Weltgebetstag in der Kita: „Frieden schmeckt süß“

Der Weltgebetstag in diesem Jahr sorgt für Aufregung. Wie lässt sich die Lage in Palästina gegenüber Kindern erklären? Im Evangelischen Familienzentrum in Lippstadt (NRW) geht man kreative Wege.

Kinder betrachten einen Tisch mit Materialien zum Weltgebetstag
Kinder betrachten einen Tisch mit Materialien zum WeltgebetstagSibylle Hänsler

Der Weltgebetstag (WGT) wird Jahr für Jahr auch mit Kindern und Jugendlichen gefeiert. „In diesem Jahr gibt es allerdings wenig Veranstaltungen“, sagt Claudia Montanus. Die Bildungs- und Verbandsreferentin ist auch Beauftragte für Weltgebetstag der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen (EFHiW). „Bei dem hoch umstrittenen Thema wagen sich viele nicht, etwas dazu zu machen.“ Dazu kommt ihrer Ansicht nach auch, dass Angebote wie Kindergottesdienste immer weniger nachgefragt werden.

Die Frauenhilfe in Westfalen ist sehr aktiv in der Weltgebetstags-Arbeit. „Jedes Jahr bieten wir zur Vorbereitung Werkstätten an, wo wir die Grundlagen vermitteln“, sagt Montanus. „In diesem Jahr fiel die Werkstatt für den WGT in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus. Es gab zu wenig Anmeldungen.“ Dennoch weiß Montanus zum Beispiel von einem Kindergarten in Lippstadt: „Dort rückt die Kindergartenleiterin Sibylle Hänsler in ihrer Einrichtung den Weltgebetstag mit seinem Thema ,… durch das Band des Friedens‘ vier Wochen in den Blick.“

Land erkunden mit Landkarten und Fotos

Sibylle Hänsler leitet das Evangelische Familienzentrum in Lippstadt. Weil die Werkstatt zum WGT mit Kindern ausfiel, hat sie an der regulären Werkstatt teilgenommen. „Das war kurz nach dem 7. Oktober, als der Krieg im Nahen Osten ausgebrochen war. Das ursprüngliche Material war da schon zurückgezogen“, erzählt sie. „Wir haben vermittelt bekommen, wie die Sprachregelungen sind.“

Mit ihren neun Kolleginnen hat sie die Kinderbibelwochen für die derzeit 42 Kinder vorbereitet. „Seit 2016 machen wir das so. Denn die Themen können wir mit den Kindern nicht in einem Tag bearbeiten.“ Dreimal in der Woche beschäftigen sie sich mit dem Thema. „Wir stellen das Land vor anhand von Landkarten und Fotos“, so Hänsler. Sie sprechen mit den Kindern darüber, wie Kinder und Familien in dem Land leben. Darüber, was anders ist als in Deutschland.

Dieses Jahr: Krieg und Frieden als Schwerpunktthema

„In diesem Jahr sprechen wir auch über den Krieg und was das bedeutet. Aber wir beziehen keine Stellung. Stattdessen beten wir für den Frieden.“ Hänsler erzählt, dass die Kinder oft betroffen reagieren, wenn sie hören, dass Krieg herrscht in den Städten und Orten, die ihnen aus den biblischen Geschichten vertraut sind. „Bei einem Gespräch darüber, wie Krieg und Frieden schmecken, waren sich die Kinder einig: Frieden ist süß“, sagt sie. Krieg dagegen „ist, wie wenn man Dreck isst“.

Auf Demonstrationen sieht man die Regenbogenfahne als Friedenssymbol - und in der Kita in Lippstadt
Auf Demonstrationen sieht man die Regenbogenfahne als Friedenssymbol - und in der Kita in LippstadtUnsplash / Alice Donovan Rouse

Damit auch die Eltern mitbekommen, womit sich die Kinder beschäftigen, ist im Vorraum ein Tisch aufgebaut. „Wir erstellen ein Friedensband. Darauf werden dann die Friedenstauben angebracht, die die Kinder basteln“, sagt die Einrichtungsleiterin. Die Palästina-Flagge taucht dort nicht auf. „Wir haben eine Regenbogenfahne genommen. Die steht für den Frieden.“ Außerdem üben die Kinder einen Tanz zu arabischer Musik ein und befassen sich mit Gerichten, die man in Palästina isst.

Gebete für den Frieden

Am Ende der Wochen wird ein Gottesdienst in der Kirche gefeiert. „Da führen die Kinder den Tanz auf.“ Wichtig ist ihr, dass keine Schuldzuweisungen gemacht werden, sondern im Mittelpunkt der Friede steht. Sie berichtet von der Begegnung mit einem Vater, der Palästinenser ist und seit 1996 in Deutschland lebt. „Er freut sich sehr, dass wir das Thema behandeln. Er sagte, er verstehe nicht, dass Menschen sterben müssen – man könnte doch im Frieden miteinander leben.“ Vom WGT hatte er vorher noch nichts gehört und meinte: „Wenn da 24 Stunden rund um die Welt für Friede gebetet wird – das muss doch etwas bewirken.“