Kirche muss das Vertrauen der Jugend in die Demokratie stärken

Die Demokratie hat unter jungen Erwachsenen einen guten Ruf, doch die Anfälligkeit für rechte Positionen steigt. Wie Kirche dazu beitragen kann, dass Jugendliche Erfahrungen mit Demokratie sammeln.

Junge Erwachsene nehmen oft an Demonstrationen teil, die ein wesentlicher Bestandteil des demokratischen Rechts auf freie Meinungsäußerung sind
Junge Erwachsene nehmen oft an Demonstrationen teil, die ein wesentlicher Bestandteil des demokratischen Rechts auf freie Meinungsäußerung sindUnsplash / Mika Baumeister

Unter jungen Menschen hat die Demokratie einen guten Ruf. Immerhin fast 60 Prozent der Deutschen zwischen 18 und 30 Jahren gaben bei einer Umfrage der Bertelsmann-Stiftung an, Vertrauen in die Demokratie zu haben; 62 Prozent vertrauen außerdem der Europäischen Union.

Das ist eine gute Nachricht. Eine erstaunliche noch dazu: Immerhin haben die Frauen und Männer, die jetzt ihr Erwachsenenleben beginnen, schon einiges mitgemacht. Sie mussten Experimente im Bildungsbereich über sich ergehen lassen (man denke nur an die missglückte G8-Reform), haben wichtige Teile ihrer Schul- oder Studienzeit im Corona-Lockdown verbracht und sehen ihre Zukunft im Schatten des Klimawandels mit all seinen ökologischen und sozialen Folgen. Dass die Mehrheit der Generation Z trotzdem an die Demokratie glaubt, spricht für ihre Fähigkeit zur politischen Reflektion und Kompromissbereitschaft.

Das Vertrauen in Regierung, Religion und Medien ist gesunken

Die Umfrage zeigt aber auch Entwicklungen, die zu denken geben. So gaben 45 Prozent der Befragten an, der Bundesregierung zu misstrauen; beim Bundestag waren es sogar 52 Prozent. Auch Religion und Medien kommen schlecht weg: Nur 34 und 31 Prozent bringen ihnen Vertrauen entgegen. Jugendforscher konstatieren außerdem eine erhöhte Anfälligkeit für rechtsradikale Positionen unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Die Bemühungen im Bereich der demokratischen Bildung dürfen also nicht nachlassen, im Gegenteil. Und hier kommt die Kirche ins Spiel. Die kirchliche Jugendarbeit bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten der Beteiligung und Mitgestaltung. Wer in jungem Alter eine Jugendgruppe leitet, sich für neue Gottesdienstformen einsetzt oder in einem leitenden Gremium mitarbeitet, erlebt, dass man Dinge gestalten und verändern kann. Außerdem bekommen die, die sich so engagieren, ein Gefühl für Verantwortung, für das (manchmal mühsame) Ringen um Lösungen und für die Notwendigkeit von Kompromissen. Umso wichtiger ist es, kirchliche Jugendarbeit zu stärken, Teilhabemöglichkeiten auszubauen und Experimente zuzulassen. Das ist nicht nur eine Investition in die Zukunft der Kirche, sondern auch in die der Demokratie.