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NRW-Ministerpräsident Wüst würdigt Gerhart Baum für dessen Wirken

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat den verstorbenen früheren Bundesinnenminister und FDP-Politiker Gerhart Baum für dessen „vielfältiges Wirken“ gewürdigt. „Ob als Anwalt, als Mitglied des Rates der Stadt Köln oder des Deutschen Bundestages, ob als Parlamentarischer Staatssekretär oder als Bundesminister des Innern: Gerhart Baum hat sich ununterbrochen für Demokratie und Menschenrechte eingesetzt“, sagte er am Samstag in Düsseldorf. „Er wollte das Grundgesetz mit Leben füllen und richtete sein ganzes Handeln am Prinzip der Menschenwürde und der Freiheit aus.“ Baum starb im Alter von 92 Jahren.

„Gerhart Baum war zeit seines Lebens ein wacher Geist, ein scharfer Analytiker und ein umtriebiger Anwalt der Menschenrechte und des Liberalismus“, betonte Wüst. „Wir haben einen großen Nordrhein-Westfalen verloren. Sein Vermächtnis von Liberalität und Weltoffenheit wird bleiben.“ Baum habe sich nicht nur in der Politik engagiert, sondern auch Kunst und Musik gefördert und damit „wichtige Impulse“ gesetzt, von denen die Kulturschaffenden noch heute profitierten.

Baum wurde 1932 in Dresden geboren. 1945 floh er zunächst aus dem brennenden Dresden nach Bayern, wo er das Gymnasium in Tegernsee besuchte. Nach Köln zog er im Jahr 1950 und studierte dort von 1953 bis 1957 auch Jura. Seit 1954 war er Mitglied der FDP, für die er von 1972 bis 1994 im Bundestag saß. 1972 wurde er zunächst Innen-Staatssekretär, 1978 im Kabinett von Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) dann Bundesinnenminister bis zum Bruch der sozial-liberalen Koalition 1982.

Anschließend war Baum in verschiedenen Funktionen in der Menschenrechtsarbeit aktiv. Seit 1994 war er zudem wieder als
Rechtsanwalt tätig und vertrat unter anderem Opfer des Ramstein-Unglücks, sowjetische Zwangsarbeiter und Betroffene der Loveparade-Katastrophe in Duisburg. Für seinen Einsatz für Bürger- und Menschenrechte erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem 1980 das Bundesverdienstkreuz (Großes Verdienstkreuz) und 2017 den Verdienstorden des Landes NRW. Von 2015 bis 2023 war er Vorsitzender des Kulturrats Nordrhein-Westfalen. Seit Dezember 2016 war er auch stellvertretendes Mitglied des WDR-Rundfunkrats. Baum war Vater von drei Kindern aus erster Ehe und lebte mit seiner zweiten Frau Renate Liesmann-Baum in Köln.