Menschenrechtler mahnen mehr Schutz für Christen an

Menschenrechtler haben zum ersten Advent von der Bundesregierung, den demokratischen Parteien sowie den großen Kirchen in Deutschland mehr Einsatz für christliche Gemeinschaften und die Religionsfreiheit gefordert. Auch 2024 habe sich die Situation der Christen vielerorts nicht verbessert, sagte der Nahostreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker, Kamal Sido, am Freitag in Göttingen. Im Gegenteil sähen sich in vielen Ländern wie Nordkorea, Indien, Pakistan, Afghanistan, Iran, Jemen, Saudi-Arabien, Eritrea, Somalia, Sudan, Libyen und Nigeria christliche Gemeinschaften zunehmender Gewalt ausgesetzt.

„Ein Grund für die Verfolgung von Christen und anderen religiösen Minderheiten ist der Fanatismus und die Intoleranz islamistischer Regierungen, Milizen und Gruppen“, sagte Sido weiter. Sie wollten nicht, dass Andersgläubige die Freiheit hätten, ihren Glauben zu leben oder sich für einen anderen Glauben zu entscheiden. Im Iran wachse beispielsweise die Zahl der Menschen, die zum Christentum konvertieren. Sie würden durch das Mullah-Regime massiv verfolgt.

Sido zufolge ist auch die Lage der kurdischen Christen aus der nordsyrischen Region Afrin prekär. Etwa 1.200 von ihnen lebten seit der Vertreibung aus ihrer Heimat durch die türkische Armee und islamistische Söldner im Jahr 2018 noch immer in Zelten in Geflüchtetenlagern: „Sie werden die Weihnachtsgottesdienste in Baracken im Niemandsland im Nordwesten Syriens feiern.“

Christen in arabisch-islamisch geprägten Ländern blickten mit großer Hoffnung auf Deutschland, erklärte Sido. Denn die Religionsfreiheit sei ein Grund- und Menschenrecht, das in allen wichtigen internationalen Konventionen und Erklärungen sowie im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verankert sei. Der diesjährige Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Ägypten in Begleitung von Bischof Anba Damian, einem Würdenträger der koptischen Kirche, sei ein positives Zeichen für die Christen in Ägypten und der gesamten arabisch-islamisch geprägten Welt gewesen. „Doch bei reinen Gesten darf es nicht bleiben. Die Bundesregierung muss sich nachhaltig für die Rechte der Christen weltweit einsetzen.“