Pastor Tübler auf gefährlicher Mission

In wenigen Tagen beginnt er seine Reise: Militärseelsorger Andreas-Christian Tübler aus Appen bei Hamburg fliegt nach Afghanistan und betreut zweieinhalb Monate lang deutsche Soldaten. Eine heikle Aufgabe, doch der Theologe hat sich gut vorbereitet und vertraut vor Ort auch auf Gott.

Andreas-Christian Tübler feiert im Mai 2014 mit deutschen Soldaten einen Feldgottesdienst in Mali
Andreas-Christian Tübler feiert im Mai 2014 mit deutschen Soldaten einen Feldgottesdienst in Maliepd

Appen. Bevor es losgeht, erholt er sich noch bei einem Urlaub in Italien. Es werden für Militärseelsorger Andreas-Christian Tübler die letzten ruhigen Tage sein. Am 12. Juli macht er sich auf den Weg zum Flughafen Köln-Bonn – und von dort geht es mit einer Bundeswehrmaschine nach Afghanistan. Dort wird der Theologe aus Appen bis Ende September etwa 110 deutsche Soldaten in Kabul betreuen. Das Militär unterstützt vor Ort mit der Operation „Resolute Support“ die afghanischen Sicherheitskräfte.
Tüblers Hauptaufgabe ist es, mit den Soldaten das Gespräch zu suchen. „Es ist ein Spagat“, sagt er. Man müsse auf sie zugehen, dürfe ihnen aber nicht zu sehr auf den Wecker fallen. Manche möchten über ihre privaten Probleme reden, andere sprechen lieber über schöne Dinge. Der Glaube spiele meist nach einem Unglück eine Rolle. Dann würden die Soldaten fragen, wie Gott so etwas habe zulassen können.

Gesangbuch für Bundeswehr

Auch Gottesdienste feiert der 60-Jährige in Kabul. Dafür gibt es im deutschen Camp einen eigenen Raum mit einem Altar-Tisch und einem Pult, das als Kanzel dient. Eine einfache und direkte Sprache ist für Tübler im Gottesdienst wichtig. Als Grundlage dient die Basis-Bibel. Gesungen werden Lieder aus dem „Y-Gesangbuch“, das eigens für die Bundeswehr entwickelt wurde und moderne Lieder für ein jüngeres Publikum enthält. Seine Gitarre hat Tübler auch dabei. Einen Song hat sich Tübler bereits vorgemerkt: „Bei unserem letzten Gottesdienst in Kabul werden wir gemeinsam ‚I am sailing‘ von Rod Stewart singen“, ist er sich sicher.
Angst habe er nicht vor dem Einsatz, aber er fliege mit einer gewissen Sorge um die Sicherheit, auch wenn er für den Einsatz gut vorbereitet worden sei, sagt er. Mehrere Wochen absolvierte er Trainingscamps, zu denen Verhalten im Notfall ebenso gehörte wie Erste Hilfe. Außerdem werde das Camp von armenischen und afghanischen Soldaten gut bewacht. Die Bundeswehr habe alles für die Sicherheit getan. „Auch mein Gottvertrauen wird mir helfen“, sagt Tübler, der in der Appener Marseille-Kaserne arbeitet.

Im Hubschrauber zur Botschaft

Anders als die meisten Soldaten wird Tübler das nur 100 mal 170 Meter große Camp voraussichtlich einmal pro Woche verlassen dürfen, denn er betreut auch die deutschen Polizisten und die Mitarbeiter der deutschen Botschaft. Den kurzen Weg dorthin legt er in einem Konvoi oder sogar in einem Hubschrauber zurück – je nach Sicherheitslage.
Und was sagt die Familie zum Einsatz in Afghanistan? „Sie ist nicht amüsiert“, sagt Tübler, aber sie trage seinen Beruf mit. Reisen in Krisengebiete sind ohnehin für den Militärgeistlichen nichts Neues. 2013 war er schon einmal für zwei Wochen in Afgahnistan, 2014 folgt ein fünfwöchiger Einsatz in Mali. Das Weihnachtsfest 2015 feiert Tübler mit deutschen Soldaten im Irak, und Anfang 2015 betreute er Soldaten, die in Liberias Hauptstadt Monrovia bei der Bekämpfung der Ebola-Epidemie halfen. Vor seiner Zeit als Militärpfarrer war Tübler Pastor in Hamburg-Dulsberg und persönlicher Referent der damaligen Hamburger Bischöfin Maria Jepsen. Danach arbeitete er elf Jahre lang als Theologischer Kirchenrat der Lippischen Landeskirche.