Schuster: Verlässliche Anlaufstellen für jüdische Studierende

Vor allem an Berliner Hochschulen hatten antisemitische Vorfälle nach dem 7. Oktober für Aufsehen gesorgt. Jetzt gab es erste Gespräche dazu, wie gegen Judenhass an Unis vorgegangen werden könnte.

Im Vorgehen gegen Antisemitismus an Hochschulen fordert der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, strukturelle Veränderungen. Nötig seien „verlässliche Anlaufstellen für jüdische Studierende und klare Vorgaben gegen Organisationen und Gruppen, die Terror verherrlichen und Israel- und Judenhass propagieren“, erklärte Schuster am Donnerstag in Berlin.

Zuvor hatte es zu dem Thema ein erstes Gespräch zwischen Zentralrat sowie Vertretern der Kultusministerkonferenz (KMK) und der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) gegeben. Schuster hatte den Angaben zufolge der KMK die Einrichtung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe vorgeschlagen, um „tragfähige und nachhaltige Schritte“ zu verabreden. Ziel sei, ein sicheres und friedliches Umfeld für jüdische Studierende und Lehrende an Hochschulen sicherzustellen.

„Dieser Austausch war wichtig und ein erster Schritt auf dem Weg zu einer Zusammenarbeit, an deren Ende messbare Empfehlungen im Kampf gegen Antisemitismus auf dem Campus erarbeitet werden“, so Schuster jetzt. Mit einem von der KMK am 7. Dezember vergangenen Jahres beschlossenen „Aktionsplan gegen Antisemitismus und Israelfeindlichkeit“ seien strukturelle Probleme bereits erkannt worden. „Jetzt geht es um die Umsetzung.“

Schuster hatte nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober mehrfach davor gewarnt, dass Hochschulen in Deutschland nicht zu „No-Go-Areas“ werden dürften. Vor allem in Berlin hatten gegen Israel sowie Jüdinnen und Juden gerichtete Vorfälle für Entsetzen gesorgt.

Im März hatte eine Schnellbefragung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ergeben, dass unter Studierenden der allgemeine Antisemitismus deutlich weniger verbreitet sei als in der durchschnittlichen Bevölkerung. Demnach zeigen unter Studierenden 8 Prozent eine antisemitische Haltung, in der Gesamtbevölkerung sind es 18 Prozent. Forscher der Universität Konstanz hatten dazu online repräsentativ ausgewählte 2.300 Studierende aus dem gesamten Bundesgebiet befragt.

Muslimische Studierende zeigten demnach häufiger antisemitische Einstellungen als christliche oder konfessionslose Studierende. Dies hänge mit häufig mit der Herkunft der Familie aus einer Konfliktregion zusammen. Zudem zeigten Studierende, die sich selbst im politisch rechten Spektrum positionierten, häufiger antisemitische Einstellungen als andere.