Magische Fenster in Bad Wilsnack

Die japanisch-deutsche Künstlerin Leiko Ikemura hat die Fenster der sogenannten „Wunderblutkapelle“ in Bad Wilsnack und der gegenüberliegenden Sakristei der ehemaligen Pilgerkirche neu gestaltet.

Ikemura-Fenster Bad Wilsnack
Ikemura-Fenster Bad WilsnackHannes Langbein

Seit Pfingstmontag hat die Bad Wilsnacker Wunderblutkirche neue Fenster: Die japanisch-deutsche Künstlerin Leiko Ikemura hat die Fenster der sogenannten „Wunderblutkapelle“ und der gegenüberliegenden Sakristei der ehemaligen Pilgerkirche neu gestaltet.

Tiefes Rot empfängt die Besucherinnen und Besucher. Die vier wandfüllenden Fenster glühen förmlich in den Raum hinein. Der Brand der Stadt im Spätmittelalter, das Wunderblut der vom Brand unversehrt gebliebenen „Bluthostien“, Anlass des mittelalterlichen Pilgerwesens, aber auch die pfingstliche Kraft des Geistes schwingen in dieser Farbgebung mit. Und sind doch viel mehr: Sie laden zum Verweilen, zum Entschleunigen, zur Meditation ein.

Es sind abstrakte Fenster. Hier und da lassen sich Landschaften, Motive, gar eine Pietà erahnen.

Leiko Ikemura beherrscht den feinen Grat zwischen Abstraktion und Figuration. Ihr geht es um die Universalität der Farbe und des Lichtes, die für sie zu den Quellen des Lebens gehören. Die gegenüberliegende Sakristei ist dank ihrer Fenster auf ganz andere Weise zu einem Lichtraum geworden: Warmes, goldschimmerndes Licht erfüllt den Raum. Dann plötzlich in einer Nische tiefes Blau, der Kosmos: die sogenannte „Piscina“, der Ort, an dem traditionell der Wein der Eucharistie oder überschüssiges Weihwasser in die Erde geleitet wurde – eine Verbindung zwischen Himmel und Erde.

Auch eine Verbindung zwischen Ost und West wollte Leiko Ikemura schaffen: Der ehemalige Pilgerort, der – zeitweise so berühmt wie Santiago de Compostela – Menschen aus beiden Himmelsrichtungen in Bad Wilsnack zusammenbrachte, schlägt allein schon durch seine Geschichte eine Brücke zwischen den Weltgegenden und Weltanschauungen.

Leiko Ikemura selbst stammt aus Japan und hat mittlerweile die meiste Zeit ihres Lebens in Deutschland verbracht. In ihrer Kunst verbinden sich asiatische und europäische Einflüsse. Ihr geht es um eine Vermittlung der Pole des Lebens. Wer möchte, kann Bad Wilsnack auch heute noch als Pilgerin oder Pilger zu Fuß erreichen – auf historischen Pilgerwegen: www.wegenachwilsnack.de

Hannes Lanbein schrieb schon 2021 einen Beitrag für „die Kirche“ über die Planung der Fenster durch die Künstlerin.

Marina Mai berichtete ebenfalls in einem Betrag darüber.

Pfarrer Hannes Langbein ist Direktor der Stiftung St. Matthäus, der Kulturstiftung der Landeskirche