„Bleibt uns vom Acker“

Umweltschützer, Entwicklungshilfeorganisationen und Grünen-Politiker warnen vor den Folgen einer Fusion des Chemie-Konzerns Bayer mit dem US-Saatguthersteller Monsanto

picture alliance / Henning Kaise

Bonn – Umweltschützer, Entwicklungshilfeorganisationen und Grünen-Politiker haben gegen die geplante Fusion des Chemie-Konzerns Bayer mit dem US-Saatguthersteller Monsanto protestiert. Vor dem Versammlungsort des Bayer-Aktionärstreffens in Bonn demonstrierten nach Polizeiangaben 200 bis 300 Menschen. Der Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Anton Hofreiter, forderte die Bundesregierung auf, die Fusion der beiden Konzerne zu verhindern. Seine Partei-Kollegin Renate Künast, Vorsitzende des Bundestags-Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz, warnte, die Fusion bedeute, dass sich die Patente für das Saatgut der fünf weltweiten Hauptnahrungsmittel künftig in der Hand von nur drei Großkonzernen befinden würden.
Durch die Fusion von Bayer und Monsanto würde die weltweite Nummer eins bei Saatgut und Pflanzenschutzmitteln entstehen. Bayer hatte sich im September mit Monsanto auf eine Übernahme zum Kaufpreis von 66 Milliarden Dollar (60 Milliarden Euro) geeinigt. Derzeit prüfen verschiedene Kartellbehörden die Übernahme.
Die frühere Bundeslandwirtschaftsministerin Künast, die als Aktionärsvertreterin an der Hauptversammlung teilnahm, appellierte an die Bundesregierung, sich bei den EU-Kartellbehörden für ein Verbot der Fusion einzusetzen.
Zu den Protesten anlässlich der Bayer-Aktionärsversammlung hatte das konzernkritische Bündnis „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ aufgerufen. An der Demonstration beteiligten sich auch Organisationen aus Entwicklungshilfe und Landwirtschaft wie die kirchlichen Hilfswerke Misereor und „Brot für die Welt“, die Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft (ABL) und die Internationale Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen (IFOAM).
Die Organisationen warnten, dass Bayer und Monsanto nach einer Fusion 70 Prozent des Saatgutmarktes beherrschen würden. Jährlich müssten schon jetzt Hunderttausende Bauern aufgeben, weil sie sich das teure Saatgut und die Pestizide der Konzerne nicht mehr leisten könnten, kritisierte die IFOAM. Zudem zeige sich zunehmend die gesundheitsschädigende Wirkung des massiven Einsatzes von Pestiziden für Mensch und Tiere.
Leidtragende der Mega-Fusion wären vor allem Kleinbauern in Entwicklungsländern, erklärten die kirchlichen Hilfswerke „Brot für die Welt“ und Misereor sowie die Organisationen Fian Deutschland, Inkota und Forum Umwelt und Entwicklung Tage zuvor. Die Folgen für die Kleinbauern wären Preissteigerungen, eine geringere Auswahl bei Saatgut und Pestiziden sowie Gesundheitsschäden durch den Einsatz von Agrarchemikalien.
Bereits im Oktober hatte ein Zusammenschluss mehrerer Organisationen, darunter Misereor und Brot für die Welt vor den Folgen der geplanten Übernahme gewarnt. Kleinbauern verfügten über angepasstes Saatgut und umfangreiches landwirtschaftliches Wissen und versorgten die lokalen Märkte ihrer Länder unabhängig von der Chemie und Gentechnik von Agrarkonzernen wie Bayer und Monsanto, hieß es damals. epd /KNA