EKD-Bevollmächtigte: Parlamentarier erwarten „Stütze und Stärkung“
Bundespolitiker in Berlin bevorzugen „geistlich erkennbare Gottesdienste“. Das hat Anne Gidion, Repräsentantin der EKD in Berlin, verraten. Eines mögen Abgeordnete aber nicht: politische Predigten.
Nach Auffassung der Bevollmächtigten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Berlin, Anne Gidion, bevorzugen viele religiös gebundene Politikerinnen und Politiker vor allem „geistlich erkennbare Gottesdienste“ und kirchliche Angebote. „Viele Mandatsträger wünschen sich im Gottesdienst weniger Action und Interaktion, sondern vor allem Stütze und Stärkung für ihre fordernde Aufgabe“, sagte Gidion dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Rande eines Kongresses in Hildesheim. An der Veranstaltung zur Zukunft des Gottesdienstes in der Fortbildungsstätte Michaeliskloster nahmen rund 200 Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche und Wissenschaft teil.
Wichtig sei, ein Gefühl der Vertrautheit und Geborgenheit herzustellen, sagte Gidion. „Ich bekomme oft die Rückmeldung, dass das vor allem beim Singen von Liedern gelingt, die viele noch aus ihrer Konfirmanden- oder Pfadfinderzeit kennen“, sagte die evangelische Theologin, die die EKD in Berlin gegenüber der Bundesregierung sowie in Brüssel gegenüber der Europäischen Union vertritt und als Seelsorgerin Ansprechpartnerin für die evangelischen Parlamentarier ist.
Respekt vor Politikern gestiegen
Auch spüre sie seitens der Abgeordneten ein Bedürfnis nach einem „klaren geistlichen Wort“, während politisch gefärbte Predigten weniger Zustimmung fänden, sagte Gidion. „Ich erlebe schon die Erwartung, möglichst ausgewogen zu agieren, nicht zu konservativ und nicht zu liberal zu predigen.“
Mit ihrer Aufgabe sei ihr Respekt vor Politikerinnen und Politikern noch einmal gestiegen: In Zeiten, in denen die gesellschaftliche Bindung an zentrale Institutionen wie Parteien oder auch Kirchen brüchiger würde, verdienten Menschen, die sich in diesen Zusammenhängen engagieren, umso mehr Wertschätzung, sagte Gidion.