Hunderttausende zu Rosenmontagszügen erwartet

Nach einem verregneten Start zu Weiberfastnacht werden am Rosenmontag Hunderttausende Menschen in den rheinischen Karnevalshochburgen erwartet. Polizei und Rettungsdienste sind vorbereitet.

Keine Einsicht ohne Durchblick: Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki ist Thema im diesjährigen Kölner Rosenmontagszug
Keine Einsicht ohne Durchblick: Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki ist Thema im diesjährigen Kölner Rosenmontagszugepd-Bild/ Guido Schiefer

Der Straßenkarneval hat seine heiße Phase erreicht und steuert auf den Höhepunkt am Rosenmontag zu: Dann werden allein in den rheinischen Karnevalshochburgen Köln und Düsseldorf weit mehr als eine Million Jecken erwartet. Das Comitee Düsseldorfer Carneval rechnet mit 500.000 bis 600.000 Menschen am Straßenrand, das Festkomitee des Kölner Karnevals mit etwa 800.000 Menschen. An den Karnevalstagen sind nach Angaben von Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) in Nordrhein-Westfalen insgesamt etwa 62.000 Polizeikräfte im Einsatz.

Bereits seit Weiberfastnacht am Donnerstag wird ausgelassen gefeiert. Allerdings waren wegen des Regenwetters weniger Menschen etwa in der Düsseldorfer Altstadt auf den Straßen, wie Polizeipräsidentin Miriam Brauns am Freitag bilanzierte. Auch in Köln seien an allen „Hotspots“ vergleichsweise weniger Jecken unterwegs gewesen, teilte die Polizei Köln mit. Stattdessen hätten sie überwiegend in Kneipen, Bars und Clubs gefeiert.

Wolfgang Oelsner: Karneval ist „mehr als Saufen und Schlager“

Am Wochenende finden viele Umzüge statt, in Köln etwa am Sonntag die Schull- und Veedelszöch (Schul- und Stadtteilzüge). Höhepunkt des Straßenkarnevals ist der Rosenmontag mit den traditionellen, großen Umzügen. Gefeiert wird bis Veilchendienstag, auch mit weiteren Umzügen – bevor am Aschermittwoch die Fastenzeit beginnt.

 

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Karneval sei „mehr als Saufen und Schlager“, sagte der „Karnevalsphilosoph“ Wolfgang Oelsner dem Evangelischen Pressedienst (epd). In den politischen Wagenmotiven der Züge würden Weltgeschehen und Politik kritisch reflektiert und persifliert. So ist auf den Kölner Persiflagewagen etwa Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als Faultier auf einem Ast hängend zu sehen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fragt sich: „To be or NATO be?“ Auch die AfD ist Thema – ein Wagen zeigt Arme, die in Richtung eines nackten Hinterns zum Hitlergruß erhoben sind.

Aus der Feierkultur ergebe sich eine große Hilfskraft

Mit Spannung werden die noch geheim gehaltenen politischen Motive des berühmten Düsseldorfer Wagenbauers Jacques Tilly erwartet. Beim Dortmunder Rosenmontagszug kommt die politische Botschaft ganz direkt daher. Gelb-schwarze Plakate mit der Aufschrift „Dortmund hat keinen Platz für Rechtsextremismus“ sollen die Wagen zieren, wie der Festausschuss Dortmunder Karneval und der Dortmunder Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus am Freitag ankündigten.

Viele Menschen nutzten die „Funduskiste des Brauchtums“, um sich mit karnevalesken Stilmitteln wie Musik, Kostümen oder Parodien gesellschaftlich zu positionieren, sagte Oelsner. Der Kölner Pädagoge und Jugendpsychotherapeut hat mehrere Bücher über den Karneval veröffentlicht. Aus der Feierkultur ergebe sich zudem eine große Hilfskraft, sagte er dem epd. Das zeige sich etwa im gesellschaftlichen Engagement der Karnevalsvereine und in den hohen Spendensummen, die sie jedes Jahr sammelten.

300 Tonnen Kamelle in Köln

Der Rosenmontagszug in Köln ist mit einer Länge von 7,5 Kilometern landesweit der größte. Rund 175 Wagen, darunter 25 Persiflagewagen mit politischen Motiven, ziehen durch die Innenstadt. Etwa 11.500 Menschen sind Teil des „Zochs“ und werfen 300 Tonnen Kamelle (Süßigkeiten). Rund 2.000 Polizeibeamte sind im Einsatz, dazu kommt weiteres Personal vom Ordnungsamt und privaten Sicherheitsdiensten sowie von Hilfsorganisationen und Rettungsdiensten.

In Düsseldorf ist der Rosenmontagszug knapp sieben Kilometer lang und besteht aus 123 Wagen. Darunter befinden sich zwölf Mottowagen mit politischen Motiven aus der Werkstatt von Jacques Tilly. Knapp 11.300 Menschen werden teilnehmen und etwa 150 Tonnen Wurfmaterial an das närrische Volk verteilen. Die Düsseldorfer Polizei wird den Zug mit mehr als 1.000 Einsatzkräften begleiten, wie Polizeidirektor Thorsten Fleiß am Freitag ankündigte. Für Sicherheit sorgen sollen auch Videoüberwachungskameras und Drohnen, die in etwaigen Gefahrensituationen Übersichtsbilder liefern könnten.