Lüneburger Kirchenkreis hilft Scheidungskindern

Kinder leiden bei einer Trennung oder Scheidung ihrer Eltern besonders. Der Kirchenkreis Lüneburg bietet für betroffene Kinder ab acht Jahren eine speziell eingerichtete Nachmittagsgruppe an.

Trennungskinder sehnen sich oft nach Familienharmonie. Eine Gruppe in Lüneburg hilft bei der Verarbeitung einer Trennung.
Trennungskinder sehnen sich oft nach Familienharmonie. Eine Gruppe in Lüneburg hilft bei der Verarbeitung einer Trennung.imageBROKER/ Alex Hinds

Die ewige Liebe hält nicht immer ein Leben lang: Jede dritte Ehe in Deutschland wird geschieden, in mehr als der Hälfte der Fälle sind auch minderjährige Kinder betroffen. Diese leiden besonders, und doch geraten sie oft erst dann in den Blick, wenn es um Sorge­rechtsfragen geht, um Unterhalt und Umgang.

Mit einer Trennung der Eltern zurechtzukommen ist für Kinder ein einschneidendes Ereignis. „Das ist ein Lebensthema“, sagt die Lüneburger Sozialpädagogin Martina Schellin. Sie hat für den Kirchenkreis Lüneburg eine Gruppe für Kinder ab acht Jahren gegründet, deren Eltern in Trennung oder Scheidung leben. Zweimal im Jahr bietet sie die Gruppe an, bewusst begrenzt auf jeweils zehn Treffen. Das, so findet sie, ist ausreichend.

Entlastung und Stärke für Kinder

Unterstützung will sie den Kindern mit der Gruppe bieten. Das komme auch bei den Eltern an: „Eltern sind dankbar, dass es die Gruppe gibt – es gibt viel zu wenig solche Angebote.“ Mit der Gruppe will sie inder stärken und ihnen einen sicheren Raum bieten, um sich mit der Trennung der Eltern auseinanderzusetzen. Sie soll Entlastung bieten und Stärke geben.

„Wichtig ist, dass die Kinder sehen, dass sie nicht allein sind“, so die Prämisse von Martina Schellin. Ihr ist es wichtig, dass die Kinder einen Ansprechpartner außerhalb der Familie haben. „Wir wollen einen Ort schaffen, an dem sie sich jemandem anvertrauen können.“

Gute Bindungen und Beziehungen zu den Eltern sowie das Erleben eines möglichst konfliktfreien Umgangs der Eltern miteinander sind eigentlich die Basis für das Wohlergehen von Kindern. Das aber ist keine Selbstverständlichkeit, sagt Schellin. Sie erlebt „gute Trennungen“ ebenso wie hochstrittige, bei denen ein Kind das eine Elternteil schließlich gar nicht mehr sieht.

Zwischen Schuldgefühl und Loyalitätskonflikt

Der Bedarf für Schellins Gruppe ist groß: „Das boomt geradezu.“ Eigentlich braucht sie gar nicht zu werben, sie führt sogar eine lange Warteliste. Ein Grund dafür sei schwer festzustellen. Feststehe: „Es war schon immer eine begehrte Gruppe und sie hat sich etabliert.“ Zudem sei die Gruppe bewusst klein gestaltet, gerade einmal acht Mädchen und Jungen sind dabei.

Für die Kinder ist das wichtig. Sie bekommen die Aufmerksamkeit, die sie brauchen. Zudem erleben sie, dass sie mit ihrem Problem nicht allein sind. Die Gruppe biete auch Gelegenheit, sich mit anderen Kindern auszutauschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, über Probleme und Gefühle zu sprechen. „Den Kindern wird viel abverlangt, sich mit einem so schwierigen Thema auseinanderzusetzen“, sagt sie. Gemeinsam geht das für viele von ihnen besser.

Martina Schellin: „Kinder bekommen mehr mit, als Eltern denken“

„Schuld ist immer wieder ein Thema.“ Kinder neigten dazu, sich die Verantwortung für die Beziehungsprobleme der Eltern zu geben. Immer wieder komme es zu Loyalitätskonflikten, wenn sie das Gefühl haben, sich zwischen Mutter und Vater entscheiden zu müssen.

„Kinder bekommen mehr mit, als Eltern denken“, so die Erfahrung von Martina Schellin. „Die Folgen sind ganz individuell und bei jedem Kind unterschiedlich.“ Klar ist bei allen: Kinder bleiben nicht unbeteiligt und unbelastet.

Eine Trennung der Eltern bringt für die Kinder auch Kummer und Angst. Wichtig sei, dass die Kinder erkennen: „Sie dürfen auch wütend oder traurig sein.“ Deshalb geht es im Kurs auch auf spielerische Weise um die Trennung. Malen und Basteln stehen ebenso auf dem Programm wie eine Familienaufstellung oder Tipps zum Umgang mit der Situation. „Bei Traurigkeit kann ein Tagebuch oder ein Sorgenfresser helfen oder dass die Kinder um Wut rauszulassen in ein Kissen boxen.“

Kontakt zur Gruppe per E-Mail an martina.schellin@evlka.de oder unter Tel. 01514/079 57 47