Schwules Museum Berlin plant Ausstellung zu sexuellem Missbrauch

Das Schwule Museum Berlin widmet sich in einer Ausstellung dem Thema Sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. Auch Betroffene sollen zu Wort kommen.

Kritisch will sich die Schau im Schwulen Museum Berlin mit der Rolle der "Knabenliebe" in der deutschen Homosexuellenbewegung auseinandersetzen
Kritisch will sich die Schau im Schwulen Museum Berlin mit der Rolle der "Knabenliebe" in der deutschen Homosexuellenbewegung auseinandersetzenImago / Steinach

Erstmals will sich das Schwule Museum Berlin in einer Ausstellung ab dem 5. Oktober mit „Sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im Namen der Emanzipation“ beschäftigen. „Wir stellen uns die Frage, wie es sein kann, dass in Kontexten, die für Selbstbestimmung einstehen, sexualisierte Gewalt passiert ist“, sagte Kuratorin Birgit Bosold bei einer Präsentation des Ausstellungskonzepts vor Journalisten in Berlin. „Das ist verstörend.“

In der Ausstellung sollen Betroffene zu Wort kommen und von ihren Missbrauchserfahrungen berichten. Kritisch will sich die Schau mit der Rolle der „Knabenliebe“ in der deutschen Homosexuellenbewegung auseinandersetzen. Auch in der Gründungssatzung des „Schwulen Museums“ selbst seien noch bis 2010 „Knabenliebhaber“ als „zu würdigende Gruppe“ aufgeführt gewesen, sagte Bosold. Das Projekt entsteht in Zusammenarbeit mit dem Archiv der Deutschen Jugendbewegung im hessischen Witzenhausen.

Fall des Pfadfinderführers Heinz Dörmer

Diskutiert werden soll auch der Fall des von Nationalsozialisten verfolgten und im KZ inhaftierten Pfadfinderführers Heinz Dörmer, über den es 1994 eine Ausstellung im Museum gab. „Seine Neigung zu jungen und sehr jungen Männern wurde damals nicht problematisiert“, sagte Bosold.

Lange habe es eine enge Zusammenarbeit zwischen der Schwulen- und Lesbenbewegung und Pädophilen gegeben. Noch 1986 nannte ein Plakat zum Christopher Street Day in München Lesben, Schwule und Pädophile gleichrangig als sich emanzipierende Minderheiten. Erst in den 1990er Jahren und unter dem Eindruck der HIV-Pandemie ging man auf Distanz. „Unsere These ist, dass das nicht wirklich aufgearbeitet worden ist“, so Bosold.