Berlin: Eine Woche nach der Messerattacke auf dem Schulhof

Vor einer Woche wurden zwei Schülerinnen der Evangelischen Schule Berlin-Neukölln von einem Mann durch Messerstiche lebensgefährlich verletzt. Wie schnell lässt sich jetzt zur Normalität zurückkehren?

Symbolfoto: Beim Tischtennisspielen auf dem Pausenhof wurden die beiden Schülerinnen angegriffen
Symbolfoto: Beim Tischtennisspielen auf dem Pausenhof wurden die beiden Schülerinnen angegriffenimago images/Shotshop

Der Schulbetrieb geht weiter, das Entsetzen bleibt. Gut eine Woche ist es her, dass am 3. Mai zwei Schülerinnen der Evangelischen Schule Berlin-Neukölln lebensgefährlich verletzt wurden. Ein 39-jähriger Berliner hatte sich gegen 15.10 Uhr Zugang zum Schulhof verschafft, nachdem er offenbar zuvor eine Mauer überwinden konnte. Mit einem Messer stach er auf die sieben- und achtjährigen Mädchen ein, die gerade Tischtennis spielten. Viele Mitschüler*innen mussten die Tat mit ansehen, dies berichteten am nächsten Tag die örtlichen Medien in Berlin. Die beiden Kinder wurden notoperiert. Lebensgefahr besteht nicht mehr.

Kein politischer oder religiöser Hintergrund

Der Täter leistete keinen Widerstand, als die Polizei ihn festnahm. Später wurde er in psychiatrische Behandlung gegeben, vermutlich wird er auch in Zukunft in der geschlossenen Psychiatrie bleiben müssen. Seine Tat hatte, nach allem, was man bis heute weiß, keinen politischen oder religiösen Hintergrund. Über den Angreifer ist bekannt, dass er wegen Körper­verletzungen und Drogendelikten vorbestraft ist. Vorsichtig deutete Sebastian Büchner, Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, an, es gebe „Anhaltspunkte für eine möglicherweise durch Betäubungsmittel induzierte psychische Erkrankung“.

Bis Anfang dieser Woche war kein Schulbetrieb, verständlicherweise standen und stehen Mitschüler*innen, Eltern, Nachbarn, Schulleitung und Kollegium unter Schock. Für sie waren sehr schnell Notfallseelsorger vor Ort. Auch Pfarrer*innen des Kirchenkreises Neukölln halfen. Nicht nur in den benachbarten Kirchengemeinden beteten am vergangenen Sonntag während der Gottesdienste Christ*innen für die verletzten Kinder und deren Familien. Sie schlossen sie in ihre Fürbitten ein – ganz im Sinne des Vorstandsvorsitzenden der Evangelischen Schulstiftung der EKBO, Frank Olie. Er hatte unter dem Eindruck der Gewalttat formuliert: „Unsere Hoffnung setzen wir nun in den Herrn. Möge er uns allen in dieser schweren Stunde beistehen, insbesondere den beiden Schülerinnen und ihrer Schulgemeinschaft.“

Einander tragen

Bischof Christian Stäblein zeigte sich schockiert und dankbar zugleich: „Beim Besuch in der Schule habe ich hören und erleben können, wie stark die Schulgemeinschaft und die Helfenden einander tragen und füreinander da sind.“ In den beiden Kirchen der Gemeinde Martin-Luther-Genezareth nahmen am Donnerstag und Freitag Seelsorger jene Menschen in Empfang, die das Geschehene nicht allein verarbeiten wollten. In der Martin-Luther-Kirche an der Fuldastraße lagen Notizzettel für Gebetswünsche bereit, berichtete der Berliner Tagesspiegel. Es seien in den vergangenen Tagen „viele Gespräche“ geführt worden, sagte Pfarrer Alexander Pabst, der in der Schule seelischen Beistand geleistet hatte, dem Blatt.

Die Verantwortlichen wollen mit Schüler*innen und Kollegium so rasch wie möglich zur Normalität zurückfinden, freilich unter verstärkten Vorzeichen von Struktur und Sicherheit, wie Frank Olie sagte. Ein Wachschutz wurde engagiert. In Politik und Berliner Stadtgesellschaft flammte nach der Tat eine kurze Debatte über Schulsicherheit auf: „Aber natürlich werden wir auch darüber sprechen und wird die Schulgemeinschaft darüber sprechen, wie man sich künftig aufstellen möchte, um sich besser zu rüsten“, sagte der Bezirksbürgermeister von Neukölln, Martin Hikel (SPD).

Die betroffene Evangelische Schule Neukölln ist eine öffentliche, staatlich anerkannte Schule mit den Klassen 1 bis 13. Sie ist eine der 33 evangelischen Schulen der EKBO-Schulstiftung in Berlin und Brandenburg mit rund 10000 Schüler*innen.