Steinmeier ruft zu Hilfe für ukrainische Buchbranche auf

Bei der Frankfurter Buchmesse können erstmals seit der Pandemie wieder Besucher kommen. Ein positives Signal für die Buchbranche, die durch die Folgen des Ukraine-Kriegs unter Druck gerät.

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Frankfurt a.M. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zu Beginn der Frankfurter Buchmesse Hilfe für die ukrainische Buchbranche gefordert. Die Zerstörung von Bibliotheken und Verlagen sowie die schweren Folgen, die der Krieg für das gesamte Buch- und Verlagswesen in der Ukraine habe, dürften nicht nur empören, sondern müssten alle zur Hilfe motivieren, sagte Steinmeier während der Eröffnungsfeier der Buchausstellung.

Die materielle Hilfe, die in der Ukraine dringend gebraucht werde, sei auch ein Dienst an der Wahrheit, sagte das Staatsoberhaupt. Sie sei „ein Akt im Kampf gegen die mörderische Lüge und im Kampf für die Aufklärung“, betonte Steinmeier vor rund 1.500 Gästen in der Festhalle der Messe. Unter den Gästen waren auch der spanische König Felipe VI. und König Letizia, Vertreter des diesjährigen Gastlandes.

Refugium in schwieriger Zeit

König Felipe sagte, Spanien sei ein völlig anders Land als vor 30 Jahren, als es erstmals Gastland der Buchmesse gewesen sei. Es sei ein Land, das sich der Freiheit und Toleranz verpflichtet fühle. Spanien sei ein solidarisches Land angesichts der großen Unsicherheiten und Ungleichgewichte in der Welt. Die Wertschätzung für Bücher sei in Spanien unverändert, sagte er. Die Buchmesse sei wie ein Refugium in einer schwierigen Zeit.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
Bundespräsident Frank-Walter SteinmeierMeike Boeschemeyer / epd

Die weltweit größte Buchausstellung will politische Zeichen setzen. So soll der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Donnerstagmittag virtuell zur Europäischen Verlegervereinigung sprechen. Auch seine Frau Olena Selenska nimmt am Samstag an einer Talkrunde teil. Die Buchmesse wolle ukrainischen Autoren ein Forum bieten, sagte die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs, bereits vor der Eröffnung. Auch russische Exilanten sollen zu Wort kommen.

Schmidt-Friderichs forderte mehr politische Unterstützung in Zeiten der Krise. Die instabile Welt- und Marktlage stelle die Branche nach zwei Jahren Pandemie vor neue große Herausforderungen. Die Branche brauche dringend ausgleichende Maßnahmen durch die Politik, damit sie ihrem gesellschaftlichen Auftrag weiterhin in gewohnter Weise nachkommen könne, sagte Schmidt-Friderichs.

Umsätze gehen zurück

Der September sei der fünfte Monat in Folge mit Umsatzrückgängen gewesen. Nach neun Monaten im Jahr 2022 liege das Umsatzniveau um knapp zwei Prozent unter dem Nicht-Corona-Jahr 2019, sagte Schmidt-Friderichs. Im lokalen Buchhandel sehe die Lage allerdings noch schlechter aus. Hier betrage der Umsatzrückstand nach drei Quartalen 8,7 Prozent im Vergleich zu 2019.

Aussteller kommen aus 100 Ländern

Schmidt-Friderichs betonte, Verlage und Buchhandlungen wollten gerade in unsicheren Zeiten eine umfassende Versorgung mit Literatur, Sach- und Fachinformationen gewährleisten. Die Buchbranche habe sich in den vergangenen beiden Jahren der Pandemie als erstaunlich widerstandsfähig erwiesen.

Auf der 74. Frankfurter Buchmesse präsentieren noch bis Sonntag rund 4.000 Aussteller aus fast 100 Ländern ihre Publikationen. Sie findet seit zwei Jahren wieder mit Besucherpublikum statt, das bereits am Freitag Zutritt zu den Messehallen hat. Für das Fachpublikum öffnen sich die Tore bereits am Mittwoch. Buchmessen-Direktor Juergen Boos sagte, die persönliche Begegnung sei so wichtig wie nie. Denn Präsenz helfe gegen Polarisierung. (epd)