Muslime weltweit feiern Mohammeds Geburtstag
Von Marokko bis Java herrscht oft Volksfeststimmung, wenn Muslime die Geburt ihres Propheten feiern, dieses Jahr am 14. September. Strenggläubige wittern eine Ähnlichkeit mit Weihnachten.
Für Muslime ist Mohammed das Idealbild des vollkommenen Menschen. Dem Propheten verdanken sie den Koran und den Aufstieg des Islams zu politischer Macht. Unzählige Überlieferungen beschreiben seine Gewohnheiten und Eigenarten, an die sich besonders fromme Gläubige im Alltag genauestens halten – etwa indem sie auf der rechten Seite schlafen oder das Fasten im Ramadan stets mit einer ungeraden Zahl Datteln brechen oder sich einen Bart wachsen lassen. Auch sein Geburtstag am 12. Tag des islamischen Monats Rabi al-Awwal, der in diesem Jahr auf den 14. September fällt, ist für Millionen Muslime ein Grund zu feiern. Aber es gibt auch Schelte von Strenggläubigen.
Die Festivitäten zum Prophetengeburtstag, arabisch Maulid an-Nabi, reichen von besinnlich bis ausgelassen. In Kairo ziehen Prozessionen unter Trommelgetöse durch die Straßen, in der Türkei werden die Moscheen die ganze Nacht festlich erleuchtet und auf der indonesischen Insel Java dauert die Party gleich eine ganze Woche mit Kirmes und Feuerwerk. Um Allah dafür zu danken, dass er ihnen Mohammed als Verkünder des Islams und Vorbild gesandt hat.
Prophet Mohammed fastete an seinem Geburtstag
Der Prophet selbst soll an seinem Geburtstag stets gefastet haben. Dagegen gehört gutes Essen bei den Maulid-Feiern traditionell dazu. Wohlhabende Spender und religiöse Stiftungen richten aufwendige Festmähler aus, besonders für die Armen. Bei den Straßenumzügen verteilen Bäcker Zuckerzeug an die Zuschauer.
Zugleich steht das spirituelle Gedenken an den Religionsgründer im Mittelpunkt; die Nacht auf Maulid ist eine der fünf heiligen Nächte des Islams, in denen Bittgebete als besonders aussichtsreich gelten. In den Moscheen und auf öffentlichen Plätzen erinnern Gläubige mit Koranlesungen und Lobeshymnen an Mohammeds Leben. Kinder tragen in TV-Programmen Gedichte über den Propheten vor. Über die Jahrhunderte ist eine umfangreiche Maulid-Literatur entstanden. So zählt die Geburtsgeschichte Mevlüt i-Sherif des osmanischen Dichters Süleyman Celebi (gest. 1422) zu den großen Werken der türkischen Nationalliteratur.
Die ersten Maulid-Feiern gehen auf die ägyptischen Fatimiden im elften Jahrhundert zurück. Ihre Kalifen trieb nicht nur die Frömmigkeit. Sie wollten mit den prunkvollen Feierlichkeiten vor allem ihre Abstammung von Mohammed und damit ihre Autorität betonen. Von Ägypten aus verbreitete sich Maulid dann über die ganze islamische Welt.
“Dynastien, die ihre Herkunft auf Mohammed selbst zurückführen, wie die jordanischen Haschemiten oder das Königshaus in Marokko, nutzen das offizielle Zelebrieren von Maulid bis heute, um ihre politische Legitimität zu stärken”, berichtet der islamische Theologe Mouhanad Khorchide der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Und dass Maulid gerade in nichtarabischen Gesellschaften wie Bangladesch oder der Türkei so beliebt wurde, liege unter anderem daran, dass sie als vollwertige Mitglieder der islamischen Weltgemeinde anerkannt sein wollten, so der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster.
Wundererzählungen rund um Mohammeds Geburt
Der Volksislam kennt viele Wundererzählungen rund um Mohammeds Geburt, der Überlieferung nach um das Jahr 570 in Mekka. So habe ein helles Licht von Syrien aus über Arabien gestrahlt und die Natur angefangen zu blühen. Auf keinen Fall dürfen Muslime ihn jedoch als göttliches Wesen anbeten wie Christen ihren Religionsstifter Jesus von Nazareth. Mohammed ist lediglich der Überbringer der göttlichen Offenbarung, des Koran.
Rigiden Strömungen wie den saudischen Wahhabiten oder den Salafisten ist das Fest deshalb ein Dorn im Auge. Sie verdammen Maulid als bid’a, als verbotene Neuerung, die den Gläubigen von der Verehrung Allahs ablenkt. Schließlich habe der Prophet seinen Geburtstag auch nicht gefeiert. Schlimmer noch: Das Fest erinnere gar an das christliche Weihnachten. Anders als in den meisten islamischen Ländern ist Maulid in Saudi-Arabien strikt verboten, in anderen Golfstaaten verpönt. Paradoxerweise sind es gerade die Salafisten, die Mohammeds Vorbild bis ins kleinste Detail, etwa der Art des Zähneputzens, nachahmen.
Die Mehrzahl der islamischen Gelehrten hält das fröhliche Gedenken an den Propheten dagegen für erlaubt oder empfiehlt es sogar. Übrigens: Weil sich das Fest nach dem islamischen Mondkalender richtet, fielen Maulid und das christliche Weihnachtsfest in der Geschichte immer mal wieder auf denselben Tag. Das nächste Mal wird es aber erst im Jahr 2080 wieder soweit sein.