Wenn Militärseelsorge kriegstüchtig wird
Die EKD-Seelsorge will ein Konzept für den Fall eines Kriegs vorbereiten. Unsere Autorin glaubt ihren Ohren nicht zu trauen. Ein Kommentar von Sibylle Sterzik.
Muss die Kirche jetzt auch mobil machen für den Fall eines Krieges? Sie muss, sagt Militärbischof Bernhard Felmberg. Und der hat es von der Kirchenkonferenz der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die beschloss einstimmig, ihn zu beauftragen, „ein Konzept für den Fall eines Kriegs vorzubereiten“. Gemeint ist damit wohl die Mobilmachung der Militärseelsorgerinnen und -seelsorger. Etwa um das Überbringen von Todesnachrichten oder um Bestattungen soll es gehen, so verriet Felmberg dem Berliner Tagespiegel. Besser aufstellen, geistlich aufrüsten, was noch? Auf Krieg einschwören?
Nichts für ungut. Seelsorgerinnen und Seelsorger bei der Bundeswehr verdienen Respekt. Im Auslandseinsatz riskieren auch sie ihr Leben. Sie predigen manchmal unter widrigsten Umständen und sind für Sorgen und Nöte der Soldatinnen und Soldaten da. Sie stärken sie für den Einsatz, mit dem sie unsere Sicherheit und Werte verteidigen. Und sicherlich ist es auch notwendig, „die Gefahren der Landes- und Bündnisverteidigung in den Blick zu nehmen“, wie Felmberg kürzlich sagte. Leider.
Militärseelsorge will mehr Personal – für den Kriegsfall
Aber erwarten wir von Seelsorge nicht eher, dass sie Hoffnung verbreitet, statt den Verteidigungsfall vorwegzunehmen? Ist es nötig, auch Militärseelsorge auf kriegstüchtig umzustellen? Man glaubt den Ohren nicht zu trauen: Ein geistlicher Plan für den Stresstest Verteidigungsfall müsse her, so Felmberg. Aber nicht, um Friedensinitiativen zu starten, sondern um für den Kriegsfall zu üben und mehr Personal zu fordern. Mit 100 evangelischen Seelsorgenden sei Kirche nicht gut aufgestellt.
Ist der Wesenszug von Kirche nicht „Selig sind, die Frieden stiften“? Kirche sollte, auch im Kirchenamt für die Bundeswehr, nicht einstimmen in das Kriegsvokabular, das in unsere Sprache einsickert. Besser abrüsten.