CSD Berlin: „Wir sind hier nicht zum Spaß“

Regenbogenflaggen, mehr als 70 Trucks: Am Wochenende ist in Berlin der 45. Christopher Street Day gefeiert worden – als politisches Bekenntnis für Gleichstellung und gegen Diskriminierung.

Hunderttausende ziehen am Christopher Street Day durch Berlin
Hunderttausende ziehen am Christopher Street Day durch Berlinepd-Bild/ Juergen Blume

Mit dem 45. Christopher Street Day ist in Berlin ein Statement für gleiche Rechte und gegen Ausgrenzung gesetzt worden. An der Demonstration beteiligten sich nach Angaben von Polizei und Veranstaltern mehrere hunderttausend Menschen. Auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) und Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) waren dabei. Die bunte CSD-Parade führte auf einer mehr als sieben Kilometer langen Strecke durch die Innenstadt. Erstmals gab es dabei auch eine Hochzeit: Auf dem CSD-Wagen der evangelischen Kirche wurde ein Paar getraut. Vor Beginn der Demonstration wurde am Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Homosexuellen der NS-Opfer gedacht.

 

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Bas betonte zur Eröffnung, der CSD sei Ausdruck einer offenen, toleranten und liberalen Gesellschaft. Engagement gegen Diskriminierung, Hass und Hetze sei wichtig, sagte Bas am Rande der Demonstration. Es sei nötig, dass politisch Verantwortliche dabei Haltung und Flagge zeigen. Das Thema Diskriminierung müsse auch bei Besuchen in anderen Staaten angesprochen werden. Sie bemühe sich, dies auch zu tun.

Beauftragter Alfonso Pantisano: Queeres Leben muss selbstverständlich werden

Der Regierende Bürgermeister hatte bereits vorab zum CSD-Auftakt das Engagement für Gleichstellung begrüßt. „Berlin feiert seine Vielfalt und den Mut, sich gegen Diskriminierung, Hass und Ausgrenzung zu stellen“, erklärte Wegner auf dem Kurznachrichtendienst Twitter am Samstagvormittag. Der Senat sei fest entschlossen, die Stadt „für alle sicherer zu machen, egal wie man liebt oder woran man glaubt“. Seine Eröffnungsrede auf dem CSD wurde teils von lauten Protesten begleitet, die sich gegen den Politiker richteten.

Berlins Queer-Beauftragter Alfonso Pantisano (SPD) sagte im RBB-Inforadio, queere Menschen seien immer wieder Beleidigungen und auch Gewalt ausgesetzt und würden in manchen religiösen Kreisen weiter als Sünder gebrandmarkt. Queeres Leben müsse als selbstverständlicher Teil des Alltags anerkannt werden. „Wir haben die gleichen Themen und Probleme am Start wie jeder andere auch“, sagte Pantisano. Dazu gehöre auch Armut und Wohnungslosigkeit. Diese Themen müssten gemeinsam angegangen werden.

CSD politische Demonstration, kein Umzug

Zum Christopher Street Day 2023 waren weit über 100 Redebeiträge angekündigt. Die Fülle an politischen Reden bestätige, „dass der CSD eine politische Demonstration ist und kein Umzug“, betonten die Veranstalter: „Wir sind hier nicht zum Spaß.“ An der Demonstration mit mehr als 70 Trucks nahmen auch weitere Politikerinnen und Politiker teil. Am Freitagabend war in der evangelischen Marienkirche am Alexanderplatz ein multireligiöser Gottesdienst zum Christopher Street Day gefeiert worden. Der erste CSD in der Stadt fand 1979 in West-Berlin statt. Damals zogen rund 450 Menschen über den Kurfürstendamm.

Der Christopher Street Day (CSD) erinnert an einen Aufstand der Homosexuellen-Community im Umfeld der Bar Stonewall Inn in der Christopher Street im New Yorker Stadtteil Greenwich Village, der am 28. Juni 1969 begann. Auslöser waren wiederholte Polizeikontrollen, Übergriffe und anhaltende Diskriminierung.