Weltgebetstag 2024 aus Palästina: Trotzdem solidarisch

Der Weltgebetstag ist ein Balanceakt angesichts der historischen Verpflichtung der Deutschen. Auch die Vorbereitungsgruppe in Delmenhorst musste mit ihrem inneren Zwiespalt umgehen lernen.

Die 15 Frauen vom Delmenhorster Vorbereitungskreis des Weltgebetstages haben sich intensiv mit dem Schicksal der Menschen in Palästina beschäftigt.
Die 15 Frauen vom Delmenhorster Vorbereitungskreis des Weltgebetstages haben sich intensiv mit dem Schicksal der Menschen in Palästina beschäftigt.Stadtkirchengemeinde Delmenhorst

Der Weltgebetstag wühlt in diesem Jahr besonders auf. „Wir fanden es unheimlich schwierig, mit der Gottesdienstordnung der Frauen aus Palästina zu arbeiten“, sagt Kirsten Meyer. „Als Deutsche haben wir doch eine historische Verpflichtung. Wir dürfen nicht vergessen, was das deutsche Volk den Jüdinnen und Juden angetan hat“, so die Sprecherin Vorbereitungsgruppe des Weltgebetstagsgottesdienstes aus Delmenhorst (Niedersachsen). Gleichzeitig das Leid der Menschen in Palästina zur Sprache zu bringen, sei ein Balanceakt. „Man muss aufpassen, was man sagt.“

Willkürliche Kontrollen, verwehrte Grundrechte und Vertreibung

Doch die 15 Frauen vom Vorbereitungskreis haben die Auseinandersetzung nicht gescheut. „Man darf auch nichts verschweigen“, ist die 56-jährige Frau überzeugt, die als Krankenschwester in der häuslichen Pflege arbeitet. Und so habe sich die Gruppe intensiv mit dem Schicksal der Menschen in Palästina befasst. „Wir haben immer deutlicher gesehen, was für ein Verbrechen die Israelis an den Palästinensern verüben,“ betont Meyer. Es gebe Kontrollen und mehr als 100 Erlaubnisscheine, die jederzeit entzogen werden könnten. „Es herrscht Willkür. Die Israelis verwehren den Palästinensern Grundrechte und vertreiben sie aus ihren Siedlungsgebieten.“

Doch der Anschlag der Hamas auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres habe diese Sichtweise infrage gestellt. „Als ich im Januar von der Geschichte der Palästinenser erzählte und Bilder aus Palästina zeigte, waren wir alle hin- und hergerissen“, gibt Meyer die Stimmung unter den Frauen wieder. „Alle sahen das Leid der Palästinenser. Aber vor dem Hintergrund des Terroranschlags der Hamas hatten alle große Sorge, politisch nicht korrekt zu sein, wenn sie Israel für ihre Taten anklagen.“

„Wir haben die Verpflichtung, den Palästinenserinnen Gehör zu verschaffen“

Nicht anders ging es dem deutschen Weltgebetstagskomitee, das Teile der Gottesdienstordnung neu übersetzt und teils kommentiert sowie mit einer zweiseitigen Einleitung versehen habe, erklärt Meyer. „Aber ich habe keine großen Änderungen entdeckt.“ Auch das ursprüngliche Bild für den Weltgebetstag sei aus Sorge, es könne antisemitisch sein, durch das Weltgebetstagslogo ersetzt worden.

Die Delmenhorster Frauen habe sich durchgerungen, nicht zu schweigen, sondern die Taten der Israelis zu benennen. „Wir haben die Verpflichtung, mit den palästinensischen Frauen solidarisch zu sein und ihnen Gehör zu verschaffen“, betont Meyer. „Aber wir müssen uns auch fragen, ob wir genug getan haben, um das Leid aller Menschen dort zu lindern.“

Der Weltgebetstag der Delmenhorster Frauen findet am Freitsg, 1. März, um 17 Uhr in der Stadtkirche statt