die Grundfinanzierung endlich stand, ging es im Sommer 2023 los. Doch neue Hürden taten sich auf: „Im Boden befindet sich Kreide. Es mussten Gutachten eingeholt werden, ob das Haus halte. Und dann stellten wir beim Ausbaggern kontaminierten Boden fest.“ Die Entsorgung des Sondermülls kostete die Kirchengemeinde nochmals 30.000 Euro.

Gemeindehaus soll im Dezember fertig sein

Dennoch konnte Anfang April Richtfest gefeiert werden. „Wir hoffen jetzt, dass wir im Advent dieses Jahres dann richtig feiern können. Diese Kirchengemeinde hat mächtig was geleistet“, betont die Pastorin. Ab Dezember können sich dort dann wieder Konfirmanden treffen und die Junge Gemeinde. „Und wir wollen uns für die Vereine und Initiativen der Stadt öffnen. Wir sind Teil dieser Stadt. Alle sollen vom neuen Söderblomhaus profitieren“, sagt Ulrike Weber.

Anfang April konnte im neuen Gemeindehaus in Sassnitz Richtfest gefeiert werden. Mit dabei: Der Parlamentarische Staatssekretär für Vorpommern und das östliche Mecklenburg, Heiko Miraß, Pastorin Ulrike Weber und der Bürgermeister der Stadt Sassnitz, Leon Kräusche.
Anfang April konnte im neuen Gemeindehaus in Sassnitz Richtfest gefeiert werden. Mit dabei: Der Parlamentarische Staatssekretär für Vorpommern und das östliche Mecklenburg, Heiko Miraß, Pastorin Ulrike Weber und der Bürgermeister der Stadt Sassnitz, Leon Kräusche.Kirchengemeinde Sassnitz

Auf den Sommer 2025 freut sie sich besonders: „Es werden endlich wieder Konzerte in unserer Kirche möglich sein. Wir hatten ja durch den Wegfall des Hauses keine sanitären Anlagen oder Aufenthaltsräume für die Künstlerinnen und Künstler mehr.“