Posaunentag: Hamburg soll drei Tage lang klingen

56 Posaunenchöre, 700 bis 800 Bläser – die Posaunenarbeit in Hamburg hat eine lange Tradition. Die große Vielfalt und musikalische Bandbreite soll beim Posaunentag vom 3. bis 5. Mai sichtbar werden.

Mittenmang: Plakat zum Deutschen evangelischen Posaunentag vom 3. bis 5. Mai in Hamburg
Mittenmang: Plakat zum Deutschen evangelischen Posaunentag vom 3. bis 5. Mai in Hamburgdept2024.de

Links und rechts der Orgel stehen sie: die Posaunenengel. Aus Holz geschnitzt, filigran. Sie scheinen dort hoch oben förmlich zu schweben. Die Posaunenengel in der Hamburger Hauptkirche St. Katharinen, die am Rande der Speicherstadt liegt, sind für Daniel Rau die schönsten Posaunenengel der Stadt. Rau ist Landesposaunenwart für Hamburg und das südliche Schleswig-Holstein. Er ist aber auch Mitinitiator und Geschäftsführer des Deutschen Evangelischen Posaunentags in Hamburg, der vom 3. bis 5. Mai stattfindet.

Bereits vor acht Jahren hat Hamburg sich als Austragungsort beworben, seit sieben Jahren laufen nun die Vorbereitungen. Für den Endspurt, das letzte Jahr, wurde Daniel Rau als Landesposaunenwart der Nordkirche freigestellt. Während der sich um den DEPT kümmert, hat Miriam Rottmayer für ein Jahr sein Amt als Landesposaunenwartin übernommen. Die Arbeit der beiden überschneidet sich in weiten Teilen, und so sitzen sie gemeinsam in der Sonne vor St. Katharinen und sprechen über „ihr“ Großprojekt, den Posaunentag.

„Wir arbeiten eng zusammen, denn beim Posaunentag werden ja auch die Hamburger Posaunenchöre eine große Rolle spielen“, sagt Miriam Rottmayer. „Zum Beispiel beim Riesenkonzert mit allen Hamburger Posaunenchören.“ Mit 4600 Zuhörern soll das Konzert auf der Hamburger Moorweide das größte und bestbesuchteste Konzert der Großveranstaltung werden.

Hamburg hat eine große Posaunenkultur

56 Posaunenchöre gibt es in Hamburg und im südlichen Schleswig-Holstein. Bei etwa 15 Bläsern pro Chor macht das 700 bis 800 Bläser in der Stadt. In Hamburg habe die Posaunenarbeit eine herausragende Tradition, unterstreicht Daniel Rau. „Es gibt eine große Posaunenkultur“, sagt er. Da es viele Kirchengemeinden gäbe und die Stadt letztlich ein Zusammenschluss vieler Stadtteile sei, prägten viele Kirchen das Stadtbild. „Und zu ganz vielen gehört eben auch ein Posaunenchor“, so Rau.

 

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„Und all diese Chöre sind gut untereinander vernetzt und helfen sich gegenseitig auch aus“, ergänzt Miriam Rottmayer. Die Hamburger Posaunenchöre seien professionell strukturiert, vital, es gäbe viele Weiterbildungsangebote. „Das liegt an den höheren Anforderungen“, erklärt Rottmayer. Das pralle kulturelle Leben mit vielen hochstehenden kulturellen Angeboten erzeuge eine Art „Leistungsdruck“. „Unsere Posaunenchöre müssen daneben bestehen, wenn sie Zuhörer haben wollen. Und das tun sie auch“, sagt Daniel Rau. Hinzu kommt, dass viele der großen Kirchen schwer zu bespielen seien.

„Die Bläser sind immer da, aber man sieht sie nie“

Trotz der lebendigen und traditionell fest verankerten Posaunenarbeit: So richtig sichtbar ist sie in der Stadt nicht. „Es gibt nicht den einen oder eine handvoll von Orten, von denen man sagen kann, hier sieht man die Posaunenarbeit in der Stadt“, sagt Daniel Rau. „Wir sind selbstverständliche Außenseiter“, fügt Miriam Rottmayer hinzu. „Die Bläser sind immer da, aber man sieht sie nie. Das ist wie im Gottesdienst, da stehen sie immer am Rand, sitzen auf der Empore, da hat man sie nicht im Blick. Mit dem Deutschen Evangelischen Posaunentag holen wir die Bläser jetzt mehr in den Blick, wir holen sie mitten in den Gottesdienst, könnte man sagen.“

Und sichtbar werden sie mit Sicherheit: Erwartet werden knapp 18000 Teilnehmende, davon 15000 Bläser. 1600 Posaunenchöre reisen an. Der Altersdurchschnitt liegt bei 48 Jahren. Das liegt auch an den 700 Jungbläsern, die dabei sein werden. „Wir werden Gäste aus Indien, Lettland, Südafrika, Argentinien und Palästina haben. Wir hoffen auf ein friedliches und freundliches Fest, bei dem wir Hamburg zum Klingen bringen werden“, sagt Daniel Rau.

Konzerte auch an Bord der Cap San Diego­

Die Bläser werden an den unterschiedlichsten Orten spielen, in Kirchen und Parks, aber zum Beispiel auch an Bord der Cap San Diego­. „Bei der Serenade auf der Jan-Fedder-Promenade spielen die vereinigten Landesjugendposaunenchöre. Da werden dann 455 Jugendliche an Bord des Schiffes gemeinsam spielen“, sagt Miriam Rottmayer begeistert. „Das ist unser Tafelsilber“, fügt Daniel Rau stolz hinzu.

Rau und Rottmayer ist die Begeisterung für die Posaunenarbeit anzumerken, sie sprühen vor Begeisterung. „Es ist einfach eine unglaublich tolle Art, Glauben in Gemeinschaft zu leben“, betont Rau. „Von Kindern bis Rentner decken wir das komplette Spektrum ab, die Geschlechterverteilung ist mit 51 Prozent Männern zu 49 Prozent Frauen fast gleich und es geht durch alle Berufsgruppen“, so Rau. Ein tolles Miteinander, eine große Verbundenheit zur Kirche – die Posaunenarbeit sei einfach wertvoll. „Es wird aktiv Gemeindeleben gestaltet“, betont Miriam Rottmayer.

Mit Ausnahme der Turmbläser ist die Posaunenchor-Tradition in Hamburg etwa 150 Jahre alt, erklärt Rau. Sie wurde im Rauhen Haus begründet. Sie sei nicht besonders anders, aber einfach flächendeckend und fruchtbar. „Es gibt hier eine große Bereitschaft, das innerstädtische Leben zu bereichern“, sagt Rau. Wie vielfältig und modern, wie laut und leise, wie lebendig diese Arbeit ist, davon können sich Hamburger und Besucher zum Posaunentag drei Tage lang selbst überzeugen.