Weihnachtsmann, Nikolaus, Christkind: Wer ist hier wichtiger?

Sie haben die gleiche Mission: die Menschen in der Advents- und Weihnachtszeit beschenken. Aber wer ist am bekanntesten? Ein exklusives Interview mit Weihnachtsmann, Nikolaus und Christkind.

Ein seltener Schnappschuss: Weihnachtsmann, Nikolaus und Christkind posieren gemeinsam
Ein seltener Schnappschuss: Weihnachtsmann, Nikolaus und Christkind posieren gemeinsamImago /Chromorange

Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Diese Wochen sind ja vermutlich ziemlich stressig.
Weihnachtsmann: Ja, das stimmt, wir haben zu Weihnachten Hochsaison. Ich muss ja innerhalb weniger Tage Milliarden von Geschenken ausliefern.
Nikolaus: Mir geht es ähnlich. Aber ich hab den Stress schon hinter mir. Ich konnte fast alles am 6. Dezember erledigen. So komme ich den andern beiden auch nicht in die Quere.

Nochmal an den Nikolaus und den Weihnachtsmann: Sie sehen sich ja doch recht ähnlich. Sind Sie verwandt miteinander oder wie müssen wir uns das vorstellen?
Weihnachtsmann: Verwandt sind wir nicht, aber wir verkörpern die gleiche Person: den berühmten Bischof Nikolaus von Myra. Der starb am 6. Dezember des Jahres 343. Unsere Auftritte erinnern an ihn. Ihm wird nachgesagt, er habe sich besonders um die Armen und die Kinder gekümmert und heimlich Geschenke verteilt. Nicht umsonst wurde er heilig gesprochen.

Nikolaus hält sich für wichtiger als den Weihnachtsmann

Nikolaus: Von daher bin ich eigentlich der Wichtigste von uns dreien!

Christkind: Moment! Was Weihnachten angeht, bin ich ja wohl die Wichtigste!

Weihnachtsmann: Das sehe ich anders. Dich gibt es nicht einmal als Schokoladenfigur. Oder nur sehr selten.

Wie kam es überhaupt zur Konkurrenz zischen Weihnachtsmann und Christkind an Heiligabend? Reicht es nicht, wenn einer die Geschenke bringt?
Christkind: Ich finde auch, bei allem Respekt, dass meine männlichen Kollegen eigentlich überflüssig sind. Luther hatte das schon richtig erkannt. Er wollte den Nikolaus und die Geschenke am 6. Dezember abschaffen. Er hatte es ja nicht so mit der Heiligenverehrung. Das war meine Chance!

Aber Ihr Name: Christkind. Ist nicht Jesus das eigentliche Christkind?
Christkind: Gut, dass Sie das ansprechen. Das wird oft verwechselt. Jesus ist das „Christuskind“. Er ist die Hauptperson an Weihnachten, das steht für mich außer Frage. Luther wollte dieses Christuskind auch unbedingt wieder in den Mittelpunkt des Festes rücken. Ich habe mich optisch eher aus den frühen Krippenspielen entwickelt, bei denen ein sogenanntes „Christkind“ die Engelsschar angeführt hat.

Weihnachtsmann blickt auf eigene Geschichte zurück

Nikolaus: Aber zum Glück bin ich trotzdem nach der Reformation nicht ganz in Vergessenheit geraten. Und durch den Weihnachtsmann habe ich im Grunde sogar Verstärkung bekommen.

Aber wie wurde nun aus dem Nikolaus der Weihnachtsmann?
Weihnachtsmann: Das ist eine lange Geschichte. Unser holländischer Kollege, der „Sinterklaas“, ist mit den Auswanderern nach Amerika gelangt. Deshalb heißt er dort auch Santa Claus. Die Bilder haben sich dann mit anderen Vorstellungen vermischt, zum Beispiel mit dem „Father Christmas“, den die Briten kennen oder dem „Väterchen Frost“ aus Russland. Eigentlich ist unsere Gruppe also noch viel größer. Äußerlich sehen wir uns alle ähnlich und haben dieselbe Aufgabe.

Weihnachtsmann: Und ich möchte betonen, dass mir mein Outfit nicht von Coca Cola verpasst wurde. Ich trage schon seit Jahrhunderten einen roten Mantel.

Nikolaus: Ich ärgere mich auch darüber, dass ich immer öfter als Werbefigur benutzt werde. Nur weil wir Geschenke bringen, müssen wir doch nicht für jede Art von Kommerz herhalten. Aber das ist wohl der Lauf der Dinge.

Christkind: Da geht es mir besser. Ich bin halt weniger eitel und bleibe weitgehend im Verborgenen. Es ist wichtig heutzutage, dass man seine Privatsphäre schützt und nicht pausbäckig vor jeder Kamera posiert. Dann muss man sich nicht wundern.

So ganz allein sind Sie drei doch nicht. Da gibt es doch allerhand Begleiter. ich denke nur an den Knecht Ruprecht.
Christkind: Bei mir gibt es keine Begleiter. Das habe ich gar nicht nötig.
Weihnachtsmann: So ganz recht ist uns das mit den Begleitern auch nicht. Die sind meist nicht christlichen Ursprungs. Aber als Unterstützung können wir sie schon gut brauchen.
Nikolaus: Neben Knecht Ruprecht gibt es in manchen Regionen auch noch den Krampus. Die beiden gehören zu den sogenannten „Perchten“, die nach einem alten Brauchtum die bösen Geister des Winters oder das alte Jahr vertreiben.

Wir danken Ihnen für dieses Gespräch und wünschen frohe Weihnachten!