Ökumene: Was dahinter steckt

Der Begriff Ökumene bezeichnet das Verhältnis zwischen evangelischer und katholischer Kirche. Warum es besonders in Deutschland darauf ankommt.

Ökumenische Eintracht: Beim Abschlussgottesdienstes des Ökumenischen Kirchentags 2021 in Frankfurt spricht der griechisch-orthodoxe Erzpriester Radu Constantin Miron
Ökumenische Eintracht: Beim Abschlussgottesdienstes des Ökumenischen Kirchentags 2021 in Frankfurt spricht der griechisch-orthodoxe Erzpriester Radu Constantin Mironepd-bild / Tim Wegner

Das Thema Ökumene spielt besonders in Deutschland eine große Rolle, denn in kaum einem anderen Land gibt es nahezu gleich viele protestantische und katholische Christen. Der Begriff Ökumene – aus dem Griechischen für „bewohnte Erde“ – wird vor allem für das Verhältnis zwischen evangelischer und römisch-katholischer Kirche gebraucht. Nach der Trennung in die Ost- und Westkirche im 11. Jahrhundert sowie der Reformation im 16. Jahrhundert tritt die ökumenische Bewegung der Neuzeit vor allem für die weltweite Gemeinschaft der Kirchen ein.

Bereits im 19. Jahrhundert schlossen sich evangelische Kirchen auf Weltebene zusammen. Die römisch-katholische Kirche öffnete sich nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil seit 1965 für die Ökumene. Die meisten Kirchen sind sich heute darin einig, dass sie mehr verbindet als trennt. Ziel der Ökumene ist keine „Superkirche“, sondern aus protestantischer Sicht Einheit „in versöhnter Verschiedenheit“.

Kirchen bringen Stärken in Ökumene ein

Weltweit steht heute der konziliare Prozess der Kirchen für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung im Vordergrund der ökumenischen Arbeit. Nach dem politischen Wandel der vergangenen Jahre ist zudem die Frage der Versöhnung zwischen verfeindeten Völkern zu einem bedeutenden Aufgabengebiet geworden. Auch der Dialog mit anderen Religionen wie Judentum, Islam und Buddhismus hat in der Ökumene einen immer größeren Stellenwert.

Heute wird verstärkt für eine „Ökumene der Gaben“ oder Ökumene der gegenseitigen Ergänzung geworben. Damit ist gemeint, dass jede Kirche ihre besonderen Stärken in die ökumenische Gemeinschaft einbringen soll. Gemeint sind damit spirituelle Eigenheiten, unterschiedliche Frömmigkeitsformen und gewachsene geistliche Traditionen.

Beim Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt wurden wegen der Pandemie viele Veranstaltungen digital gefeiert
Beim Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt wurden wegen der Pandemie viele Veranstaltungen digital gefeiertepd-bild / Thomas Lohnes

1948 wurde der Ökumenische Rat der Kirchen mit Sitz in Genf gegründet. Dem Weltkirchenrat gehören inzwischen rund 350 protestantische, anglikanische, orthodoxe und altkatholische Kirchen mit über 580 Millionen Christinnen und Christen an. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied im ÖRK, arbeitet jedoch bei einzelnen Programmen mit.

In unregelmäßigen Abständen wird ein ökumenischer Kirchentag in Deutschland gefeiert. Die vergangene Ausgabe fand im Mai 2021 in Frankfurt am Main statt und war von Auflagen wegen der Corona-Pandemie geprägt. Viele Veranstaltungen waren digital, der Eröffnungsgottesdienst wurde auf dem Dach eines Parkhauses gefeiert.

Wie Kirchen in Deutschland kooperieren

In Deutschland ist die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Basis für die Ökumene. Diese repräsentiert die überwiegende Mehrheit der Christen in der Bundesrepublik. Zu ihr gehören 17 Kirchen und Gemeinschaften. 8 weitere haben einen Gast- und 5 einen Beobachterstatus. Als Ziel gilt die Überwindung der Spaltungen der Christenheit.

Aufgaben sind gegenseitige Information und Beratung, das theologische Gespräch, Vermittlung bei Konflikten und Öffentlichkeitsarbeit. Neben der Bundes-ACK gibt es zahlreiche regionale und lokale Arbeitsgemeinschaften, die jeweils selbstständig sind. Die bundesweite Geschäftsstelle in Frankfurt am Main heißt Ökumenische Centrale. Gegründet wurde die ACK am 10. März 1948 in Kassel. Erster Vorsitzender war der evangelische Theologe Martin Niemöller.