Auf der Suche nach dem Frieden

Vorbereitungen für den Katholikentag in Münster laufen auf Hochtouren. Mögliche Auftritte von AfD-Politikern sind ein Thema

MÜNSTER – Erstmals wieder nach 88 Jahren und zum vierten Mal überhaupt ist Münster in diesem Jahr Schauplatz eines Katholikentags. Zu dem 101. Christentreffen dieser Art werden in der Westfalen-Metropole vom 9. bis 13. Mai mindestens 30 000 Dauerteilnehmer und mehrere zehntausend Tagesgäste erwartet. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren – und erste Programmkonturen zeichnen sich ab.

30 000 Dauerteilnehmer werden im Mai erwartet

Den Themenschwerpunkt gibt das Motto „Suche Frieden“ vor. In der Stadt, in der der vor 400 Jahren begonnene Dreißigjährige Krieg sein Ende fand, geht es in den Tagen um Christi Himmelfahrt um die Überwindung und Vermeidung gewaltsamer Konflikte in der Welt. „Die Suche nach Frieden wird aber nicht nur als Abwesenheit von Krieg verstanden“, betont Theodor Bolzenius, Sprecher des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), das mit dem Bistum Münster zu dem Treffen einlädt. Themen seien vielmehr auch der soziale Frieden sowie der persönliche innere Seelenfrieden – und damit die Frage nach Gott.
Entsprechend breitgefächert sind die zentralen Podien, mit 32 etwas weniger als bisher üblich. „Frieden durch internationale Kooperation“, „Klimafrieden und Landwirtschaft im Fokus der Welt(innen)politik“ oder „Religionsfreiheit – ein weltweit verletztes Menschenrecht“ lauten einige Überschriften der Diskussionen. Die Experten debattieren auch über Populismus und Hetze, den Rückzug ins Nationale, Gerechtigkeit, Familienpolitik, Reproduktionsmedizin, Flüchtlingspolitik, Geschlechtergewalt sowie über Gottesvorstellungen und Glaube.
Zu den Fragestellungen lädt das ZdK neben Wissenschaftlern und Verbandsvertretern auch Politiker ein. Sie werden aber nicht als Parteivertreter, sondern als Experten für ein Thema angefragt, wie Bolzenius betont. Besonders Regierungsmitglieder – etwa die Entwicklungs- und Sozialminister – sind traditionell Podiumsgäste. Weil aber diesmal noch gar nicht feststeht, wer einer künftigen Bundesregierung angehört, sind die „Mitspieler“ aus dem Hauptstadtumfeld noch offen. Sicher ist, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur Eröffnung auf dem Domplatz kommt und am Tag darauf an einer Gesprächsveranstaltung teilnimmt.
Das ZdK klärt laut Bolzenius auch noch die Frage, ob es ein Thema gibt, bei dem die Mitwirkung eines AfD-Politikers „wichtig und richtig ist“. Beim letzten Katholikentag in Leipzig war kein Mitglied der Partei eingeladen. Allerdings wurde – vielleicht auch durch die Nicht-Einladung – die AfD und der Umgang mit ihr zu einem der dominanten Themen.
Münster ist der letzte Katholikentag vor dem dritten Ökumenischen Kirchentag, der 2021 in Frankfurt stattfindet. Mit Blick auf dieses Groß­ereignis soll schon beim westfälischen Treffen die Ökumene ein besonderes Gewicht bekommen, erläutert Bolzenius. So war von Anfang an der Evangelische Kirchenkreis Münster in die Vorbereitungen involviert, wie Pfarrerin Kathrin Neuhaus-Dechow, die Öffentlichkeitsreferentin des Kirchenkreises, betont. Auch wird der Kirchenkreis mit einem eigenen Stand auf der Kirchenmeile vertreten sein. Ebenfalls mit einem Stand weist der Kirchentag Dortmund auf das Großereignis im nächsten Jahr hin.
Auch innerkatholische Streitthemen stehen auf der Tagesordnung: etwa das Diakonat der Frau, die Mitbestimmung und Transparenz über kirchliche Finanzen, das (ethisch saubere) Investment von Kirchenkapital und vor allem die vermehrte Gründung von XXL-Pfarreien. Denn bei der Bildung größerer Einheiten dürfe nicht allein die Zahl der verfügbaren Priester Orientierungsgröße sein, so das ZdK. Für die Präsenz der Kirche vor Ort komme zudem der Gemeindeleitung durch Laien ein größerer Stellenwert zu.
Die Finanzierung des vermutlich rund 9,9 Millionen Euro teuren Katholikentags ist aus Sicht der Veranstalter inzwischen geklärt. Im Vorfeld hatte es besonders um den Zuschuss der Stadt Münster Ärger gegeben, die nur Sachleistungen und keine Barmittel geben will. Die Gespräche der Stadt über die „nichtbaren“ Leistungen in Höhe von 682 000 Euro verliefen aber gut, versichert Bolzenius.
Eine Sachleistung ist die Bereitstellung der Halle Münsterland, des größten Veranstaltungsgebäudes bei dem Treffen etwa zwei Kilometer vom Zentrum entfernt. Generell spielt sich das Programm aber in der Innenstadt ab. Zur Katholikentagsmeile dort haben sich rund 400 Organisationen angemeldet – ein Rekord. Der Hauptgottesdienst an Christi Himmelfahrt findet vor der Kulisse des Schlosses statt – und auch die Messfeier zum Abschluss.