Vor Klimagipfel – Hilfswerke: Kein Geld für fossile Energien
Mehrere Billionen Euro werden weltweit noch für fossile Energien ausgegeben. Deutlich mehr als für Klimaschutzmaßnahmen, kritisieren Hilfswerke. Für den Weltklimagipfel haben sie eine klare Botschaft.
Die Welt muss aus Sicht von Hilfsorganisationen noch deutlich schneller aus fossilen Energieträgern aussteigen. Beim anstehenden Weltklimagipfel in Baku kommende Woche sollten sich die europäischen Staaten dafür einsetzen, ambitionierte Ausstiegsdaten für fossile Energieträger festzusetzen, erklärte Misereor am Freitag in Aachen. Die Entwicklungsorganisationen One und Oxfam legten zudem eigene Berechnungen vor, wie der Umbruch finanziell gestaltet werden müsse.
Misereor kritisiert, dass weiterhin rund fünf Billionen Euro in die Stabilisierung und den Ausbau fossiler Strukturen flössen. “Das sind Gelder, die stattdessen in nachhaltige erneuerbare Energien investiert werden könnten. Vor allem in Asien und Afrika gibt es riesige Flächen, die sich gut für Energie aus Sonne und Wind eignen.”
Auch One spricht von rund 2,7 Billionen US-Dollar, die reiche Länder zwischen 2010 und 2022 für inländische Subventionen für fossile Brennstoffe ausgegeben haben. Dies sei sechsmal mehr, als sie im gleichen Zeitraum für die internationale Klimafinanzierung zugesagt hätten.
Die Organisation wirft den Staaten “Klimaheuchelei” vor: “Wenn sich die hohe Politik zum Klimagipfel trifft, hat sie eine klare Wahl: Entweder sie setzt den teuren Teufelskreis der Heuchelei fort oder sie lenkt die Investitionen in nachhaltiges Wachstum um, von dem alle weltweit profitieren”, betonte One.
Oxfam fordert von dem Gipfeltreffen die konkrete Zusage von mindestens einer Billion US-Dollar jährlich zur Unterstützung einkommensschwacher Länder. Das sei eine Verzehnfachung des bisherigen Jahresziels von 100 Milliarden US-Dollar. Das Geld dafür wäre da, werde aber nicht eingesetzt. “Die Industrieländer wehren sich mit formalen Argumenten, in Wahrheit aber ist die Blockade politisch, denn sie fürchten den hohen Unterstützungsbedarf beim Umgang mit Klimafolgeschäden. Mit dieser Haltung gegen die vom Klimawandel existenziell bedrohten Länder wird sich in Baku kein Erfolg zurechtzimmern lassen”, warnt Oxfam.
Die Deutsche Umwelthilfe fordert die Bundesregierung auf, ihre Zusagen zur Klimafinanzierung in Baku nochmals zu untermauern. Die Wahl von Donald Trump zum künftigen US-Präsidenten bedeute “für die globalen Klimaschutzbemühungen einen Schock”, so Umwelthilfe-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. “Vom Weltklimagipfel in Baku muss deswegen das klare Signal ausgehen, dass die Weltgemeinschaft auch ohne die USA bei der Umsetzung des Pariser Klimaabkommens voranschreitet.”
Die Weltklimakonferenz COP29 beginnt am Montag in Aserbaidschans Hauptstadt Baku. Bis zu 50.000 Teilnehmer und Vertreter von 197 Staaten werden erwartet. Inhaltlich geht es vor allem um die praktische Umsetzung des Pariser Weltklimaabkommens, insbesondere dessen Finanzierung. Das 2015 abgeschlossene Übereinkommen sieht vor, klimaschädliche Emissionen bis zur Mitte des Jahrhunderts auf null zu reduzieren (“Net Zero”) und den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf auf deutlich unter 2 Grad, möglichst sogar 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
Save the Children mahnt zudem, dass Kinder in der Klimaagenda bislang nicht genug berücksichtigt würden. Nach Angaben der Organisation flossen 2023 nur 2,4 Prozent der Mittel aus den vier wichtigsten globalen Klimafonds in Projekte mit Fokus auf Kinder. Hingegen seien in diesem Jahr rund 300 Millionen und damit jedes achte Kind von Extremwetterereignissen betroffen.