Letzte-Hilfe-Kurs zeigt, wie Angehörige Sterbende unterstützen können

Im Letzte-Hilfe-Kurs lernen Menschen, wie sie Sterbenden in ihren letzten Stunden beistehen können. Ein Thema, bei dem noch sehr viel Unsicherheit herrscht.

„Man kann nichts falsch machen, es sei denn man macht gar nichts“, sagt die Leiterin im Letzte-Hilfe-Kurs.
„Man kann nichts falsch machen, es sei denn man macht gar nichts“, sagt die Leiterin im Letzte-Hilfe-Kurs.Leo Morgentau

Elf Frauen und ein Mann sind zum Letzte-Hilfe-Kurs der Volkshochschule Bremen und der „Bremer Hände“ gekommen – sie wollen erfahren, wie sie ihren Angehörigen in der letzten Phase des Lebens am besten beistehen können. Einige der Teilnehmenden haben in der Vergangenheit Mutter, Mann oder Opa bis zum Tod betreut. Sie berichten von der Angst, das Verhalten der Sterbenden richtig zu deuten, und der Hilflosigkeit angesichts des Leides.

„Man kann bei diesen Themen nichts falsch machen – es sei denn, man macht gar nichts“, ermutigt Jennifer Nitsch. Die Gesundheits- und Krankenpflegerin leitet den Kurs zusammen mit der Ethnologin und Seelsorgerin Leo Morgentau. Beide betreuen im Bremer Hospiz Sirius todkranke Menschen.

Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten lernen

Die Kursleiterinnen sprechen über Anzeichen, dass das Leben eines Menschen zu Ende geht. Dazu können Atempausen, rasselnde Atemgeräusche, zunehmende Unruhe, schwacher Puls, kalte und mitunter blaue Hände und Füße, vermehrte Schlafphasen und fehlendes Interesse an Essen und Trinken gehören. „Sterben ist ein individueller Prozess, daher können sich die Anzeichen unterscheiden. Während einige Menschen einfach ruhig versterben, sind andere sehr unruhig“, sagt Morgentau.

Man sollte es respektieren, wenn jemand nicht mehr essen und trinken will, sagt Nitsch. Sie zeigt, wie man in solchen Fällen die Austrocknung der Schleimhäute durch den vorsichtigen Gebrauch von Mundpflegestäbchen und Sprühflaschen verhindert.

Dann demonstriert Nitsch, wie Unruhe durch das Drücken bestimmter Akupressurpunkte am Handgelenk gelindert werden kann. „Haben Sie Mut zur Zuwendung und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Es hilft vielfach, einfach nur die Hand zu halten und Stille auszuhalten.“

Gefühle zeigen ist wichtig

Wie geht man mit den eigenen Gefühlen um, wenn der Tod des geliebten Menschen eingetreten ist? Die meisten Teilnehmenden berichten von depressiven Verstimmungen, die sich in fehlender Energie und im Rückzug vom sozialen Leben äußern. Anderen fällt es leichter, den Tod zu akzeptieren – gerade wenn der Verstorbene schon gebrechlich war und durch die Pflege eine bisher nicht gekannte Nähe entstanden ist, für die man dankbar ist.

Weitere Reaktionen sind das Verleugnen oder Ärger darüber, dass man durch den Tod vor vollendete Tatsachen gestellt wird. „Es gibt einen großen Wunsch, zu Hause zu sterben“, sagt Maren Gulbis, Palliative-Care-Schwester des ambulanten Hospizdienstes der Diakoniestationen Hannover. Sie leitet die Kurse an der Familienbildungsstätte Hannover. „Wir zeigen in unseren Kursen auch, wo man sich als Pflegende Hilfe von außen holen kann. Nur wenn es einem gut geht, kann man anderen helfen.“

Wichtig sei, Vorlieben des Sterbenden zu berücksichtigen: „Beim Befeuchten des Mundes geht es um einen angenehmen Geschmack. Man kann dafür Getränke verwenden, die der Sterbende gerne mochte, zum Beispiel Cola, Bier oder Sekt.“ Und: „Pflegende sollten zeigen, was sie fühlen, denn das spürt das Gegenüber sowieso“, sagt ihre Kollegin Kirstin Richard.

Kurstermine für die Letzte Hilfe unter www.letztehilfe.info