Wo Menschen mit und ohne Behinderung Strandkörbe bauen

Strandkörbe gibt es überall an Nord- und Ostsee. In Meldorf (Schleswig-Holstein) werden die Flechtmöbel als Unikate in einer Manufaktur gefertigt. Gemeinsam von Menschen mit und ohne Behinderung.

Jeder Strandkorb aus Meldorf ist ein Unikat
Jeder Strandkorb aus Meldorf ist ein UnikatHagen Grützmacher

Beim Urlaub an Nord- oder Ostsee sind sie die heimlichen Stars: Strandkörbe. Wenn der Wind pfeift, bieten sie Schutz und Gemütlichkeit. Wenn die Sonne brennt, spenden sie Schatten. Hergestellt werden sie unter anderem in einer Manufaktur in Meldorf in Schleswig-Holstein. Zum Strand ist es hier nicht weit. Die Produktion ist echte Handarbeit. Antje Ryslavy arbeitet mit mehreren Kolleginnen und Kollegen an der Flechtstation.

„Ich muss erst unten genau markieren, wo die Staken hinsollen, und dann werden die dort angeschossen. Und dann kann ich anfangen zu flechten“, erklärt sie. Das Besondere hier: Fast alle Mitarbeitenden haben mehr oder weniger große Einschränkungen, sowohl körperlich als auch geistig. Organisiert wird der Betrieb von der Stiftung Mensch.

Strandkörbe „gehören zu den besten am Markt“

Die in der Manufaktur gefertigten Strandkörbe gehören „zu den besten am Markt“, sagt Teamleiter Elia Noffke. Es gebe keinen Unterschied zu einem normalen mittelständischen Betrieb, sagt er. „Es ist ein hart umkämpfter Markt, aber wir können mit unseren Strandkörben locker mithalten.“

Insgesamt 42 Menschen arbeiten in der inklusiven Produktion, 36 von ihnen mit Einschränkungen. Die Mitarbeitenden sollen ihre Fähigkeiten schrittweise weiterentwickeln und so Selbstvertrauen gewinnen. Christof Kazocins ist in dieser Woche für die Endkontrolle verantwortlich. „Das ist die Aufgabe mit der größten Verantwortung, und das mag ich“, meint er und lächelt. „Wenn ein Strandkorb kleinere Fehler hat, dann bessere ich sie aus.“

Zu den Kunden gehören viele Unternehmen, die teilweise schon seit Jahren in Meldorf bestellen. Auf der Kieler Woche und beim Heavy-Metal-Festival in Wacken stehen Strandkörbe aus dieser Manufaktur. Auch eine Weltneuheit wurde hier entwickelt: der Schlaf-Strandkorb, mit großer Liegefläche für das Nickerchen inklusive Meerblick. Solche Modelle stehen in Büsum an der Nordsee, aber auch in San Francisco in den USA.

Nach 40 Stunden ist der Strandkorb fertig

Der Betrieb hat sich über die Jahre einen Namen gemacht. „1985 ging es los mit dem Strandkorbbau“, erzählt Noffke, der selbst erst kurz in der Manufaktur dabei ist. „Damals hatten wir zwei Mitarbeiter.“

Die Strandkörbe der Manufaktor der Stiftung Menschen stehen auch am Büsumer Deich
Die Strandkörbe der Manufaktor der Stiftung Menschen stehen auch am Büsumer DeichImago / Metelmann

Rund 40 Stunden dauert es, bis ein Strandkorb fertig ist. Das Holz, die Stoffe, fast alles können die Kunden individuell zusammenstellen. Die Preise für ein handgefertigtes Unikat starten bei 1.600 Euro. Mehrmals im Jahr organisiert der Betrieb einen Werksverkauf, dann gibt es bis zu 30 Prozent Rabatt. Für alle, die das Urlaubsgefühl im Strandkorb mit nach Hause nehmen wollen.