Was ist die Gemeinschaft von Taizé?

Wer Taizé hört, denkt an Treffen mit Jugendlichen aus aller Welt. Es wird zusammen gebetet und gesungen. Aber seit wann gibt es die Treffen eigentlich? Und wer hat Taizé gegründet? Ein Überblick.

Gemeinsam beten: Nicht nur das macht Taizé aus
Gemeinsam beten: Nicht nur das macht Taizé ausepd-bild / Hans Scherhaufer

Die ökumenische Gemeinschaft von Taizé gilt heute als eines der bedeutendsten spirituellen Zentren der Christenheit. Sie wurde in den 1940er Jahren von dem reformierten Theologen Roger Schutz gegründet. Der damals 25-jährige Pfarrerssohn aus der Schweiz wollte in der Zeit des Zweiten Weltkriegs „die Zerrissenheit unter den Christen und die Konflikte in der Menschheit“ überwinden helfen. Dazu zog er sich am 20. August 1940 in das kleine Dorf Taizé bei Cluny in Südburgund (Frankreich) zurück.

Wie lautet die Geschichte von Taizé?

1942 floh er wegen einer drohenden Verhaftung und lebte bis zum Kriegsende in Genf. Dort begann das gemeinsame Leben der ersten Brüder, ehe sie 1944 nach Taizé zurückkehrten. An Ostern 1949 legten sie ein endgültiges Lebensengagement ab, welches das gemeinsame Leben in Ehelosigkeit, materieller und geistiger Gütergemeinschaft und großer Einfachheit umfasst.

Die 50er und 60er Jahre bringen viele Abenteuer und Chancen, neue Aufbrüche – aber auch Gefahren für die Gemeinschaft. Die ausdrückliche ökumenische Offenheit und Kontaktfreude von Taize ruft konservativ-konfessionelle Kritiker auf den Plan. Auf Einladung von Papst Johannes XXIII. nehmen Frère Roger und Frère Max als protestantische Beobachter am Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) teil.

Immer mehr Jugendliche besuchen Taizé. Doch Rückschläge bleiben nicht aus. Im Zuge der Pariser Mai-Unruhen 1968 wird Taizé sowohl von reformierter wie von katholischer Seite als vermeintlich unzuverlässig beargwöhnt. Ohne Wissen Papst Pauls VI. werden die Leiter von Taizé sogar im Vatikan vorgeladen. Diese Misstrauensbekundung vergisst Frère Roger bis an sein Lebensende nie.

Wie läuft ein Tag in Taizé ab?

Die Kommunität inspiriert seither Tausende Jugendliche. Für viele Menschen – jung und alt – ist die Gemeinschaft in Frankreich der zentrale Ort für gelebte christliche Werte. Bekannt wurde die Kommunität durch einprägsame, meditative Lieder, die unter Christen in aller Welt verbreitet sind. Zum Jahreswechsel finden Taizé-Jugendtreffen jeweils in einer europäischen Hauptstadt statt. Zuletzt in Riga, Basel, Wroclaw (Breslau), Turin und Rostock. Für den Jahreswechsel 2023/24 war das Treffen in Ljubljana/Slowenien.

Der Gründer Schutz starb 2005 mit 90 Jahren an den Folgen eines Attentats. Er war am 16. August 2005 von einer psychisch kranken Frau beim Abendgebet mit Messerstichen attackiert worden. Frère Roger galt als einer der großen spirituellen Persönlichkeiten des Christentums.

Wer leitet Taizé?

Ihm folgte im Amt des Taizé-Priors der deutsche katholische Theologe Alois Löser (Frère Alois). Seit Ende 2023 ist der Brite Frère Matthew, mit bürgerlichem Namen Andrew Thorpe, der dritte Prior von Taizé. Heute gehören zur ökumenischen „Communauté de Taizé“ etwa 100 Brüder aus rund 25 Ländern. Viele arbeiten auch in den Armenvierteln der Welt.