Missbrauchsfälle in Kirchenmusikschule Dresden bekannt geworden

In den 1980er Jahren soll es zu sexuellen Übergriffen in der evangelischen Hochschule für Kirchenmusik Dresden gekommen sein. Im Fokus steht der damalige Leiter. Drei Betroffene haben sich bereits gemeldet.

In der evangelischen Kirchenmusikschule Dresden soll es in den 1980ern zu sexuellen Übergriffe durch den Leiter gekommen sein. Bislang seien drei betroffene Personen bekannt, mit denen man in Kontakt stehe, und es gebe Hinweise auf weitere Betroffene, bestätigte die Sprecherin der Evangelischen Landeskirche Sachsen, Tabea Köbsch, am Dienstag auf Anfrage. Konkret geht es um den Zeitraum von 1977 bis 1988. Zuerst hatte die „Sächsische Zeitung“ darüber berichtet.

Köbsch erklärte, am 26. Januar sei auf der Website der Hochschule für Kirchenmusik Dresden eine Information und Bitte um Unterstützung bei der Aufklärung von Fällen sexualisierter Gewalt veröffentlicht worden. Anlass seien Hinweise für Übergriffe durch den damaligen Leiter gewesen. Wer Kenntnisse dazu habe oder selbst betroffen sei, solle sich bei der Unabhängigen Ansprech- und Meldestelle der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens melden.

„Wir stehen aktuell noch vor dem Beginn einer Aufarbeitung“, erklärte Köbsch. Momentan liefen die Vorbereitungen zur Bildung einer Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommission für die sächsische Landeskirche und die Diakonie Sachsen, an der auch Betroffene verbindlich mitwirken sollen. Deren Aufgabe werde es sein, Fälle sexualisierter Gewalt unabhängig und professionell aufzuarbeiten sowie transparent über Ablauf und Ergebnisse zu informieren.

Im Bereich der Evangelischen Landeskirche Sachsens und der Diakonie gab es laut einer im Januar veröffentlichten Missbrauch-Studie für den Zeitraum 1946 bis Ende 2020 insgesamt 41 nachweisbare Fälle minderjähriger Betroffener und 28 Beschuldigte. Unter den Beschuldigten seien 13 Pfarrpersonen, drei Menschen aus anderen Verkündigungsberufen, acht sonstige Mitarbeiter und ein Ehrenamtlicher. Drei Beschuldigte konnten nicht identifiziert werden.

Seit 2012 hat die Landeskirche nach eigenen Angaben an insgesamt 54 Betroffene finanzielle Unterstützungs- und Anerkennungsleistungen gezahlt. Die Fälle beträfen auch Betroffene, die zum Tatzeitpunkt nicht mehr minderjährig waren, so Köbsch. Seit Bestehen der Unabhängigen Anerkennungskommission seien an 49 Betroffene Anerkennungsleistungen in Höhe von insgesamt rund 565.000 Euro gezahlt worden.