Für kleine und große Krisen: Berliner Notfallseelsorge bei der EM

Ein paar Tage läuft die Fußball-Europameisterschaft noch. Um Fans aufzufangen, hat sich die Berliner Notfallseelsorge intensiv auf Krisensituationen zwischen Stadion und Großleinwänden vorbereitet.

Die eigene Mannschaft hat nicht gewonnen? Fans können untröstlich sein.
Die eigene Mannschaft hat nicht gewonnen? Fans können untröstlich sein.Imago / Becker&Bredel

Während sich in Deutschlands Großstädten viele Menschen vor Großleinwänden versammeln, spielt nicht nur die Sicherheit der Fans aus In- und Ausland eine entscheidende Rolle. Auch die Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) rüstet sich für mögliche Krisensituationen. Justus Münster, Beauftragter für Notfallseelsorge der EKBO, gibt Einblicke in die umfassenden Vorbereitungen und Herausforderungen, die dieses europäische Großereignis mit sich bringt.

Gewissenhafte Vorbereitung für Seelsorger

„Genau wie sich die Berliner Feuerwehr und die Polizei Berlin auf dieses Ereignis vorbereiten, so bereitet sich auch die Notfallseelsorge Berlin auf diese sportliche Großveranstaltung in der Stadt vor“, erklärt Münster. Die Notfallseelsorge analysiert im Vorfeld mögliche Krisensituationen und plant den Einsatz von Seelsorgerinnen und Seelsorgern, um bei Schadensereignissen Trost zu spenden. Eine regelmäßige, gründliche Überprüfung der Einsatzrucksäcke stellt dabei beispielsweise sicher, dass alles Notwendige vorhanden ist.

Bei großen Events wie der Europameisterschaft ist leider auch mit größeren Schadensereignissen zu rechnen. „Das liegt in der Natur der Dinge, wenn viele Menschen zusammenkommen“, so Münster. Auch abseits von Großveranstaltungen steht die Notfallseelsorge bereit, um Menschen in persön­lichen Katastrophen wie dem plötzlichen Tod eines geliebten Menschen zu unterstützen. Bei der Europameisterschaft könnte es zudem nötig sein, tröstende Worte an ­enttäuschte Fans zu richten.

Enges Netzwerk von Hilfskräften

Die Zusammenarbeit mit anderen Notfall- und Hilfskräften ist entscheidend für eine ganzheitliche Unterstützung von Menschen, die Beistand benötigen. „Wir arbeiten in Berlin sehr eng mit dem Rettungsdienst, der Feuerwehr und der Polizei zusammen, aber auch mit den Hilfsorganisationen in der Stadt“, berichtet Münster. Diese Zusammenarbeit ermöglicht eine effektive Koordination und gegenseitige Hilfe in Kisensituationen. Auf die Frage danach, mit welchen Techniken die Notfallseelsorger*innen Menschen in der Krise am besten begleiten können, sagt der erfahrene Beauftragte: „Es gibt kein Patentrezept in der Seelsorge.“ In akuten Stresssituationen gehe es darum, die Lage auszuhalten und vorsichtig das Gespräch zu suchen. „Dabei ergibt sich vielleicht ein kleines Licht am Ende des Tunnels, das Halt gibt für die nächsten 12–24 Stunden“, betont Münster. Eine wichtige Rolle spielt auch die Weiterbegleitung der Betroffenen durch Kontakte beispielsweise zur Kirchlichen Telefonseelsorge.

Interreligiöse Zusammenarbeit

Die größte Herausforderung bei Großveranstaltungen liegt in der Planung und Bereitstellung aus­reichender Ressourcen. „Größere Schadensereignisse können das System ‚Erste Hilfe für die Seele‘ fordern und manchmal an Grenzen bringen“, so Münster. Doch die enge Zusammenarbeit mit ökumenischen und muslimischen Partnern sowie den Kriseninterventionshelfern der Hilfsorganisationen stärkt das Netzwerk. „Wir hoffen immer, dass nichts passiert und die Menschen fröhlich und gesegnet in die Spiele gehen und nach der Veranstaltung auch wieder heil zu Hause ankommen.“ Die Arbeit der Notfallseelsorge sei anspruchsvoll, aber auch erfüllend, so Münster.

Die Unterstützung und der Trost, den sie in schwierigen Momenten bieten kann, ist von unschätzbarem Wert für die Betroffenen. Während der Europameisterschaft wird dieses Engagement einmal mehr unter Beweis gestellt.