Mathias Döpfner: Aktivismus und Journalismus zu nah beieinander

„Nicht klar genug zwischen Aktivismus und Journalismus unterschieden“: Das sieht Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner als Problem mit Blick auf sinkendes Vertrauen in die Medien.

Springer-Chef Mathias Döpfner
Springer-Chef Mathias DöpfnerImago / Chris Emil Janßen

Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner hat Fehlentwicklungen im Journalismus für sinkendes Vertrauen in die Medien mitverantwortlich gemacht. „Bis zu einem gewissen Punkt haben wir Journalisten als Berufsstand nicht klar genug zwischen Aktivismus und Journalismus unterschieden“, sagte Döpfner in Berlin. Er wolle niemanden im eigenen Hause oder von der Konkurrenz direkt beschuldigen, betonte aber, dass sich die Branche nicht ausreichend auf Informationen anstelle von Vorverurteilungen von Menschen fokussiert habe.

Das Vertrauen in den traditionellen Nachrichtenjournalismus sei Umfragen zufolge in den vergangenen 20 Jahren dramatisch gesunken, nur Politikern vertrauten die Menschen noch weniger als Journalisten. Daran seien nicht nur soziale Medien schuld. „Die Auswahl und Priorisierung von Themen ist manchmal weit weg von den echten Interessen unserer Leser“, sagte der Vorstandsvorsitzende Döpfner bei einem von Springer veranstalteten Branchentreff. Das habe eine Kluft entstehen lassen, die es nun zu schließen gelte.

Döpfner: „Journalismus muss alle Fakten berücksichtigen“

Döpfner räumte ein, dass auch bei den Publikationen von Axel Springer, etwa der Bild-Zeitung, Fehler gemacht würden. Doch ein bestimmtes Thema für mehrere Tage zu bespielen, sei nicht gleich eine Kampagne. Das Rezept der Bild sei es, „zu personalisieren, zu emotionalisieren und sich kürzer zu fassen als andere“. Dazu gehöre auch, laut zu sein, weshalb manche Berichterstattung schnell für eine Kampagne gehalten werden könnte. Was er verurteile, sei nicht eine einzelne Geschichte mit „einer lauten Schlagzeile, die emotional sein muss“, sondern die Vielfalt der Themensetzung über Wochen und Monate.

Es sei problematisch, wenn man das Gefühl habe, dass eine Marke dabei einer politischen Agenda folge. Der Unterschied zwischen Aktivismus und Journalismus sei, dass Aktivismus Fakten auslasse, die der Agenda nicht dienen. „Der Journalismus muss alle Fakten berücksichtigen“, sagte Döpfner.

Natürlich müsse man die israelische Regierung kritisieren können

Dass die Unterstützung des jüdischen Volks und des Existenzrechts des Staates Israel Teil der Unternehmensverfassung von Axel Springer ist, habe für ihn nichts mit Aktivismus zu tun, betonte Döpfner: „Das ist Transparenz bezüglich unserer Werte.“ Ein Verlagshaus ohne Werte ergebe keinen Sinn. Aus den Werten ergebe sich aber beispielsweise keine parteipolitische Präferenz.

Natürlich könne und müsse man etwa die israelische Regierung kritisieren können. Aber etwa zu behaupten, dass es Israels eigene Schuld sei, wenn es von der Landkarte verschwindet, oder dass die Hamas dort einen Genozid verübt habe, würde das Existenzrecht Israels infrage stellen und habe nichts mit konkreter Kritik an der israelischen Regierung zu tun.