Klima-Allianz und Verdi verlangen mehr Geld für den Nahverkehr

Verspätungen, Ausfälle, gestresstes Personal: Eine Studie im Auftrag von Verdi und der Klima-Allianz Deutschland dringt auf Abhilfe gegen die Situation im öffentlichen Personennahverkehr.

Durch das Deutschlandticket hatten zuletzt mehr Menschen den öffentlichen Nahverkehr genutzt
Durch das Deutschlandticket hatten zuletzt mehr Menschen den öffentlichen Nahverkehr genutztImago / Lobeca

Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) braucht einer Studie zufolge mehr Geld, sonst gehe bald gar nichts mehr bei Bussen und Bahnen. Nötig seien angesichts des Personalmangels bessere Arbeitsbedingungen sowie langfristige Finanzierungssicherheit, erklärten Vertreter der Gewerkschaft Verdi und der Klima-Allianz Deutschland in Berlin unter Verweis auf die von ihnen in Auftrag gegebene Untersuchung.

Vor allem sei die Bundesregierung gefordert. Es gelte, den ÖPNV besser und langfristig zu finanzieren, sagte Stefanie Langkamp von der Klima-Allianz Deutschland, einem Bündnis von rund 150 Organisationen. Ziel müsse es sein, den Personalmangel zu beseitigen, die Fahrgastzahlen zu erhöhen und einen „Deutschlandtakt“ mit „Mobilitätsgarantie“ auf dem Dorf und in der Stadt zu etablieren. Zudem müssten das Deutschlandticket über 2035 hinaus garantiert und ein deutschlandweites Sozialticket für Menschen mit geringem Einkommen eingeführt werden.

Verdi und Klima-Allianz warnen vor einem Zusammenbruch des ÖPNV

Um das aktuelle Fahrtenangebot zu halten, müssen laut der Studie des Beratungsunternehmens KCW bis 2030 etwa 63.000 altersbedingt frei werdende Stellen im kommunalen ÖPNV neu besetzt werden. Das ist etwa die Hälfte aller Arbeitnehmer. Für die angestrebte Verdoppelung der Fahrgastzahlen bis 2030 seien etwa 87.000 weitere Fachkräfte notwendig. Die zusätzlichen Personalkosten hierfür lägen bei etwa vier Milliarden Euro pro Jahr.

Verdi und Klima-Allianz warnen angesichts des Personalmangels, hohen Krankenstandes und überforderter kommunaler Haushalte vor einem Zusammenbruch des ÖPNV. Andreas Schackert, Verdi-Bundesfachgruppenleiter Busse und Bahnen, betonte: „Bis 2030 werden knapp 50 Prozent der Beschäftigten im ÖPNV in Rente gehen oder dem Beruf aus anderen Gründen den Rücken kehren.“ Nötig seien deshalb attraktive Arbeitsbedingungen und gute Löhne, um die entstehende Lücke zu schließen.

Es braucht schnelle Planungen und Genehmigungen

Der Autor der Studie, Christoph Schaaffkamp, bezeichnete die von der Politik angestrebte Verdoppelung der Fahrgastzahlen als besondere Herausforderung. Neben guten Arbeitsbedingungen müssten dafür „kapazitätsstarke Schienenverkehre“ gezielt ausgebaut werden. Das gehe nur durch schnelle Planungen und Genehmigungen.

Bereits im Februar 2021 hatte die Verkehrsministerkonferenz von Bund und Ländern eine Verdoppelung der Fahrgastzahlen im ÖPNV bis 2030 gegenüber 2019 als wichtigen Beitrag für den Klimaschutz beschlossen. Angesichts der massiven Probleme in der Branche, müsse jetzt gehandelt werden, lautet das Fazit der Studie.