Wissenschaftler: Judenhass der Hamas hat tiefe Wurzeln

Der in dem Massaker am 7. Oktober zutage getretene Judenhass der Hamas hat nach Darstellung von Wissenschaftlern tiefe Wurzeln in der Politik arabischer Staaten und im Islam. Der Überfall der Hamas aus Gaza sei eine Vernichtungsaktion gewesen, sagte der Leiter des Centrums für Antisemitismus- und Rassismusstudien in Aachen, Stephan Grigat, auf einer Konferenz des Forschungszentrums Globaler Islam in Frankfurt am Main am Freitag. Der Hass rühre aus einem in islamischen Ländern weit verbreiteten und vor die Gründung des Staates Israel zurückreichenden Antisemitismus.

Eine von Deutschland und vielen Ländern geforderte Zwei-Staaten-Lösung von Israel und einem selbstständigen Palästina sei keine Lösung, solange der Antisemitismus in der Region derart akut sei, sagte Grigat. „Es braucht eine Kulturrevolution in den arabischen Ländern.“ Das Verbreiten des „antisemitischen Gifts“ durch Iran und seine Verbündeten in der Region müsse beendet werden. Israel dürfe nicht mehr als antisemitische Projektionsfläche missbraucht werden. Wer Frieden wolle, sollte auf Demonstrationen rufen: „Free Palestine from Hamas!“ (Befreit Palästina von der Hamas).

Der Antisemitismus in der islamischen Welt gehe auf die Entstehung des Islams zurück, sagte der Freiburger islamische Theologe Abdel-Hakim Ourghi. Judenfeindliche Stellen im Koran, auf die gegenwärtig sich auch die Hamas beziehe, müssten kritisch interpretiert werden. Judenhetze habe es durch islamische Theologen des Mittelalters bis in die Gegenwart durch die Muslimbrüder und den im vergangenen Jahr verstorbenen Fernsehprediger aus Katar, Yusuf al-Qaradawi, gegeben. Das Feindbild der Juden und Israels werde durch Satellitenfernsehen, Internet und Hassprediger unter vielen Muslimen verbreitet.

Es sei ein Mythos zu meinen, der Antisemitismus sei allein europäischen Ursprungs und die islamischen Länder in der Geschichte hätten Toleranz gegen Juden geübt, erklärte Ourghi. Es habe von Arabien bis Spanien immer wieder Pogrome gegen Juden gegeben. Juden seien als „Schutzbefohlene“ diskriminiert worden, mit einer Kopfsteuer belegt, mit dem Verbot, Synagogen zu bauen, mit der Vorschrift, gelbe Erkennungszeichen an der Kleidung zu tragen. Nur aus einer Schuldeinsicht der Muslime könne Versöhnung entstehen, sagte der Theologe. Begegnungen zwischen Muslimen und Juden könnten Wunden heilen.