Sea-Watch 4 zur ersten Rettungsmission gestartet

Leinen los: Die Sea-Watch 4, überwiegend aus kirchlichen Spenden finanziert, hat sich auf den Weg ins zentrale Mittelmeer gemacht. Ihr Auftrag: Flüchtlinge retten.

Die Crew der Sea Watch 4 winkt Passanten beim Ablegen zu
Die Crew der Sea Watch 4 winkt Passanten beim Ablegen zuThomas Lohnes / epd

Burriana/Frankfurt a.M. Das überwiegend aus kirchlichen Spenden finanzierte Seenotrettungsschiff Sea-Watch 4 ist zu seinem ersten Rettungseinsatz aufgebrochen. Das Schiff, das von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) unterstützt wird, soll im zentralen Mittelmeer Flüchtlinge aus Seenot retten. Die erste Mission hatte sich wegen der Corona-Pandemie verzögert. Ursprünglich sollte das Schiff im April auslaufen. Bislang lag es im spanischen Hafen Burriana, nördlich von Valencia, vor Anker, von wo es am Sonnabend in Richtung zentrales Mittelmeer losgefahren ist.

Das ehemalige Forschungsschiff wurde vom Bündnis United4Rescue finanziert, das von der EKD initiiert wurde. Die Idee eines kirchlichen Seenotrettungsschiffs im Mittelmeer geht auf den evangelischen Kirchentag in Dortmund 2019 zurück.


Mehr zum Thema
Fragen und Antworten zur Mission der Sea-Watch 4
Klar zum Ablegen: Sea-Watch 4 vor dem Start


„Sea-Watch 4“-Einsatzleiter Philipp Hahn sagte dem epd, er erwarte eine schwierige Mission. Die italienischen Behörden behinderten private Organisationen derzeit massiv bei ihren Einsätzen und hätten unter anderem die „Sea-Watch 3“ mit der vorgeschobenen Begründung von technischen Mängeln festgesetzt. Hinzu komme die Corona-Pandemie. Es gelte, die Crew und die Geretteten vor Covid-19 zu schützen.

Er sei dankbar, dass das Schiff endlich ausgelaufen sei, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, dem ZDF. „Es sterben täglich Menschen im Mittelmeer, und kein Rettungsschiff ist da, das sie rettet.“ Es sei skandalös, dass die EU seit Jahren zuschaue, wie an den Grenzen Europas Menschen ertrinken, sagte der Theologe, der das Projekt Kirchenschiff in der EKD vorangetrieben hat. „Es darf nicht so bleiben, dass man mit der libyschen Küstenwache zusammenarbeitet und gerettete Menschen nach Libyen, in den Bürgerkrieg, zurückschickt. Da passieren extreme Menschenrechtsverletzungen.“

Natürlich habe es Kritik an dem Projekt gegeben, sagte Bedford-Strohm. „Die sich mit Hass in den sozialen Netzwerken sehr laut, sehr strategisch äußern, kannten wir schon seit geraumer Zeit.“ Gleichzeitig habe es eine riesige Bewegung von Menschen gegeben, die sagten, sie seien noch nie so stolz auf die Kirche gewesen. Tausende Menschen, die für das Projekt gespendet haben, seien mit dem Herzen bei der Besatzung, sagte der bayerische Landesbischof. Das Engagement vieler Menschen habe dazu geführt, dass das Schiff nun in See stechen könne.

Kleine Verspätung

Ursprünglich war das Auslaufen der „Sea-Watch 4“, die etwa fünf Tage bis ins Einsatzgebiet vor der libyschen Küste braucht, bereits für Freitag erwartet worden. Dass sich solch eine aufwendige Mission jedoch wegen letzter technischer Arbeiten an Bord noch einmal verzögere, sei nichts Ungewöhnliches, sagte Sea-Watch-Sprecher Oliver Kulikowski: „Wir spüren den Druck, schnellstmöglichst loszufahren. Aber wir wollen natürlich bestmöglich vorbereitet starten.“

Im Januar ersteigerte das Bündnis das Schiff für 1,3 Millionen Euro, darunter 1,1 Millionen Euro Spendengelder des Bündnisses, dem mittlerweile über 550 Organisationen und Unternehmen angehören. Im Februar wurde die Sea-Watch 4 getauft und an die Seenotrettungsorganisation Sea-Watch übergeben, die das Schiff im Auftrag des Bündnisses betreibt. (epd)