Demos gegen Rechtsextremismus: Wir müssen dranbleiben!

Köln, Hamburg, München: Hunderttausende gehen aktuell gegen die AfD auf die Straße. Und es muss weitergehen.

Klare Worte: Protestierende bei der Demonstration in Erfurt am vergangenen Wochenende
Klare Worte: Protestierende bei der Demonstration in Erfurt am vergangenen Wochenendeepd-bild/ Paul-Philipp Braun

„Wow. Jetzt gehen die Leute einmal in ihrem Leben auf die Straße und fühlen sich als Weltverbesserinnen und Weltverbesserer.“ Solche Sprüche sind in diesen Tagen hier und da zu hören. Ein bisschen Recht haben diese Menschen ja. Mit einmal demonstrieren und Plakat in die Höhe halten, ist die Demokratie noch nicht gerettet. Aber Gegenfrage: Was ist sonst zu tun? Auf dem Sofa sitzen bleiben? Abwarten? Ignorieren? Wohl kaum. Also: Aufstehen, mitmachen. Wer sich bisher noch nicht aufraffen konnte: Am Wochenende gibt es wieder unzählige Gelegenheiten.

In den vergangenen Tagen haben es hunderttausende Menschen vorgemacht: Sie gingen etwa in Hamburg, München und Frankfurt auf die Straße. Das Signal: „Wir sind mehr!“ Denn bis zu den Demos wirkte es manchmal so, als wären die AfD-Sympathisanten in der Mehrheit. Schließlich sind sie laut. Zum Beispiel in den Kommentarspalten auf Social Media. Das kennen wir in der Redaktion nur zu gut.

Die AfD muss verstehen: Sie kann sich nicht alles erlauben!

Lassen sich so zaghafte AfD-Wählerinnen- und Wähler einfangen? Das kann niemand beantworten. Aber vielleicht löst es doch beim einen oder anderen etwas aus. Darum geht es aber auch nicht primär.

Redakteurin Carina Dobra
Redakteurin Carina DobraChristoph Boeckheler

Die Bilder der Demonstrationen sollen auch und ganz besonders die AfD-Politikerinnen und Politiker erreichen. Sie dürfen und sollen ruhig ein wenig nervös werden. „Das Volk“ scheint sich offensichtlich nicht so einig zu sein. „Die Deutschen“ wollen keine „Remigration“ von Menschen, die zu diesem Land gehören. Als Politikerin oder Politiker kann man sich nicht alles erlauben. Das unsägliche Geheimtreffen in Potsdam muss Konsequenzen für die Partei haben.

Demonstrierende sind sich in der Sache einig

Expertinnen und Experten bezeichnen die Demos als „Hoffnungszeichen“. Das sind sie auch. Es ist schön zu sehen, wie die unterschiedlichsten Menschen sich in einer Sache einig sind – um einmal einige Plakat-Aufschriften zu zitieren: „Menschenrechte statt rechte Menschen“, „Rassisten sind keine Alternative“ oder „Nie wieder ist jetzt!“

Ein Plakat ist mir besonders in Erinnerung geblieben: Ein älterer Mann hält es auf einer Kundgebung in Göttingen in der Hand: „Die Mitte steht auf“. Auf den Demos spazieren nicht nur Linke mit, denen gerne Naivität vorgeworfen wird, Realitätsferne. Sondern auch diejenigen, die sich vielleicht gar nicht politisch in „links“ oder „rechts“ zwängen lassen wollen. Die, die einfach in einem demokratischen Rechtstaat leben möchten, in dem sachlich und auf Augenhöhe debattiert wird. Auch über unbequeme Themen.

Am Wochenende kommen sie also (hoffentlich) wieder zusammen. In großen und kleinen Städten, in Ost und West. Junge und Alte, sämtlicher Gesinnungen, nur halt keine Rechtsradikalen. Die werden weiter behaupten, dass die Demo-Bilder alle Fake sind und es nur 100 statt 100.000 Teilnehmende sind.

Hier finden Sie übrigens eine Liste mit geplanten Demos am Wochenende