Predigten zum Reformationstag: Welt braucht in Krisen Hoffnung

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hat am Reformationstag dazu aufgerufen, trotz der aktuellen Krisen und Kriege die christliche Hoffnung in die Welt zu tragen. „Selten war in der Welt die Hoffnung so kleinlaut und schwindsüchtig, selten waren unsere Gewissheiten so labil und zerbröselt wie in diesen Zeiten, da sich Krise an Krise reiht und Unheil auf Unheil türmt“, sagte sie am Dienstagabend im Reformationsgottesdienst in der Bonner Kreuzkirche.

Die Gesellschaft sei nicht nur auf die diakonischen Dienste und sozialen Einrichtungen der Kirchen angewiesen, sondern brauche die Christen auch, „weil wir Gott loben“, sagte die 60-jährige Theologin, die auch Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen ist, in ihrer Predigt vor mehr als 1.000 Gottesdienstbesuchern. „Wir müssen die Sprache des Lobens immer neu lernen und einüben, damit wir widerstandsfähig bleiben gegen die Mächte, die das Leben gefährden und die uns resignieren und verstummen lassen.“

Mit Blick auf den Krieg im Nahen Osten, der „durch die Attacke der palästinensischen Hamas gegen Israel“ begonnen worden sei, warnte Kurschus vor einfachen Antworten. „Wir müssen aushalten, nicht zu wissen, wie Friede werden soll“, sagte sie. „Wir müssen aushalten, nicht zu wissen, was richtig ist und was falsch.“

Der Reformationsgottesdienst endete mit einem christlich-jüdischen Gebet für die Opfer von Gewalt und Hass, das auch als Zeichen der Solidarität und Verbundenheit mit Israel und der jüdischen Gemeinschaft gesprochen wurde. „Wir wünschen Frieden für das Land und die ganze Welt“, sagte die Vorsitzende der Synagogen-Gemeinde Bonn, Margaret Traub.

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, hob zum Reformationstag die Trost spendende Kraft des christlichen Glaubens hervor. In Zeiten von Terror, Krieg, Klimakrise oder Inflation, bei persönlichen Krisen und Belastungen helfe der Glaube, „Lebensmut, Trotzkraft und Seelentrost“ zu finden, sagte der leitende Theologe in der Düsseldorfer Johanneskirche.

Die rheinische Oberkirchenrätin Wibke Janssen mahnte zu einem sanftmütigen Umgang mit der Erde und ihren Ressourcen, „um die Klimakrise auf dem Weg in die Klimakatastrophe deutlich zu bremsen“. Die Schöpfung sei nicht „auf ungebremstes Wachstum angelegt“, sagte sie in der Kölner Trinitatiskirche. Es gelte, „anders zu ackern, zu essen, zu reisen, zu heizen, zu produzieren“.

Der lippische Landessuperintendent Dietmar Arends hob die Botschaft des Reformators Martin Luther hervor, dass Gott die Menschen liebt. Die alten Lieder der Bibel hätten Luther ermutigt, selbst Lieder zu schreiben wie beispielsweise „Ein feste Burg ist unser Gott“, sagte der oberste Repräsentant der Lippischen Landeskirche im WDR-Radio. Luthers Angst habe sich so in Vertrauen gewandelt, von Gott geliebt zu sein. So sei die Reformation in Gang gekommen, an deren Beginn am Reformationstag erinnert werde.

Den Reformationstag feiern evangelische Christinnen und Christen in aller Welt in Erinnerung an den Beginn der Reformation durch die Veröffentlichung der 95 Thesen von Martin Luther am 31. Oktober 1517. Mit seiner Kritik an der Kirche seiner Zeit stieß Luther Veränderungen an, die später zur Entstehung der evangelischen Kirche führten.